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BUSINESSPLAN
MÄRZ 2016
InnoMedicas liposomales Glykan-
Targeting verbessert die Wirksamkeit
der Chemotherapie bei gleichzeitig
reduzierten Nebenwirkungen.
“
SEITE 03
InnoMedica ist ein Schweizer Startup-Unternehmen mit
dem Ziel, eine innovative Krebstherapie zu entwickeln und
auf dem Schweizer und internationalen Markt einzuführen.
Mittels liposomalem Glykan-Targeting wird die Chemothe-
rapie in erhöhter Konzentration in das Tumorgewebe ge-
bracht. Dies führt zu einer verbesserten Wirksamkeit bei
gleichzeitig reduzierten Nebenwirkungen. Das zugrundelie-
gende Projekt Talidox wurde 2013 mit der Übernahme der
japanischen Yamazaki-DDS Co., Ltd. gestartet. Durch diese
Transaktion konnte InnoMedica ein umfangreiches Pa-
tentportfolio sowie 20 Jahre Forschungserfahrung auf
dem Gebiet des liposomalen Glykan-Targetings überneh-
men und damit eine optimale Ausgangslage für die Ent-
wicklung von Talidox sicherstellen. Ein liposomaler Targe-
ting-Ansatz mit einem chemotherapeutischen Wirkstoff zu
moderaten Medikamentenpreisen differenziert sich klar
von der personalisierten Medizin im Hochpreissegment.
Aus diesem Grund schätzt InnoMedica den unternehme-
risch unabhängigen Weg am erfolgversprechendsten ein.
Dieser Strategie folgend hat sich InnoMedica mit einer
firmeneigenen Entwicklung und Produktion in Marly
(Freiburg) als operativ eigenständiges Unternehmen auf-
gestellt. Die Produktion ist von Swissmedic GMP-zertifiziert
und hat die Bewilligung für die Herstellung von Arzneimit-
teln erhalten.
InnoMedicas erstes Medikament Talidox verwendet einen
gängigen Chemotherapie-Wirkstoff, Doxorubicin, und ver-
packt diesen biochemisch neu. Als Verpackung dienen
100 Nanometer kleine Lipidhüllen. Diese sogenannten
Liposomen werden an der Oberfläche modifiziert und
mit Glykan-Molekülen beschichtet. Diese Struktur macht
die Liposomen für das Immunsystem unsichtbar und die
Glykan-Moleküle haben die Fähigkeit, im Körper über ein
mehrstufiges Targeting Krebszellen aufzuspüren. Sobald
die Liposomen in der Krebszelle angekommen sind, öffnet
sich die Lipidhülle und der Inhalt, Doxorubicin, wird freige-
setzt. So kann der Tumor zielspezifisch adressiert und be-
handelt werden.
Die Entwicklungsarbeiten von Talidox seit Projektbeginn
haben zu drei substantiellen technischen Innovationen ge-
führt: das Verfahren zur Beladung des Liposoms mit Wirk-
stoff, die Auswahl der geeigneten Glykane sowie das An-
binden der Glykane am Liposom. Aktuelle Forschung in
Tiermodellen belegt die erhöhte Konzentration im Tumor-
gewebe und die hohe Wirksamkeit gegen die Vermeh-
rung der Krebszellen. Die Nebenwirkungen, gemessen am
Gewichtsverlust der Tiere, sind zudem bei der Therapie
mit Talidox deutlich reduziert. Zurzeit konzentriert sich
die Entwicklung auf die weitere Optimierung der Targe-
ting-Funktion und die Evaluation zusätzlicher Wirkstoffe.
InnoMedica plant, noch im laufenden Jahr eine erste
Produktvariante festzulegen und diese anschliessend
in der Klinik zu testen. In Zusammenarbeit mit der
Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebs-
forschung (SAKK) wurde ein entsprechendes Projekt für
die Studie Phase I/IIa bereits weitgehend erarbeitet und
mit CHF 1.6 Mio. budgetiert. Zur Studienfinanzierung sowie
der Finanzierung des Betriebsaufwandes während den
klinischen Studien ist eine Kapitalerhöhung per 31. Mai
2016 für die Beschaffung von CHF 4.4 Mio. (und einem
Greenshoe von CHF 845‘000) geplant. Sobald die klini-
schen Phase II Studien die Wirksamkeit des Produkts beim
Patienten bestätigen, ist eine weitere Kapitalerhöhung mit
Börsenkotierung ab Ende 2018 vorgesehen. Diese schafft
nicht nur die Voraussetzung für eine schnelle Marktein-
führung in der Schweiz, sondern auch für eine schrittweise
Erschliessung des internationalen Marktes - zuerst in
Deutschland, später unter Einbezug von Vertriebspartnern
in weiteren Ländern Europas und anschliessend in den
USA. InnoMedica erwartet erste Einnahmen aus Verkäufen
in der Schweiz frühestens ab Anfang 2019. Die klinische
Evaluation ist somit in einem relativ kurzen Zeitraum
möglich. Dies ist in der Verwendung eines bekannten Wirk-
stoffs begründet. Wirkungsspektrum, Nebenwirkungen und
Patientenpopulationen sind bereits dokumentiert und Inno-
Medica wurde im Registrierungsverfahren von Swissmedic
eine vereinfachte Zulassung verbindlich zugesichert. Ins-
gesamt trägt dieses Wissen zu einer deutlichen Senkung
des Translationsrisikos bei.
InnoMedica wird von einem Team getragen, welches sich
durch eine generationenübergreifende Zusammenarbeit
von erfahrenen Verwaltungsräten und dem General Ma-
nagement mit einem hochqualifizierten jungen Forscher-
team auszeichnet. Bedeutende Aktionäre haben einen Teil
ihrer Aktien zu vergünstigten Konditionen für ein Buy-In-
Programm den Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt. So
wird die junge Generation ohne Verwässerungseffekt in
das unternehmerische Interesse einbezogen. Bisher hat
InnoMedica in vier Finanzierungsrunden das Kapital be-
reits um CHF 3.3 Mio. erhöht. Das von den Aktionären
entgegengebrachte Vertrauen ist für das ganze Team
eine grosse Motivation. Nur durch das gemeinsame
Engagement der Aktionäre und des InnoMedica-Teams ist
es möglich, das Projekt Talidox zum Erfolg zu führen.
EXECUTIVE
SUMMARY
SEITE 04
INHALTS-
VERZEICHNIS
01 UNTERNEHMENSZIEL
Talidox 6
InnoMedica 7
02 TECHNOLOGIE UND PRODUKT
Wissenschaftliche Grundlagen 9
Produktentwicklung 14
Klinische Studien in Schweizer Spitälern 23
03 INFRASTRUKTUR 29
04 TEAM 36
05 MARKT UND KONKURRENZ
Markt 42
Vermarktung 43
Konkurrenz 46
Schutzrechte 50
06 RISIKOANALYSE 52
07 FINANZEN
Finanzplanung 55
Finanzierung 60
08 ANHANG
Literaturübersicht zur Vertiefung 66
SEITE 05
Das Engagement von bereits
mehr als 160 Aktionären ist für
das InnoMedica-Team eine grosse
Motivation, Talidox gemeinsam
bis zum Patienten zu bringen.
“
SEITE 06
01 UNTERNEHMENSZIEL
Die allermeisten werden im Laufe ihres Lebens mit dem
Thema Krebs in der Familie oder im Bekanntenkreis
konfrontiert. InnoMedica hat sich zum Ziel gesetzt, die
Krebstherapie mit einem neuartigen Ansatz massgeblich
zu verbessern. Dabei strebt InnoMedica für die Kosten
der Therapie ein nachhaltig sozialverträgliches Niveau
an. Kernelement des im Januar 2013 initiierten Projekts
Talidox (Targeted Liposomal Doxorubicin, TLD-1) ist die
Entwicklung eines Krebsmedikaments, welches diese Ziel-
setzung erreichen kann und in der Lage ist, dem heutigen
Trend nach immer teureren Behandlungen entgegenzu-
wirken.
TALIDOX™
Dem neuen Medikament Talidox liegt eine patentgeschütz-
te Technologie zugrunde, welche Krebsmedikamente mit-
tels natürlicher Nanocontainer gezielt zum Tumor trans-
portiert. Die Nanocontainer sind der Funktionsweise von
Immunzellen nachempfunden. Sie sind mit Liganden
bestückt, sodass sie – ähnlich wie die weissen Blutkörper-
chen – Signale eines Tumors erkennen, diesen bis zum
Tumor folgen und das Medikament direkt im Tumor frei-
setzen können.
Mit der innovativen Technologie des Glykan-Targetings
verbessert InnoMedica die herkömmliche, systemische
Anwendungspraxis der Chemotherapie und erreicht eine
erhöhte Wirkstoffkonzentration im Tumorgewebe. Dies
verstärkt die therapeutische Wirkung und reduziert gleich-
zeitig die Nebenwirkungen (Abbildung 1).
Aktuelle Forschungsresultate belegen die Wirksamkeit der
patentgeschützten Technologie von Talidox. InnoMedica
beabsichtigt, Talidox nach pharmazeutischen Standards in
firmeneigenen, GMP-zertifizierten Labors in der Schweiz
selbst zu produzieren und die Behandlung ab 2019 schritt-
weise Patienten weltweit zugänglich zu machen. Als un-
abhängiges Unternehmen will InnoMedica damit einen
nachhaltigen Beitrag zu einer effektiven, schonenden und
bezahlbaren Krebstherapie leisten. Abbildung 2 zeigt die
drei Schlüsselelemente von Talidox und die daraus abge-
leiteten Vorteile für die Krebsbehandlung.
In der Forschung erhalten liposomale Transportsysteme
und deren Navigation mittels Oberflächenmodifikationen
zunehmend Aufmerksamkeit. Jegliche Form von Ent-
zündung wird vom Immunsystem gemäss dem von Inno-
Medica angewendeten Prinzip im Körper aufgespürt. Des-
halb bietet InnoMedicas Technologie nicht nur grosse
Vorteile bei der Behandlung von Krebs, sondern auch
bei vielen anderen Krankheiten mit begleitenden Entzün-
dungsprozessen wie Arthritis, Rheuma oder Arterioskle-
rose. InnoMedica unterhält eine Anzahl nationaler und
internationaler Forschungskollaborationen zur Entwick-
lung von Anwendungen gegen solche Krankheiten. Diese
Kooperationen liefern wertvolle Erkenntnisse, die vorerst
für die Anwendung in der Onkologie nützlich sind, später
aber auch attraktive Möglichkeiten für die Nutzung der
Technologieplattform in anderen Anwendungsbereichen
bieten.
ABBILDUNG 1 Vergleich heute gängiger Chemotherapie und Talidox. Der Wirkstoff (türkis dargestellt) konzentriert sich bei Talidox hauptsächlich im
Tumorgewebe. Das aktive mehrstufige Targeting kann zu zwei Verbesserungen führen: Die Wirksamkeit wird erhöht und die Nebenwirkungen auf ein
Minimum reduziert.
HEUTIGE CHEMOTHERAPIE NEUE THERAPIE MIT TALIDOX
GANZER
KÖRPER
VERTEILUNG DES
WIRKSTOFFS
GEZIELT
IM TUMOR
WIRKSAMKEIT
NEBENWIRKUNGEN
SEITE 07
INNOMEDICA
InnoMedica hat heute Standorte in Bern und Zürich
(Management, Administration), Marly (Produktion), Zug
(Hauptsitz) und Ibaraki (Japan, Yamazaki-DDS Co., Ltd.).
Ursprünglich wurde InnoMedica Holding AG im Jahr
2000 als Finanzgesellschaft mit Hauptsitz in Zug ge-
gründet. Anfänglich hat das Unternehmen hauptsäch-
lich Investitionen im Bereich der Biochemie und Medizin
getätigt. Nach dem massiven Einbruch im Aktienmarkt
in Folge der Ereignisse vom 11. September 2001 wurde
das Unternehmen in einem Turn-Around-Projekt von
Dr. Herbert Früh und Dr. Peter Halbherr vorerst stabili-
siert und dann schrittweise auf Investitionen in Start-
up-Unternehmen neu ausgerichtet. Erste Investitionen im
Bereich der liposomalen Targeting-Systeme erfolgten im
Jahr 2010 durch die Übernahme entsprechender Patente
von Dr. Denis Bron. Im Jahr 2012 entstand auf Initiative
des Projektleiters Pascal Halbherr mit Unterstützung
von Stéfan Halbherr und Andrea Zurkirchen der Kontakt
mit Dr. Noboru Yamazaki, der durch die Integration der
Yamazaki-DDS Co., Ltd. im Frühjahr 2013 seine bedeuten-
den Patente im Bereich des Glykan-Targetings bei Inno-
Medica einbrachte.
InnoMedica hat sich seither zu einem rein operativ täti-
gen Pharmaunternehmen gewandelt. Ein Verkauf des
Unternehmens wird nicht angestrebt. Vielmehr will Inno-
Medica ein unabhängiges, von einem breiten Aktio-
nariat getragenes Schweizer Pharmaunternehmen sein.
Diese Unabhängigkeit ist eine strategische Voraussetzung
für das Erreichen des Ziels, Talidox bis zum Patienten und
in einen weltweiten Markt zu bringen. Pharmakonzerne
mit einer Hochpreisstrategie sehen beim Einsatz von
InnoMedicas Targeting Technologie in onkologischen
Anwendungen eine Konkurrenzierung teurer, eigener
Medikamente. Deshalb ist es für sie naheliegend, die
liposomale Technologie eher mit anderen Wirkstoffen als
den im Generikamarkt günstig erhältlichen Zytostatika
zu kombinieren. Dies wäre jedoch weiter im Einklang mit
der vorherrschenden Hochpreispolitik. InnoMedicas Er-
fahrungen aus der Präklinik weisen aber darauf hin, dass
die Zytostatika ein effizientes Mittel für die Krebsbekämp-
fung sind. Als Problem präsentieren sich vielmehr die Ne-
benwirkungen durch die systemische Verabreichung des
Medikaments, die sich mit einem Targeting wirkungsvoll
reduzieren lassen.
Doxorubicin =
Chemotherapie
Bekannter
Wirkstoff
Einfachere
Translation,
klinische Studie
und Registrierung
ABBILDUNG 2 Schematische Darstellung der drei Schlüsselelemente von
Talidox sowie die daraus abgeleiteten Vorteile des neuen Medikaments.
Targeted =
Navigationssystem
Liposomal =
Transportmittel
Aktive
Akkumulation
im Tumor
Schutz beim
Transport durch
den Blutkreislauf
Bessere
Wirksamkeit
Weniger
Nebenwirkungen
und Ermöglichung
längerer
Behandlungszyklen
TALIDOX
ZIELE VON INNOMEDICA:
• Entwicklung, Produktion und Vermarktung von
Talidox, einer neuartigen Krebstherapie, welche
- effizient wirkt
- Nebenwirkungen auf ein Minimum reduziert
- bei einer breiten Therapieanwendung zu
sozialverträglichen Kosten weltweit vermarktet
werden kann
• Aufbau einer Medikamenten-Pipeline für zahl-
reiche medizinische Anwendungen basierend auf
InnoMedicas Targeting-Technologie.
• Beibehaltung der Unabhängigkeit des Unterneh-
mens mit einem Aktionariat, welches in einer
breiten Öffentlichkeit verankert ist und von einem
stabilen Kernaktionariat getragen wird.
• Börsengang nach dem Wirksamkeitsnachweis
von Talidox im Menschen.
SEITE 08
SEITE 09
02 TECHNOLOGIE UND PRODUKT
InnoMedicas patentierte Technologie des Glykan-Tar-
getings folgt dem Navigationsprinzip der Immunzellen
und fungiert als Plattformtechnologie mit Anwendungs-
möglichkeiten in verschiedenen Bereichen. Mit dem Pro-
dukt Talidox wird InnoMedica die Technologie in einem ers-
ten Schritt in der Onkologie Patienten zugänglich machen.
WISSENSCHAFTLICHE
GRUNDLAGEN
Das theoretische Konzept von Talidox lässt sich in drei
Teile gliedern: Aufbau des Nanocontainers, Funktions-
weise des Glykan-Targetings – also die Reise des Wirkstoffs
von der Injektion bis zur Krebszelle – sowie die Wirkstoff-
freisetzung in der Krebszelle.
AUFBAU DES LIPOSOMS
Die Targeting-Technologie von InnoMedica basiert auf
Liposomen mit einer intelligenten Oberflächenstruktur.
Damit der Wirkstoff sein Ziel – die Krebszelle – erreichen
kann, ohne im gesunden Gewebe unnötig Schaden zu ver-
ursachen, müssen drei Bedingungen erfüllt sein:
• Schutzfunktion
Der toxische Wirkstoff muss verpackt sein.
• Targeting-Funktion
Die wirkstoffbeladenen Nanocontainer müssen
spezifisch an die Krebszellen adressiert sein.
• Ausscheidungsfunktion
Der Wirkstoff, welcher nicht in den Tumor gelangt, muss
ohne Interaktion mit dem Stoffwechsel den Organismus
wieder verlassen.
Bei einer Chemotherapie mit Talidox wird der Wirkstoff
Doxorubicin von einer Lipidhülle umgeben. Die Lipide
bilden Liposomen, welche aus einer doppelwandigen
Lipidmembran bestehen, die einen Hohlraum umschliesst.
Auf der Oberfläche der Liposomen werden Proteine und
Zuckermoleküle (Glykan-Liganden) zur Adressierung der
Krebszellen angebracht (Abbildung 3). Das ganze Paket
ist etwa 100 Nanometer bzw. ein Zehntausendstel Millime-
ter gross und kann über eine mehrstufige Rezeptor-Kas-
kade Krebszellen im Körper aufspüren.
Der Aufbau der Lipidhülle beeinflusst die Schutz- sowie die
Ausscheidungsfunktion wesentlich. Je nach Zusammen-
setzung der Lipide wird das Liposom schneller oder lang-
samer aufgelöst, bevor es den Wirkstoff freisetzt. Idealer-
weise geschieht dies erst im Innern der Krebszelle, deren
chemische Eigenschaften die Auflösung des Lipidmantels
bewirken. Die Verweildauer im Blutstrom ist dabei so
einzustellen, dass das Liposom nicht sofort ausgeschieden
wird, aber auch nicht unnötig lange im Blutstrom zirku-
liert und am Ende die Reinigungsorgane belastet. Die Kon-
struktion eines Liposoms, welche diese Schlüsselfaktoren
berücksichtigt, ist somit eine wesentliche Voraussetzung
für die anschliessende Oberflächenmodifikation und ein
funktionierendes Glykan-Targeting.
ABBILDUNG 3 Aufnahme des InnoMedica-Liposoms mit einem Elektronen-
rastermikroskop (links) und entsprechender schematischer Aufbau des
Liposoms (rechts).
LEGENDE Lipide Doxorubicin Zuckermolekül
(Glykan)
VORTEILE VON INNOMEDICA-LIPOSOMEN:
• CHEMISCHE STABILITÄT: Die Kombination von
natürlichen Lipiden in den richtigen Mengenverhält-
nissen führt zu chemisch stabilen, unilamellaren Li-
posomen.
• OPTIMALE VERWEILDAUER: Der Lipidmantel ist so
aufgebaut, dass die Liposomen Zeit haben, über die
Targeting-Funktion in das Gewebe zu gelangen. Der
Rest wird innert weniger Tage über Leber und Niere
ausgeschieden.
• IMMUNTOLERANZ: Die Oberfläche des Liposoms
ist so modifiziert, dass es als körpereigener Blut-
bestandteil akzeptiert und vom Immunsystem nicht
angegriffen wird. Diese Immuntoleranz macht wie-
derholte Behandlungen unproblematisch.
• MULTIFUNKTIONALITÄT: Die Liposomen können mit
unterschiedlichen Wirkstoffen beladen und für ver-
schiedene medizinische Anwendungen eingesetzt
werden.
SEITE 10
DAS GLYKAN-TARGETING
Die Liposomen werden dem Patienten intravenös in die
Blutbahn injiziert. Über die Blutgefässe verbreiten sich
die Liposomen im ganzen Körper, wo sie nun grossen
physikalischen Kräften ausgesetzt sind. Damit die Lipo-
somen nicht auseinanderbrechen und ihre Ladung früh-
zeitig freisetzen, müssen sie möglichst stabil gebaut
sein. Um die Krebszellen aufspüren zu können, müssen
sie zudem über längere Zeit vor den körpereigenen
Reinigungsmechanismen getarnt sein. Die Oberflächen-
modifikationen von Talidox helfen den Liposomen diese
Tarnung zu erreichen und im Blutkreislauf über einen
längeren Zeitraum frei zu zirkulieren.
Krebsgewebe benötigt aufgrund der unkontrollierten
Zellteilung besonders viele Nährstoffe und baut deshalb
eine eigene Blutversorgung auf (Angiogenese). Die neu
ausgebildeten Blutgefässe sind durchlässiger und so
können im Krebsgewebe Liposomen bereits ohne ak-
tives Targeting leichter aus der Blutbahn austreten.
Dank des Glykan-Targetings kann Talidox das Krebs-
gewebe aktiv erkennen. Dabei wird ein Mechanismus
genutzt, welcher von der Natur bereits seit Millionen
von Jahren erprobt ist. Befinden sich im Körper kranke
Zellen, geben diese ein Signal in die Blutbahn (Lek-
tin-Rezeptor), um Immunzellen anzulocken. Kommen
die Immunzellen an diesen Signalen in Form von Entzün-
dungsrezeptoren vorbei, erkennen sie dieses auf Glykan-
Liganden basierende Schlüssel-Schlossprinzip (Abbil-
dung 4). Die Immunzellen binden an diese Signale und
dringen anschliessend durch die Wand des Blutgefässes
ins umliegende Gewebe zu den kranken Zellen vor, um
diese entweder zu entfernen oder zu reparieren.
ABBILDUNG 4 Schematische Darstellung (links) und hochauflösende Gammastahlen-Kristallographie (rechts) der Liganden-Rezeptoren-Interaktion (Schlüs-
sel-Schlossprinzip).
GLYKAN-LIGAND
LEKTIN-REZEPTOR
LIPOSOM
BLUTGEFÄSSWAND
LEKTIN-REZEPTOR
LIPOSOM
GLYKAN-LIGAND
BLUTGEFÄSSWAND
SEITE 11
ABBILDUNG 5 Schematische Darstellung des Angriffs von Immunzellen
und Talidox-Liposomen auf Krebszellen. Die Krebszellen bewirken die
Bildung von Rezeptoren (gelbe Härchen) an der Blutgefässwand. Sowohl
Immunzellen als auch Liposomen lagern sich an diesen Rezeptoren an
und dringen durch die Blutgefässwand ins umliegende Gewebe ein. Die
Krebszelle präsentiert selbst ebenfalls Rezeptoren auf der Oberfläche,
welche von den Immunzellen und den Liposomen gleichsam erkannt
werden. Die Liposomen können anschliessend in die Krebszelle eindringen
und ihren Wirkstoff freisetzen.
LEGENDE
KrebszelleImmunzellegesunde ZelleLiposom
Analog zu den Immunzellen nutzen die Liposomen von Ta-
lidox dieses auf Glykanen basierende, natürliche Schlüs-
sel-Schlossprinzip, um Krebszellen aufzuspüren (Ab-
bildung 5). Die Glykane auf der Liposomen-Oberfläche
binden an die Rezeptoren der Blutgefässinnenwand.
Dort verlassen die Liposomen die Blutbahn und gelan-
gen ins umliegende Gewebe. Anders als gesunde Zellen
präsentieren Krebszellen Rezeptoren, welche von den
Immunzellen und dank der Targeting-Technologie auch
von den Liposomen erkannt werden. Die Fähigkeit der
Krebszellen zur Deaktivierung der Immunzellen ver-
hindert jedoch einen Angriff. Die von den Liposomen
ausgehende Gefahr wird hingegen von den Krebszellen
nicht erkannt. Die Liposomen werden von den Krebszel-
len aufgenommen und können ihren Inhalt, den Wirk-
stoff, im Zellinnern freisetzen.
VORTEILE VON INNOMEDICAS
GLYKAN-TARGETING:
• DIE NATUR MACHT ES VOR: Mit Glykan-Targeting ist
es möglich, auf natürliche Weise medizinische Wirk-
stoffe gezielt in kranke Zellen zu transportieren.
• MULTIFUNKTIONALITÄT: Durch die Wahl von unter-
schiedlichen Glykanen können unterschiedliche Or-
gane und Krankheiten angesteuert werden.
• PATENTSCHUTZ: Das Glykan-Targeting ist in den
USA, Europa und Japan patentgeschützt.
WELTNEUHEIT GLYKAN-TARGETING:
Zuckermoleküle imitieren das natürliche
Targeting des Immunsystems und finden
so erkrankte Zellen im Körper –
InnoMedicas patentgeschützte
Innovation. (US 7,070,801 B2)
“
SEITE 12
1
2
5
3 4
DIE WIRKSTOFFFREISETZUNG
Im Tumorgewebe angekommen ist die Reise der Lipo-
somen noch nicht zu Ende. Die Liposomen müssen nun in
die Krebszellen eindringen und dort ihren Wirkstoff frei-
setzten, damit dieser seine Wirkung entfalten kann. Das
Eindringen des Liposoms ins Zellinnere (Endozytose) ist
vergleichbar mit dem trojanischen Pferd. Dieser Prozess
läuft in fünf Stufen ab und wird in der Abbildung 6 ver-
anschaulicht:
1 ANDOCKEN: Das Liposom dockt an der Oberfläche
der Krebszelle an. Dabei kommt dasselbe Schlüs-
sel-Schlossprinzip wie beim Verlassen der Blutbahn zur
Anwendung.
2 EINSTÜLPUNG: Nach der Bindung des Liposoms an die
Zelloberfläche stülpt sich diese ein und ummantelt dabei
das Liposom.
3 ABSCHNÜRUNG: Die Einstülpung wird von der Zell-
wand abgeschnürt und wandert als eigenständiges Kom-
partiment (Endosom) Richtung Zellkern.
4 MEMBRANFUSION: Der hohe Säuregehalt im Innern
des Endosoms führt dazu, dass sich die Hülle des Lipo-
soms mit dem Endosom verbindet.
VORTEILE DER ENDOZYTOSE VON
INNOMEDICA-LIPOSOMEN:
• Dank geschickter Wahl der Lipide und Glykane kön-
nen die Liposomen von InnoMedica erfolgreich in die
Zielzellen eindringen und dort ihren Wirkstoff frei-
setzen.
• Die Liposomen folgen der Logik des trojanischen
Pferdes, welches trotz Abwehrvorrichtungen erfolg-
reich eindringen und seine Wirkung entfalten kann.
ABBILDUNG 6 Schematische Darstellung der Endozytose und der Wirkstofffreisetzung.
5 WIRKSTOFFFREISETZUNG: Durch die Fusion des Lipo-
soms mit dem Endosom kann nun der Inhalt des Liposoms
ungehindert in der Nähe des Zellkerns austreten. Das in
den Talidox-Liposomen enthaltene Doxorubicin inhibiert
im Zellkern die DNA Replikation. Dadurch wird eine weitere
Zellteilung verhindert und das Wachstum des Krebsgewe-
bes unterbunden.
SEITE 13
Dr. Patrick Buschor, Medical & Regulatory Affairs, Qualitätssicherung
SEITE 14
PRODUKTENTWICKLUNG
Von einer empirisch abgestützten Theorie bis zu einem
beim Patienten einsetzbaren, wirksamen Medikament sind
viele Herausforderungen zu bewältigen. Bei der Entwick-
lung des neuen Drug Delivery Systems von InnoMedica
stehen hauptsächlich drei Bereiche im Fokus und sollen im
Folgenden präsentiert werden: Aufbau und Eigenschaften
des neuen Medikaments, Forschungsergebnisse zur Funk-
tionalität entlang des Weges des Liposoms zur Krebszelle
und Analysen zur Wirkstofffreisetzung und Wirksamkeit.
Das Potential neuer Medikamente ist immer im Vergleich
mit bereits bestehenden Behandlungen abzuschätzen. Für
Talidox sind dabei insbesondere zwei Vergleichsmedika-
mente von Bedeutung:
ADRIBLASTIN: Eine auf dem Wirkstoff Doxorubicin
basierende Chemotherapie, welche zahlreiche Neben-
wirkungen hervorruft. Der Wirkstoff Doxorubicin wird dem
Patienten mittels Infusion in seiner Reinform verabreicht
und verbreitet seine Wirkung als systemische Therapie un-
gehindert im gesamten Körper.
CAELYX (DOXIL): Eine Chemotherapie, bei welcher
Doxorubicin ähnlich wie bei Talidox liposomal enkapsuliert
wird. Die Caelyx-Liposomen sind jedoch anders aufgebaut
und haben keine aktiven Targeting-Eigenschaften.
HERSTELLUNG DES LIPOSOMS
Die Produktion von InnoMedicas Liposomen gliedert sich
in drei Phasen:
LEERE LIPOSOMEN: Das von InnoMedica entwickelte Ver-
fahren zur Herstellung leerer Liposomen basiert auf einer
einzigartigen Lipid-Zusammensetzung sowie besonderen
Verfahrensschritten, welche es den Lipiden ermöglichen,
sich auf natürliche Art zu Liposomen zu formieren. Dabei
entstehen stabile, homogene Liposomen mit geringen
Grössenunterschieden, welche als Basis für alle weiteren
Prozessschritte dienen.
BELADEN DER LIPOSOMEN: Im nächsten Produktions-
schritt erfolgt die Beladung der Liposomen mit dem
gewünschten medizinischen Wirkstoff. Im Fall von Talidox
wird Doxorubicin in die Liposomen enkapsuliert.
OBERFLÄCHENMODIFIKATION: In der finalen Phase
wird die Oberfläche der Liposomen mit Proteinen, funk-
tionalen Linkern und Glykanen bestückt. Diese Ober-
flächenmodifikation macht das Liposom biologisch intel-
ligent und ermöglicht das gewebespezifische Ansteuern
der kranken Zellen im Organismus mittels Rezeptor-
Ligand Interaktion (Schlüssel-Schlossprinzip).
InnoMedica hat bei der Herstellung von Talidox entschei-
dende Prozessinnovationen implementiert. Diese können
aus schutzrechtlichen Gründen nicht im Detail beschrie-
ben werden. Ein Vergleich mit Caelyx ist jedoch möglich:
Im Gegensatz zu InnoMedicas Talidox wird bei Caelyx das
Extrusionsverfahren angewendet. Dieses presst die Lipide
bei hohem Druck und hohen Temperaturen in die ge-
wünschte Form. Es entstehen heterogene und teilweise
mehrhüllige Liposomen mit Einschlüssen. Abbildung 7 ver-
gleicht die Talidox-Liposomen mit den Liposomen von
Caelyx, wobei insbesondere die Unterschiede bezüglich
der Grössenverteilung und der Einschlüsse sichtbar sind.
Abbildung 8 zeigteineausAufnahmenmitdemElektronen-
rastermikroskop errechnete dreidimensionale Darstellung
der Talidox-Liposomen. Diese sind gleichmässig rund und
haben wenig Variation in der Grössenverteilung.
Bei der Herstellung von Liposomen ist das Augenmerk
besonders auf zwei Faktoren zu legen: Die Stabilität
der Liposomen und deren Beladung mit dem Wirkstoff.
Diese beiden Faktoren sind besonders wichtig, da bereits
zahlreiche Projekte mit Liposomen an diesen Hürden ge-
ABBILDUNG 7 Aufnahmen mit dem Elektronenrastermikroskop von Inno-
MedicasTalidox-Liposomen(links;aufgenommenamAdolpheMerkleInstitut
der Universität Freiburg) und den Liposomen von Caelyx (rechts; publiziert
in Szebeni, Barenholz, et al. (2012), Liposome-induced complement activa-
tion and related cardiopulmonary distress in pigs: factors promoting reac-
togenicity of Doxil and AmBisome).
TALIDOX
100nm 100nm
CAELYX
scheitert sind. InnoMedica konnte mit dem innovativen
Produktionsverfahren sowohl bei der Stabilität als auch
beim Beladen der Liposomen überzeugende Lösungen
entwickeln.
STABILITÄT: Den grössten Einfluss auf die Stabilität hat
der erste Produktionsschritt der Herstellung leerer Lipo-
somen. Dank einem schonenden Herstellverfahren, bei
welchem sich die Lipide auf natürliche Art zu Liposomen
formieren, bleiben die Talidox-Liposomen auch ohne Bei-
mischung zusätzlicher Stabilisatoren in ihrer natürlichen
Form über einen langen Zeitraum stabil. Eine Methode
zum Stabilitätsnachweis ist der Vergleich der Grössen-
verteilung zu mehreren Zeitpunkten. Zersetzen sich die
Liposomen oder zerfallen sie in ihre Bestandteile spiegelt
sich dies in einer Veränderung der Grössenverteilung
wider. Abbildung 9 zeigt die Grössenverteilung der Talidox-
Liposomen unmittelbar nach der Fertigstellung sowie
zwei Monate später. Die Grössenverteilung ist nahezu
identisch und lässt auf die guten Stabilitätswerte der
Talidox-Liposomen schliessen.
ENKAPSULIERUNG DES WIRKSTOFFS: Ein limitier-
ender Faktor der Liposomen-Technologie kann die Wirk-
stoffmenge sein, welche in die Liposomen geladen werden
kann. Diese sollte so hoch sein, dass für die Patienten eine
maximal effiziente Therapie ermöglicht wird. Im Herbst
2014 hat InnoMedica zum ersten Mal erfolgreich eine neue
Methode zur Beladung von Liposomen mit grösseren Wirk-
stoffmengen getestet. Im Juni 2015 ist der entscheidende
Durchbruch in der Enkapsulierungsfrage gelungen und
der „Remote Load“ konnte als Produktionsschritt etabliert
werden. Ausschlaggebend waren sowohl Veränderungen
im chemischen Konzept der Wirkstoffeinbindung als auch
Änderungen in den Parametern des Ladeverfahrens.
VORTEILE DER LIPOSOMEN-PRODUKTION
VON INNOMEDICA:
• Das Produktionsverfahren ermöglicht die Herstel-
lung von Liposomen im Litermassstab.
• Das Ladeverfahren (Remote Load) ermöglicht die
Einbindung fast jedes beliebigen medizinischen
Wirkstoffs ins Liposom in ausreichenden Mengen.
• Die Lipide befinden sich während der Produktion in
einem natürlichen energetischen Gleichgewicht, was
zu besonders stabilen Liposomen führt.
ABBILDUNG 8 3D gerenderte Darstellung der Talidox-Liposomen, basier-
end auf Cryo-tomo TEM Aufnahmen (Adolphe Merkle Institute, Universität
Freiburg).
ABBILDUNG 9 Vergleich der Grössenverteilung
der Talidox-Liposomen mittels Tunable Resistive
Pulse Sensing (TRPS).
8007006005004003002001000
8007006005004003002001000
LIPOSOMEN-DURCHMESSER (nm)
LIPOSOMEN-DURCHMESSER (nm)
UNMITTELBAR NACH FERTIGSTELLUNG
ZWEI MONATE NACH FERTIGSTELLUNG
HÄUFIGKEITHÄUFIGKEIT
SEITE 16
Pascal Halbherr, Produktions- und Projektleiter
SEITE 17
STUDIENERGEBNISSE ZUM
GLYKAN-TARGETING
Damit der patentgeschützte Targeting-Mechanismus von
InnoMedica optimal wirken kann - also die Liposomen
im Blutstrom durch die Rezeptoren angehalten werden,
in das Gewebe eindringen und dort den Weg bis in die
Krebszelle finden - muss das Schlüssel-Schlossprinzip
biologisch funktionieren können. Die zu den Rezeptoren
passenden Liganden (spezifische Glykane) müssen auf der
Liposomenoberfläche vorhanden sein.
REZEPTOREN
Die Präsenz der Rezeptoren, welche von den Glykanen an-
gesteuert werden, hat InnoMedica mittels Rezeptor-Expres-
sionsdaten analysiert. Diese Daten basieren auf tausenden
menschlichen Gewebsproben, wobei die Häufigkeit des Auf-
tretens von Rezeptoren systemisch in einer Datenbank der
Firma Genevestigator erfasst wurde. Für Talidox sind drei
Rezeptoren relevant:
E-SELECTIN: Sobald umliegendes Gewebe krank und ent-
zündet ist, wird dieser Rezeptor an der Blutgefässwand
präsentiert. InnoMedicas Auswertung der Expressions-
daten zeigt, dass dieser Rezeptor in Blutgefässwänden von
entzündetem Gewebe rund 54-mal häufiger vorkommt als
in Blutgefässwänden von normalem Gewebe (Abbildung
10). Hinzu kommt, dass dieser Rezeptor in normalen Blut-
gefässwänden intrazellulär gespeichert vorliegt und für das
Liposom unzugänglich ist. Erst durch die Entzündung wird
er hochreguliert und auf der Zelloberfläche präsentiert.
GALEKTIN-1 UND GALEKTIN-3: Diese Rezeptoren
werden auf der Zelloberfläche von zahlreichen Krebs-
zellen präsentiert (Abbildung 11). Der von Herceptin ver-
wendete HER2-Rezeptor dient als Vergleich.
LIGANDEN
Die Liganden müssen in Form von Glykanen auf der Lipo-
somen-Oberfläche befestigt werden. Bei der Oberflächen-
modifikation der Liposomen müssen insbesondere die fol-
genden drei Parameter berücksichtigt werden:
ART DER GLYKAN-MOLEKÜLE: Die Glykan-Moleküle
werden so ausgewählt, dass sie mit den Zellwänden der
Blutgefässe im Tumor sowie den Tumorzellen selbst inter-
agieren und an die dort vorhandenen Rezeptoren binden
können. Für dieses gewebespezifische Targeting kommt
eine Vielzahl an Glykan-Molekülen in Frage. InnoMedica
hat in mehreren Versuchen systematisch die Funktiona-
lität verschiedener Glykan-Moleküle evaluiert und zusam-
men mit dem Mario Negri Institute for Pharmacological
Research eine Methode entwickelt, welche die Ansamm-
lung der Liposomen (mit oder ohne Glykan-Targeting) in
verschiedenen Organen im Mäusekörper sichtbar macht.
Durch die Ladung von Kontrastmittel in die Liposomen
konnte InnoMedica die Wirkung des Glykan-Targetings
mittels Infrarotscans im Tierorganismus sichtbar machen
(Abbildung 12). Der Vergleich der Substanzverteilung mit
und ohne Glykan-Targeting nach vier Stunden zeigt, dass
die mit Glykanen bestückten Liposomen im Tumor akku-
mulieren. Im Gegensatz dazu sammeln sich Liposomen
ohne Glykan-Targeting in der Leber an. Die Targeting-Tech-
nologie von InnoMedica vermag somit die Verteilung
von Wirkstoffen im Körper aktiv zu beeinflussen. Dabei
werden sowohl die Wirksamkeit als auch die Nebenwirk-
ungen adressiert. Diese Beweisführung verdeutlicht auf
eindrückliche Weise das Potential von InnoMedicas Talidox-
Liposomen im lebenden Organismus.
ABBILDUNG 10 Expressionsprofil von E-Selectin in entzündeten Blutgefäs-
sen. Quelle: Genevestigator.
< 12
12
8
8
4
4
0
0
-4
-4
-8
-8
-12
-12
-16
-16<
16 <
16 <
kein Filter kein Filter
Log(2)-ratio Faktor p-Wert
5.13 54.63 0.0015.13 54.63 0.001
LEGENDE
normales Gewebe
entzündetes Gewebe
FAKTOR
15
15
14
14
13
13
12
12
11
11
10
10
9
9
8
8
17
17
16
16
TIEF MITTEL (=IQR) HOCH
Galektin-1: Galektin-3: HER2 (Kontrolle, Rezeptor von Herceptin):
EXPRESSIONSLEVEL
ABBILDUNG 11 Expressionsprofil von Galektin-1 und -3 in Brustkrebs im Ver-
gleich mit HER2 (positiv). Quelle: Genevestigator
SEITE 18
Für eine konzeptionell saubere Beweisführung hat Inno-
Medica zusätzliche Glykane auf den Liposomen angebracht,
welche nicht den Tumor, sondern andere Organe ansteuern,
und deren Einfluss auf die Biodistribution im Tiermodell un-
tersucht. Abbildung 13 zeigt die Verteilung für ein Glykan,
welches in der Lunge akkumuliert. Die Resultate verdeut-
lichen, dass InnoMedica in der Lage ist, mit unterschied-
lichen Glykanen unterschiedliche Organe anzusteuern.
MENGE DER GLYKAN-MOLEKÜLE: Ein wichtiger Faktor
für ein erfolgreiches Glykan-Targeting ist die Menge der
Glykan-Moleküle auf der Oberfläche der Liposomen. Wie
stark die Liposomen an die Rezeptoren binden, hängt von
der Anzahl verfügbarer Bindungsstellen ab.
BEFESTIGUNG DER GLYKAN-MOLEKÜLE: Die Verbin-
dung zwischen Liposom und Glykanen besteht aus zwei
Komponenten. Ein chemisches Linkermolekül sichert die
Kopplung der Glykane. Zudem muss das Glykan so modi-
fiziert werden, dass es mit dem Linker eine feste Verbin-
dung eingehen kann (kovalente Bindung). Erst wenn beide
Bedingungen erfüllt sind, kann das Glykan am Liposom
befestigt werden. Da dieser Prozessschritt für die Tar-
geting-Funktion entscheidend ist, kommt dem Nachweis
einer erfolgreichen Glykan-Kopplung am Liposom mittels
Analytik eine zentrale Rolle zu. Aus diesem Grund hat
InnoMedica eine auf Hydrolyse und anschliessender Chro-
matographie basierende Methode entwickelt, welche
diesen Nachweis ermöglicht. Abbildung 14 zeigt exem-
plarisch die Glykan-Detektion auf den Liposomen. Die Er-
höhung quantifiziert die Menge der Glykan-Moleküle von
Talidox.
ABBILDUNG 14 3-D Spektrum des Glykan-Signales. X-Achse: Retentionszeit
zwischen 154 und 163 Sekunden (2.56-2.71 Minuten). Y-Achse: Signalinten-
sität in Milli-Absorptions-Einheiten (mAU). Z-achse: Wellenlänge in Nano-
meter.
ABBILDUNG 12 Visualisierung der biologischen Verteilung von fluoreszenz-mar-
kierten InnoMedica-Liposomen vier Stunden nach Injektion mittels Optic Imaging
Analyse.
LUNGE
LEBER
TUMOR
LEBER
TUMOR
HOHE
KONZENTRATION
TIEFE
KONZENTRATION
ABBILDUNG 13 Visualisierung einer
biologischen Verteilung nach Aus-
wechslung des Glykans.
TALIDOX MIT GLYKAN-TARGETING TALIDOX OHNE GLYKAN-TARGETING GLYKANVARIANTE
LUNGE
LEBER
LUNGE
TUMOR
STUDIENERGEBNISSE ZU INNOMEDICAS
GLYKAN-TARGETING:
• Mittels diagnostischer Liposomen hat InnoMedica
erfolgreich den Effekt des Glykan-Targetings belegt.
• Unterschiedliche Glykane steuern unterschiedliches
Gewebe an, womit InnoMedica über eine breit an-
wendbare Plattformtechnologie verfügt.
• InnoMedica hat eigene Methoden entwickelt, um
die Glykane auf den Liposomen analytisch nachzu-
weisen und damit einen wichtigen Schritt in der
Qualitätssicherung gemeistert.
SEITE 19
FREISETZUNG DES MEDIKAMENTS
UND WIRKSAMKEIT
FREISETZUNG: Ein effizientes Drug Delivery System
gegen Krebs sollte die Chemotherapie nicht nur zum er-
krankten Gewebe transportieren, sondern den Wirkstoff
in den Krebszellen auch biologisch verfügbar machen, um
das Krebsgewebe am Wachstum zu hindern oder sogar
zu eliminieren. In Zusammenarbeit mit dem Departement
für klinische Forschung der Universität Bern konnte
dieser Vorgang an lebenden Krebszellen sichtbar ge-
macht werden. Abbildung 15 zeigt, wie die Liposomen in
die Krebszelle eindringen und den Wirkstoff freisetzen.
Die grösste Wirkstoffmenge wird dabei in Zellkernnähe
detektiert.
Die Interaktion von Talidox mit den Zellen hat einen be-
deutenden Einfluss auf die therapeutische Wirksamkeit.
Daher ist es wichtig zu verstehen, welche Auswirkungen
unterschiedliche Oberflächenmodifikationen des Lipo-
soms auf die Aufnahme im Krebsgewebe und die Wirk-
stofffreisetzung haben.
Diese Aspekte des Glykan-Targetings sind noch detailliert
empirisch zu untersuchen. Insbesondere in Zusammenar-
beit mit dem Adolphe Merkle Institut (AMI) der Universität
Freiburg elaboriert InnoMedica Fragestellungen in diesem
Bereich. Zu diesem Zweck hat InnoMedica gemeinsam
mit dem AMI bei der Kommission für Technologie und
Innovation (KTI) der Schweizerischen Eidgenossenschaft
einen Antrag auf Forschungsförderung in der Höhe von
CHF 350‘000 zur Unterstützung eines insgesamt auf drei
Jahre ausgelegten Forschungsprojektes eingereicht. Der
Antrag (18641.1 PFNM-NM) wurde am 30. Dezember 2015
in vollem Umfang genehmigt.
WIRKSAMKEIT: Auch für Talidox gilt, das Ganze ist mehr
als die Summe aller Teile. Insofern ist auch für Talidox am
Ende die Wirksamkeit im Patienten das entscheidende
Kriterium. Wie gut ein neues Medikament ist, lässt sich
ausserdem erst in einem Vergleich der Wirksamkeit
mit alternativen Behandlungsmethoden abschliessend
beurteilen. Bevor ein solcher Vergleich bei Patienten
vorgenommen werden kann, muss die Wirksamkeit neuer
Medikamente präklinisch untersucht werden.
Der Transfer der verschiedenen technischen Innovationen
in das definitive Produkt erfolgt schrittweise und erfordert
verschiedene Prüfungen im Tiermodell. In einem ersten
Schritt hat InnoMedica die Performance des Talidox-Lipo-
soms ohne zusätzliches Glykan-Targeting (Base-Vesicle)
überprüft und belegen können, dass die besondere Kon-
struktion des Lipidmantels bereits zu einer wirksamen
Behandlung führt und die Nebenwirkungen deutlich zu
reduzieren vermag. Zu diesem Zweck, hat InnoMedica in
Zusammenarbeit mit dem Mario Negri Institute in krebs-
kranken Mäusen unterschiedliche Behandlungen vergli-
chen. In einer Studie wurden 20 Mäuse in vier identische
Gruppen aufgeteilt. Neben einer Kontrollgruppe wurden
drei Behandlungsgruppen untersucht, welche entweder
Caelyx, freies Doxorubicin oder Talidox erhielten. Über
einen Zeitraum von drei Wochen wurden den behandelten
Gruppen insgesamt sechs Injektionen mit identischen
Wirkstoffdosen verabreicht. Die wöchentliche Wirkstoff-
dosis belief sich auf 7 mg/kg Körpergewicht. Diese Dosis
wurdegemässdenEmpfehlungenderamerikanischenHeil-
mittelaufsichtsbehörde FDA aus der gängigen Dosierung
von Doxorubicin beim Menschen abgeleitet, wo eine Dosis
von rund 2 mg/kg Körpergewicht eingesetzt wird.
Abbildung 16 fasst die Resultate der Tierstudie zusam-
men. Bei der unbehandelten Kontrollgruppe wächst der
Tumor innerhalb von drei Wochen im Durchschnitt auf
über 2000 mg an. Bei allen behandelten Gruppen konnte
jedoch das Wachstum stark eingeschränkt werden. Die Be-
handlung mit Talidox und Caelyx wirkt etwa identisch und
ist im Vergleich zu freiem Doxorubicin deutlich wirksamer.
Die Tumoren der Doxorubicin-Gruppe sind in der dritten
Woche rund 495 mg oder 51% grösser als die Tumoren
der Talidox-Gruppe.
LIPOSOM
ZELLKERN
ABBILDUNG 15 Aufnahme einer lebenden Krebszelle mit eindringenden Li-
posomen und Wirkstoff-Akkumulation im Zellkern (Live Cell Imaging (LCI),
Universität Bern).
SEITE 20
Am Tumorwachstum der Gruppe mit freiem Doxorubicin
ist zu erkennen, dass das verwendete Krebsmodell be-
sonders aggressiv ist. Die Tumoren wachsen trotz Behand-
lung mit einer hohen Dosis von herkömmlicher Chemo-
therapie weiter. Diese Ausgangslage ist gewollt, da nur
so die unterschiedliche Wirkung von Talidox, Caelyx und
freiem Doxorubicin sichtbar gemacht werden kann.
Das zweite entscheidende Kriterium sind die Nebenwirk-
ungen eines Medikaments. Diese lassen sich im Mausmo-
dell über die Entwicklung des Körpergewichts messen. Je
höher das Körpergewicht, desto besser geht es der Maus
und desto weniger Nebenwirkungen hat ein Medikament.
Die Veränderung des Körpergewichts der drei therapier-
ten Gruppen zeigt, dass Talidox deutlich weniger Neben-
wirkungen hat als Caelyx und freies Doxorubicin (Abbil-
dung 17).
Der nächste Schritt besteht im Transfer des Glykan-Tar-
getings von den diagnostischen Liposomen mit Fluo-
reszenz-Ladung (Abbildung 12) auf die Liposomen mit
Doxorubicin-Ladung. Für eine stabile und funktionale
Anbindung der Glykane sind verschiedene Voraussetz-
ungen zu erfüllen. Von Bedeutung sind die obengenannt-
ABBILDUNG 16 Die Behandlung mit Talidox reduziert das Tumorwachstum
im Vergleich zu freiem Doxorubicin um durchschnittlich 495 mg.
302520151050
0
500
1000
1500
2000
TAGE NACH KREBSINJEKTION
TUMORGRÖSSE(mg)
2500
Kontrolle (unbehandelt)
Freies Doxorubicin
Caelyx
Talidox (Base-Vesicle)
3025150
0
24
26
28
20
KÖRPERGEWICHT(g)
RESULTATE DER TIERSTUDIE VON INNOMEDICA IN
ZUSAMMENARBEIT MIT DEM MARIO NEGRI INSTITUTE
FOR PHARMACOLOGICAL RESEARCH
en Schlüsselfaktoren (die Wahl der Glykane und die Stabil-
ität ihrer Verbindung mit dem Linkermolekül). Ferner sind
mögliche Interferenzen zwischen dem Wirkstoff und den
Glykanen möglichst zu vermeiden. InnoMedica kennt hier
verschiedene Lösungswege, deren Evaluation allerdings
noch eine Anzahl Tierstudien nötig macht.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass InnoMedica mit
der Base-Vesicle-Variante bereits heute über eine klinisch
relevante Version von Talidox verfügt, welche besser als
freies Doxorubicin oder gleich gut wie Caelyx wirkt und
zudem deutlich weniger Nebenwirkungen aufweist als
beide Vergleichsmedikamente. In einem nächsten Schritt
plant InnoMedica, die reduzierten Nebenwirkungen der
Base-Vesicle-Variante genauer zu analysieren. Gleichzeitig
werden in den Tierstudien weitere Varianten mit Glykan-
Targeting getestet.
ABBILDUNG 17 Die Behandlung mit Talidox belastet die Tiere deutlich
weniger stark mit Nebenwirkungen. Abnehmendes Körpergewicht ist ein
Zeichen für Nebenwirkungen.
TAGE NACH KREBSINJEKTION
SEITE 21
WEITERE PRODUKTE
In einer späteren Phase soll InnoMedicas Targeting-System
für weitere Anwendungen entwickelt werden. Insbesonde-
re Entzündungskrankheiten oder Krankheiten mit entzün-
dungsspezifischen Symptomen können mittels Glykan-Tar-
geting gezielter behandelt werden. Tabelle 1 zeigt mögliche
Anwendungsgebiete.
Zum Ausbau der Produkte-Pipeline hat InnoMedica inter-
nationale und nationale Forschungskollaborationen mit
der Universität Bern (Institut für Anatomie), dem Istituto di
Ricerche Farmacologiche Mario Negri (Milano) und der John
A. Burns School of Medicine (Hawaii) etabliert. So zeigen
erste präklinische Versuche beispielsweise eine signifikante
Reduktion der Plaquegrösse beim Einsatz von InnoMedicas
Technologie gegen Arteriosklerose (Abbildung 18).
Weiter ist zurzeit in Abklärung, welchen Beitrag Inno-
Medica durch die Möglichkeit zur Überwindung der Blut-
Hirn-Schranke mittels Liposomen zur Verbesserung der
heutigen Behandlung von multipler Sklerose leisten kann.
Auch in der Ophthalmologie konnte mittels Liposomen-
Targeting eine bedeutende Anwendung erschlossen
werden. Für detailliertere Informationen wird auf Literatur-
angaben im Anhang verwiesen.
ABBILDUNG 18 Arterienquerschnitte im Vergleich. Links: Behandlung der
Maus mit freiem Wirkstoff. Rechts: Behandlung der Maus mit glykosylier-
ten InnoMedica-Liposomen, welche einen Wirkstoff gegen Arteriosklerose
enthalten.
BEHANDLUNG
MIT FREIEM WIRKSTOFF
BEHANDLUNG
MIT INNOMEDICA-LIPSOMEN
ANWENDUNGEN BEISPIELE
KREBS Maligne, multiresistente Tumoren,
Kombinationstherapien
ENTZÜNDUNGS-
KRANKHEITEN
Enzephalitis, Retinochorioiditis,
Pneumonie, Hepatitis, Arthritis,
COPD
KRANKHEITEN
MIT ENTZÜNDUNGS-
SYMPTOMEN
Rheuma, Schlaganfall, Diabetes
Mellitus, Alzheimer, Arteriosklerose,
etc.
TABELLE 1 Mögliche Anwendungen bei unterschiedlichen Krankheiten
SEITE 22
“
Obwohl sich die Entwicklung von TLD-1 [Projektname von Talidox]
erst in der präklinischen Phase befindet, besteht bereits jetzt eine
enge Zusammenarbeit zwischen der NAD [“New Anticancer
Drugs” Gruppe der SAKK] und InnoMedica. Dabei konnte sowohl
die präklinische Weiterentwicklung von TLD-1 unterstützt als
auch der Finanzierungsprozess klinischer Projekte in
Patienten supportiert werden. Die Zusammenarbeit mit
InnoMedica ist ein gutes Beispiel für den langjährigen
und komplexen Prozess der präklinischen Substanz-
entwicklung und Überführung einer Substanz
von der Präklinik in die Klinik.
Dr. M. Jörger, PharmaJournal vom August 2015
SEITE 23
KLINISCHE STUDIEN IN
SCHWEIZER SPITÄLERN
Der Entwicklungsaufwand für neue Medikamente ist in
den letzten Jahren vor allem aufgrund der hohen gesetz-
lichen Anforderungen an die Sicherheit stark gestiegen.
Dieser Weg umfasst eine Phase der präklinischen Entwick-
lung, mehrere klinische Studien und die anschliessende
Markteinführung.
InnoMedica entwickelt mit Talidox jedoch nicht einen
neuen Wirkstoff, sondern modifiziert die biologische
Verteilung eines bestehenden Wirkstoffs, um so die Be-
handlung effizienter und schonender zu machen. Gemäss
einem verbindlichen Gutachten der Swissmedic gilt Ta-
lidox als bekannter Wirkstoff mit Innovation, was die
Durchführung der klinischen Studie und die Registrierung
im Gegensatz zu neuen Wirkstoffen entscheidend be-
schleunigt. Zur Dokumentation sind nur Unterlagen zu
jenen Aspekten einzureichen, in denen sich Talidox von
den Referenzpräparaten Doxorubicin und Caelyx unter-
scheidet, insbesondere bezüglich Indikation, Verabrei-
chungsweg, Darreichungsform oder Dosierung. Wenn
ausreichend Belege zu den Referenzpräparaten in der
veröffentlichten Literatur vorhanden sind, können diese
anstelle einer eigens neu erhobenen Dokumentation über
die pharmakologischen und toxikologischen Prüfungen
eingereicht werden.
Während der klinischen Entwicklung ist InnoMedica also vor
allem bestrebt, Überbrückungsdaten zu generieren und so
an bestehendes Wissen zu Therapien mit Doxorubicin oder
Caelyx anzuknüpfen. Der Weg von Talidox sieht in Anbe-
tracht dieser vereinfachten Bedingungen folgende Schritte
bis zur Zulassung des Medikaments für Patienten vor:
PRÄKLINISCHE ARBEITEN
Bevor Talidox zum ersten Mal bei einem Patienten im
Rahmen einer klinischen Studie getestet werden kann,
sind die präklinischen Arbeiten abzuschliessen:
TOXIZITÄTSPRÜFUNG: Zur Bestimmung der maximal
verabreichbaren Dosis wird Talidox unter Good Laboratory
Practice-Bedingungen (GLP) auf akute Toxizität geprüft.
In dieser Studie werden auch Doxorubicin und Caelyx mit-
geführt. Dadurch können Rückschlüsse auf die Dosierung
und mögliche Risiken beim Menschen gezogen werden.
STABILITÄTSSTUDIE: Das in der klinischen Studie ver-
wendete Talidox muss biologisch stabil sein. In den vergan-
genen zwei Jahren hat InnoMedica eine starke Evidenzba-
sis zur Stabilität verschiedenster Prototypen aufgebaut,
welche zeigt, dass die Talidox-Liposomen in einem hohen
Mass stabil sind. Der finale Beweis wird jedoch erst mit der
klinischen Charge von Talidox erbracht werden können.
INVESTIGATOR’S BROCHURE (IB): Alle präklinisch rele-
vanten Informationen und erhobenen Daten zu Talidox
werden in der IB dokumentiert. Diese dient den Ärzten als
Grundlage für die Erarbeitung des Studiendesigns.
CLINICAL TRIAL PROPOSAL (CTP): Im CTP wird das
Studiendesign detailliert geplant.
INVESTIGATIONAL MEDICINAL PRODUCT DOSSIER
(IMPD): Das IMPD dokumentiert die Qualität der Tali-
dox-Proben, welche den Patienten im Rahmen der kli-
nischen Studie verabreicht werden. Für die erste klinische
Studie sind insbesondere Daten zur Stabilität und Steri-
lität des Produkts relevant. Das IMPD muss von der Swiss-
medic genehmigt werden.
CLINICAL TRIAL PROTOCOL: Aufbauend auf IB, CTP und
genehmigtem IMPD wird eine Arbeitsanweisung für die be-
handelnden Onkologen verfasst. Diese dient den Onkologen
als Grundlage zu Durchführung der klinischen Studie.
GENEHMIGUNG DER KLINISCHEN STUDIE: Sind IB,
CTP, IMPD sowie das Clinical Trial Protocol erstellt, werden
diese Unterlagen zur Genehmigung bei Swissmedic sowie
der Schweizerischen Ethikkommission für die Forschung
am Menschen eingereicht. Sobald beide behördlichen
Instanzen ihre Genehmigung erteilt haben, kann die
klinische Studie beginnen.
KLINISCHE STUDIEN
Zur Planung und Durchführung der klinischen Studie
hat InnoMedica eine Zusammenarbeit mit der Schweize-
rischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung
(SAKK) aufgebaut. Der Grundstein für diese Zusammenar-
beit wurde bereits im Herbst 2013 mit einer gemeinsamen
Absichtserklärung (Letter of Intent) zwischen der SAKK
und InnoMedica gelegt. In der Folge fand in regelmässigen
Abständen ein fachtechnischer Austausch zwischen Inno-
Medica und der Gruppe „New Anticancer Drugs“ (NAD) der
SAKK statt.
Aufbauend auf den guten Resultaten der präklinischen
Entwicklung konnten die Vorbereitungen für die klinische
Phase intensiviert werden. Zu diesem Zweck wurde eine
interdisziplinäre Projektgruppe für die klinische Studie
Phase I/IIa von Talidox ins Leben gerufen. InnoMedica
hat mit Dr. Markus Jörger und Dr. Martin Zweifel führen-
de Ärzte aus der klinischen Krebsforschung in den
Schweizer Spitälern für die Mitarbeit in dieser Projekt-
gruppe gewinnen können. Durch Inputs aus ihrer
Arbeit mit den Krebspatienten und ihre Erfahrung in der
Durchführung von klinischen Studien konnte die Planung
der Phase I/IIa Studie bereits weitgehend konkretisiert
werden.
Die klinische Phase I/IIa (ca. 60 Patienten, bis Ende
2017) beginnt zuerst mit der Prüfung der Verträglichkeit
des Medikaments bei bis zu 21 Patienten, wobei die opti-
male Dosis für die Phase IIb/III ermittelt werden soll. Die
Vorgehensweise zur schrittweisen Dosiserhöhung ist in
Abbildung 19 dargestellt. Pro Dosisstufe werden jeweils
drei Patienten behandelt. Die Behandlung startet mit einer
Dosis im subtherapeutischen Bereich. Treten keine Neben-
wirkungen auf, kann die Behandlung gemäss einem 3+3
Design mit einer höheren Dosis fortgesetzt werden. Hier-
für werden jeweils Kohorten von drei Patienten behandelt.
Endpunkt der Studie bildet das Auftreten von dosislimitie-
render Toxizität bei einem Drittel der Patienten auf der-
selben Dosisstufe.
PROJEKTGRUPPE KLINISCHE STUDIE
PHASE I/IIA
Die interdisziplinäre Projektgruppe plant die
klinischen Studien mit Talidox und überwacht die
Durchführung in den Schweizer Spitälern.
ÄRZTE:
PD Dr. Dr. med. Markus Jörger
Oberarzt Onkologie am Kantonsspital St. Gallen
Präsident der Projektgruppe New Anticancer Drugs
der SAKK
PD Dr. Dr. med. Martin Zweifel
Oberarzt medizinische Onkologie am Inselspital Bern
Spezialist multizentrische Phase I Studien
KOORDINATION SAKK:
Dr. Simona Berardi Vilei Geschäftsleitungsmitglied
Head Clinical Project Management der SAKK
INNOMEDICA:
Dr. Patrick Buschor Medical & Regulatory Affairs
Dr. Stéfan Halbherr Forschung & Entwicklung
Dr. Jonas Zeller Finanz & Administration
SCHWEIZERISCHE ARBEITS-
GEMEINSCHAFT FÜR KLINISCHE
KREBSFORSCHUNG SAKK:
Die SAKK hat sich als non-profit Organisation der
klinischen Krebsforschung verpflichtet und verfolgt
das Ziel, neue Krebstherapien zu erforschen, beste-
hende Behandlungen weiterzuentwickeln und die
Heilungschancen von krebskranken Patienten zu
verbessern. Dies geschieht durch Kooperationen in-
nerhalb der Schweiz und in Zusammenarbeit mit aus-
ländischen Zentren und Studiengruppen. Die ordentli-
chen Mitglieder der SAKK, die klinisch-onkologischen
Hauptzentren an den Kantons- und Regionalspitälern
bzw. den Universitätskliniken sind als Verein organis-
iert. Als unabhängige Institution führt die SAKK seit
1965 multizentrische klinische Studien der Phasen I, II
und III an den wichtigsten Schweizer Spitälern durch
und ist mit ihrem Netzwerk und ihrer Erfahrung ein
starker Partner, welcher InnoMedica bei der Durch-
führung der klinischen Studien zur Seite steht.
SEITE 25
3 Patienten
1 Patient mit
Nebenwirkungen
2-3 Patienten mit
Nebenwirkungen
Nächst höheres
Dosis-Niveau
Endpunkt
Phase I
1 von 6 Patienten
mit Nebenwirkungen
> 1 von 6 Patienten
mit Nebenwirkungen
Endpunkt
Phase I
3 zusätzliche
Patienten
kein Patient mit
Nebenwirkungen
ABBILDUNG 19 Behandlungsschema der Phase I Studie von Talidox. Die Studie wird gemäss einem 3+3 Design mit schrittweiser
Erhöhung der Dosis durchgeführt.
STUDIE DER MEDIKAMENTENSICHERHEIT UND TOXIZITÄT (PHASE I)
Bei allen Medikamenten treten ab einer bestimmten
Dosis Nebenwirkungen auf. Die Ärzte müssen diese
Dosis und die auftretenden Nebenwirkungen kennen
– unabhängig von der Wirksamkeit des Medikaments.
Auch Talidox wird ab einer gewissen Dosis Nebenwirk-
ungen verursachen, da es als Wirkstoff eine herkömmliche
Chemotherapie verwendet. Zur Beurteilung der Neben-
wirkungen verwenden Ärzte die Guidelines des National
Cancer Institutes zur Klassifizierung (Common Criteria
for Adverse Events, CTCAE). So kann bestimmt werden,
wann in der Onkologie eine Dosis erreicht ist, die bei einer
Behandlung nicht überschritten werden darf.
In der Phase I Studie von Talidox werden insbesondere
die folgenden Nebenwirkungen überwacht:
• Zustand des Immunsystems – Messung mittels
Auszählen der Immunzellen im Blut
• Sauerstoffversorgung – Messung mittels Auszählen der
roten Blutkörperchen im Blut
• Übelkeit – Messung durch Beobachten und Befragen
des Patienten
• Lebertoxizität – Messung via Laboranalyse des Blutbildes
• Kardiotoxizität – Messung mittels Pulsschlaganalyse
und Elektrokardiogramm
• Gleichgewichtssinn, Motorik und Nerven –
Messung durch sensorische Tests sowie Rückfragen
beim Patienten
3+3 DESIGN DER PHASE I STUDIE
SEITE 26
Zusätzlich zur Studie der Medikamentensicherheit und
Toxizität werden in der Phase I auch bereits die therapeu-
tische Wirkung sowie die Pharmakokinetik untersucht. Die
Tumorgrösse wird in regelmässigen Abständen radiolo-
gischanalysiertunddiePharmakokinetikmittelsLaborana-
lyse des Blutbildes sowie des Urins ermittelt. Bereits in der
frühen Phase I kann InnoMedica damit Vergleichsdaten zu
freiem Doxorubicin und Caelyx generieren.
Nachdem die Dosisfindung in der Phase I Studie abge-
schlossen ist, wird die Studie nicht abgebrochen, sondern
um eine Phase IIa Expansionskohorte ergänzt. Dabei steht
vor allem die therapeutische Wirkung im Vordergrund. In
dieser Phase planen InnoMedica und die SAKK die Studie
um zwei Indikationen mit voraussichtlich je 20 Patienten
zu erweitern.
Die genaue Indikation für den ersten Einsatz beim Patient-
en wird in Zusammenarbeit mit den Onkologen während
der Studie laufend evaluiert. Für die Durchführung der
Phase I ist mit rund CHF 35‘000 pro Patient zu rechnen,
wobei für die weiteren 40 Patienten der Phase IIa je CHF
20‘000 budgetiert sind. Die Rekrutierung der Patienten für
die klinischen Studien dürfte sich vergleichsweise einfach
gestalten, da InnoMedica einen bekannten Wirkstoff ver-
wendet und deshalb die Hürden für eine Teilnahme sowohl
aus Sicht der Ärzte als auch der Patienten wesentlich
tiefer liegen. Ein Patient ist eher geneigt, den Behand-
lungsvorschlag eines Arztes anzunehmen, wenn der Wirk-
stoff bekannt ist und sich anhand der präklinischen Ergeb-
nisse bessere Resultate erwarten lassen.
Die klinische Phase IIb/III (ca. 360 Patienten, Ende 2017
bis Ende 2018) soll die Wirksamkeit von Talidox bei der
Behandlung von malignen Tumoren erhärten. In erster
Linie wird beabsichtigt Brustkrebs, Ovarienkrebs und Ka-
posi Sarkome zu therapieren. Es können aber auch andere
Indikationen wie Leukämie, Lungenkrebs oder Bauchspei-
cheldrüsenkrebs hinzukommen. In allen Behandlungsfäl-
len wird versucht, die Metastasenbildung mittels Talidox
zu unterbinden. Die Ergebnisse der Tierstudien lassen eine
gute Verträglichkeit und eine wesentlich bessere Wirkung
gegenüber der heute üblichen Chemotherapie erwarten,
weshalb zur statistischen Signifikanz deutlich geringere
Patientenzahlen notwendig sind, als dies bei anderen kli-
nischen Studien oft der Fall ist.
REGISTRIERUNG VON TALIDOX
BEI SWISSMEDIC
Je nach Indikation und Therapieeffizienz erfolgt nach
der Phase II oder Phase III die Registrierung von Talidox
bei Swissmedic. Erst nach der Zulassung durch Swiss-
medic wird das Medikament in der Schweiz für die Kran-
kenkassen kostenpflichtig und generiert Erträge. Inno-
Medica hat von Swissmedic bereits die verbindliche
Zusage, dass Talidox als bekannter Wirkstoff mit Innova-
tion die Anforderungen für eine vereinfachte Registrierung
erfüllt. Die Schweizer Zulassung wird bis 2019 erwartet.
VORTEILE VON TALIDOX IN DER
KLINISCHEN PHASE - BEKANNTER
WIRKSTOFF MIT INNOVATION
Vom pharmazeutischen Wirkstoff Doxorubicin sind
die Indikationen, möglichen Nebenwirkungen und das
Wirkungsspektrum bereits weitgehend bekannt.
• Dies ermöglicht eine raschere Dosissteigerung über
weniger Dosierungsschritte.
• Durch das Wissen um die Toxizität des Wirkstoffs ist
die optimale Dosierung von Talidox abschätzbar.
• Wirkung ist – ungleich zu neuen Testsubstanzen – zu
erwarten.
• Durch die Vergleichsprodukte Caelyx und freies
Doxorubicin besteht viel Erfahrung, wie der Schritt
von der Behandlung im Tier zum Menschen zu voll-
ziehen ist.
SEITE 27
Die Verwendung eines bekannten Wirkstoffs birgt
wesentlich geringere toxikologische Risiken, da
bereits Daten zu den Einsatzmöglichkeiten,
Nebenwirkungen und der Dosierung bekannt
sind. Die Hürden für einen baldigen Markt-
eintritt sind dadurch wesentlich tiefer als
bei der Einführung eines neuen Wirkstoffs.
“
ABBILDUNG 21 InnoMedicas Produktionszone im Marly Innovation Center
SEITE 29
03 INFRASTRUKTUR
InnoMedica hat als Forschungs- und Produktionsstandort
das Marly Innovation Center in der Nähe von Freiburg
gewählt. Das ehemalige Fabrikationsareal von Ciba und
Ilford bietet InnoMedica eine hervorragende Infrastruktur.
Seit 2013 ist im Marly Innovation Center ein Technolo-
gie- und Industriepark mit bereits über 100 Startups und
etablierten Unternehmen entstanden. Insgesamt steht
ein Gebiet von über 370‘000 m2
zur Verfügung. Es ist ein
weitreichender Ausbau der Infrastruktur mit einem Indus-
triekomplex, Bürotürmen sowie Wohnraum für mehrere
1‘000 Personen projektiert (Abbildung 20).
Im Herbst 2013 hat InnoMedica im Marly Innovation Center
eine bestehende Reinraumanlage gemietet und zu einer
modernen Produktionsanlage ausgebaut. Durch die Her-
stellung von Talidox in der firmeneigenen Produktionsan-
lage konnte sich InnoMedica die folgenden strategischen
Vorteile sichern:
• umfassender Schutz für InnoMedicas geistiges
Eigentum, speziell für den Herstellungsprozess
• Flexibilität bezüglich der Optimierung des
Produktionsverfahrens
• Wegfall der Kosten für den Know-how Transfer
zu einem Lohnhersteller
• Flexible Entwicklung weiterer Anwendungs-
möglichkeiten des Glykan-Targetings
Investitionen in eine Produktionsanlage verlangen eine
langfristige, ortsgebundene Verpflichtung. Aus diesem
Grund hat InnoMedica mit dem Marly Innovation Center im
Herbst 2015 einen seitens Vermieter unkündbaren Miet-
vertrag über 7 Jahre abgeschlossen. Zudem hat Inno-
Medica zwecks längerfristiger Erweiterung der Produk-
tionskapazität das Vorzugsrecht auf eine Reinraumanlage
von 80 m2
Fläche sowie Labor- und Büroräumlichkeiten
von bis zu 1‘400 m2
Fläche. Zurzeit betreibt InnoMedica auf
einer Gesamtfläche von 160 m2
eine Reinraumanlage zur
Produktion von Talidox, ein Forschungs- und Entwicklungs-
labor, ein Analyselabor, Lagerräume sowie mehrere Büros
für die Qualitätssicherung und die Produktionsplanung.
PRODUKTIONSANLAGE
Die Produktion von Talidox setzt eine Reinraumanlage
voraus, die zur Herstellung von Zytostatika zertifiziert ist.
Damit die gemietete Anlage die gesetzlichen Auflagen er-
füllt, hat InnoMedica vor der Inbetriebnahme im Sommer
2014 eine Gesamterneuerung, inklusive Einbau modern-
ster Reinraumtechnik durchgeführt. Insbesondere wurden
eine Druckkaskade, ein Monitoring-System für Partikel
und Bakterien sowie eine Materialschleuse eingebaut so-
wie sämtliche Oberflächen im Innenraum zwecks effekti-
ver Reinigung ersetzt (Abbildung 21).
ABBILDUNG 20 Luftaufnahme des Produktionsstandorts von InnoMedica am Marly Innovation Center (links) sowie geplanter Ausbau des Industrie-
geländes (rechts).
2015 BIS 2025
SEITE 30
ABBILDUNG 22 Mitarbeiter von InnoMedica bei der Herstellung von Talidox in der firmeneigenen Produktionsanlage.
Die Investitionen in den zur Herstellung von Talidox not-
wendigen Maschinenpark waren für InnoMedica trotz be-
schränkter finanzieller Mittel tragbar. Die Kosten für die
Produktions- und Abfüllanlagen beliefen sich initial auf
rund CHF 250‘000.
Die wichtigsten Produktionsschritte erfolgen heute auf
zwei Maschinen zur Liposomen-Herstellung und einem
Isolator mit dem höchsten klassifizierten und komplett
keimfreien Reinheitsgrad EU-GMP A. Dieser bietet den
bestmöglichen Schutz vor Kontaminationen durch eine
physische Trennung zwischen Mensch („Partikel- und Bak-
terienträger“) und Medikament („steriles Präparat“). Der
Isolator ermöglicht insbesondere das sichere Abfüllen in
den Endbehälter sowie die Durchführung von Sterilitäts-
tests. Die Abbildung 22 zeigt Mitarbeiter von InnoMedica
bei der Herstellung von Talidox in der firmeneigenen Pro-
duktionsanlage.
Um die Qualität von Talidox zu gewährleisten, muss der
gesamte Produktionsprozess unter kontrollierten Be-
dingungen ablaufen. Das heisst, die Qualität sämtlicher
Rohstoffe, die gesamte Produktionsumgebung (Luftdruck,
Luftfeuchtigkeit, Partikelgehalt, etc.) und die Sauberkeit
des gesamten Produktions-Equipments müssen zu jeder
Zeit bei der Herstellung von Talidox überwacht werden.
Die Produktion von Talidox ist entsprechend dieser
guten Herstellpraxis (Good Manufacturing Practice, GMP)
definiert und wird seit Sommer 2014 so realisiert. Die
Implementierung des Qualitätsmanagement-Systems
von InnoMedica wurde durch Inspektoren der Swissmedic
überprüft und akzeptiert. Die 5-jährige Betriebsbewilli-
gung für die GMP-Produktion von Talidox wurde nach der
Inspektion im Herbst 2014 von Swissmedic erteilt (Abbil-
dung 23).
ANALYSELABOR
Der starke Fokus auf die Analytik von Talidox, der Inno-
Medicas Projekt im Sommer 2015 prägte, bedingte ver-
mehrt Investition in diesem Bereich. Im Oktober 2015 hat
InnoMedica die Infrastruktur im Marly Innovation Center
um ein Analyselabor erweitert (Abbildung 24). Ausge-
stattet ist das Labor insbesondere mit zwei modernen
Analysegeräten:
TUNABLE RESISTIVE PULSE SENSING (TRPS)
GERÄT: Dieses Messgerät ermöglich die Analyse einzel-
ner Liposomen. Es kann sowohl die Grösse als auch die
elektrische Oberflächenspannung bestimmen und wird
zur Qualitätskontrolle sowie zu Stabilitätstests eingesetzt
(Abbildung 25).
ULTRA HIGH PERFORMANCE LIQUID CHROMATO-
GRAPHY (UHPLC): Für den Einsatz in der Forschung und
Entwicklung sowie für die Prozesskontrollen in der Produk-
tion hat InnoMedica dieses Gerät zur Hochleistungsflüs-
sigkeitschromatographie beschafft. Es vermag chemische
Substanzen zu trennen sowie über Standards zu identifizie-
ren und zu quantifizieren. Dank des neuen Analysegeräts
können die Bestandteile von Talidox weitgehend intern
analysiert werden, was einen entscheidenden Fortschritt
in der hauseigenen Qualitätskontrolle bewirkt. Insbe-
sondere in der Analyse der Glykan-Befestigung kommt
dem Gerät eine entscheidende Rolle zu (Abbildung 26).
SEITE 31
ABBILDUNG 24 InnoMedicas neues Analyselabor in den
Räumlichkeiten des Marly Innovation Centers
SEITE 32
ABBILDUNG 23 InnoMedicas Betriebsbewilligung zur Herstellung von
Arzneimitteln nach Good Manufacturing Practice (GMP).
ABBILDUNG 26 Ultra High Performance Liquid Chromatogra-
phy (UHPLC) Analysegerät von InnoMedica.
Die eigenen Analyseverfahren wurden durch externe Fach-
kompetenz ergänzt. Zu diesem Zweck wurden sowohl
private als auch akademische Kollaborationen mit Un-
ternehmen, Universitäten und Fachhochschulen initiiert:
• Universität Bern: Analytical Research  Services ARS,
Institut für Anatomie, Departement für klinische For-
schung
• Universität Freiburg: Adolphe Merkle Institut
• Fachhochschule Freiburg
• Private: Oncotest, SynLab, Interlabor
Die Zusammenarbeit mit diesen Partnern ermöglicht die
Nutzung einer teuren Analytikinfrastruktur und bringt
neben der guten Kosteneffizienz auch zusätzliches Know-
how in die Firma.
FORSCHUNGS- UND
ENTWICKLUNGSLABOR
Im Sommer 2015 hat InnoMedica beschlossen, die Ent-
wicklung räumlich von der GMP-konformen Produktion
zu trennen. Zu diesem Zweck wurde ein neues Labor ein-
gerichtet, welches den kompletten Maschinenpark der
Liposomen-Produktion dupliziert. Dadurch konnte die Ef-
fizienz der Entwicklungsarbeiten deutlich erhöht werden.
Prozesse werden nur noch in standardisierter Form an die
Produktion übergeben (Abbildung 27).
VORTEILE VON INNOMEDICAS FIRMEN-
EIGENER PRODUKTIONSANLAGE AM
STANDORT MARLY
• GMP-zertifizierte Produktionsanlage mit
Betriebsbewilligung bis 2020
• Zugesicherte Expansionsmöglichkeiten
für einen Scale-up
• Langfristiger Mietvertrag (7 Jahre)
SEITE 33
ABBILDUNG 25 Tunable Resistive Pulse Sensing (TRPS)
Analysegerät von InnoMedica.
SEITE 34
ABBILDUNG 27 InnoMedicas neues Forschungs-
und Entwicklungslabor im Marly Innovation Center
SEITE 35
SEITE 36
04 TEAM
Bei InnoMedica arbeiten erfahrene Unternehmer und
Manager Seite an Seite mit jungen Universitätsabgängern.
Der Verwaltungsrat bringt mit Dr. Herbert Früh wertvol-
les Know-how aus den Bereichen Produktion, Entwick-
lung und Vermarktung in der Pharmabranche. Dr. Noboru
Yamazaki bringt über 30 Jahre Forschungserfahrung im
Bereich aktives liposomales Targeting. Dr. Peter Halbherr
ist ein erfahrener Unternehmer und war als Berater in den
Bereichen Life Sciences, IT und Financial Services aktiv.
Seit über 10 Jahren und während der ganzen Seed-Peri-
ode sicherte Peter Halbherr als Finanzchef die Kontinuität
und den Erhalt des Eigenkapitals von InnoMedica. Peter
Halbherr stellt heute als Delegierter des Verwaltungsrats
und General Manager die Verbindung zwischen Verwal-
tungsrat und der jungen Führungsequipe her.
Die Bereichsleitung Produktion hat Pascal Halbherr als
Projektleiter inne, Dr. Stéfan Halbherr leitet den Be-
reich Forschung und Entwicklung und Dr. Jonas Zeller den
Bereich Finanzen und Administration. Weiter konnte das
InnoMedica-Team durch Stéphane Gumy als fachtechnisch
verantwortliche Person ergänzt werden und erschliesst
sich so wichtiges Know-how in der pharmazeutischen
cGMP-Produktion. Der starke fachtechnische Fokus von
InnoMedica spiegelt sich in den insgesamt sechs Mit-
arbeitenden mit Abschlüssen in Biochemie wider. Die
hohe Kompetenz in diesem Kernbereich ist eine wichtige
Voraussetzung für InnoMedicas Erfolg. Ergänzend stehen
InnoMedica Dr. Philipp Halbherr mit seiner Erfahrung im
Bereich Finanzen und Dr. med. Denis Bron mit seinem
Netzwerk zur Ärzteschaft und medizinischen Institutionen
als Berater zur Seite. Abbildung 28 zeigt das Organi-
gramm von InnoMedica. Nachfolgend werden der Verwal-
tungsrat, das Team und die Berater kurz vorgestellt.
Delegierter,
General Manager
Dr. Peter Halbherr
Chief Technology
Officer
Dr. Noboru Yamazaki
Legal, HR 
Kommunikation
Andrea Zurkirchen
Finanzen 
Administration
Dr. Jonas Zeller
Forschung 
Entwicklung
Dr. Stéfan Halbherr
Produktion
Projektleitung
Pascal Halbherr
Logistik
(IT, Einkauf  Prozesse)
Urs Bretscher
Medical  Regulatory
Affairs
Dr. Patrick Buschor
Qualitätskontrolle 
Analytik
Dr. Christoph Mathieu
Fachtechnisch
verantwortliche Person
Stéphane Gumy Medical Advisor
Dr. Denis Bron
Financial Advisor
Dr. Philipp Halbherr
Verwaltungsrat
Management
Qualitätssicherung
Dr. Patrick Buschor
Präsident
Dr. Herbert Früh
ABBILDUNG 28 Organigramm
Buchführung 
Finanzanalyse
Roman Odermatt
SEITE 37
DR. HERBERT FRÜH ist seit 2000 bei InnoMedica und seit 2002 Verwaltungsratspräsident. Er
verfügt über langjährige Erfahrung mit industriellen Standards im Pharmabereich und ist Experte
für klinische Studien.
Neben seiner Aktivität bei InnoMedica ist Dr. Früh als Leiter des zahnmedizinischen Startups
Regedent AG tätig. Vorgängig arbeitete er als Business Unit Manager Regenerative bei Strau-
mann. Frühere Funktionen waren die Bereichsleitung Chemikalien, Agro und Wassertechnik bei CU
Chemie Uetikon. Als Geschäftsführer Pharma und Biomaterialien bei Geistlich leitete er den Um-
bau des Familienunternehmens, führte neue Produkte im Bereich Biomaterialien ein und baute ein
internationales Vertriebsnetz auf. Bei Schering war er als Marketing Manager für Hormontherapie
und Dermatika zuständig. Bei Hoffmann-LaRoche war er als Produkt Manager für Onkologie und
Infektiologie für die Einführung von Interferon verantwortlich.
Nach seiner Promotion in Proteinchemie und Enzymologie erfolgte sein Berufseinstieg in die
Arzneimittelentwicklung bei Spirig. Dr. Früh absolvierte sein Studium der Naturwissenschaften an
der ETH Zürich mit Diplom und Dissertation in Biochemie und Mikrobiologie. Zudem nahm er an
einem MBA-Studium der Graduate School for Business Administration Zürich teil.
Dr. sc. nat., ETH Zürich
PRÄSIDENT
DR. PETER HALBHERR ist seit 2000 bei InnoMedica und seit 2002 Mitglied des Verwaltungs-
rates. Als Unternehmens- und Personalberater in der Pharma-, IT- und Finanz-Branche bringt Dr.
Halbherr Expertise im Aufbau von Unternehmen mit und ermöglicht zudem den Zugang zu einem
wertvollen Netzwerk von Führungskräften in etablierten Schweizer Unternehmen.
Dr. Halbherr hat 1988 die Beratungsfirma IPAG Inter Personal AG gegründet, welche in der Kader-
selektion sowie der Unternehmensberatung tätig ist. Mit IPAG Inter Personal AG leistete er die
Anschubfinanzierung der InnoMedica. Er ist Partner der Firma BTS Business Technology  Services
GmbH, welche im Bereich Software für Business Administration aktiv ist. Mit sqlFinance entwickelte
Dr. Halbherr zudem eine ERP-Software, welche bei InnoMedica sowohl als CRM als auch als Port-
folio-Management- und Buchhaltungssoftware eingesetzt wird.
Dr. Halbherrs Dissertation über Laufbahnmuster, ein DESS Psychologie Industrielle, ein For-
schungsprojekt über Laufbahnen und Unternehmenskultur in Paris (1979 – 1983) mit Publikation
unter dem Titel IBM – Mythe et Réalite resultierte schliesslich im Doktortitel Dr. phil. et phil. der
Universitäten Zürich und Paris. Sein Studium der Psychologie hatte er an der Universität Zürich
absolviert.
Dr. phil. et phil., Universitäten
Zürich und Paris
DELEGIERTER,
GENERAL MANAGER
DR. NOBORU YAMAZAKI wurde an der Generalversammlung 2013 in den Verwaltungsrat
der InnoMedica gewählt. Seine langjährige Forschungserfahrung im Bereich aktives Targeting und
seine fundierte Erfahrung in der Patentanmeldung sind für den Erfolg des Projekts Talidox der
InnoMedica Schlüsselelemente.
Er gründete das Unternehmen Yamazaki-DDS Co., Ltd. um neue Applikationen für sein aktives Tar-
geting Drug Delivery System zu entwickeln. Diese neuartige Technologie resultiert aus der For-
schungsarbeit während seiner Tätigkeit als Gruppenleiter des NanoBio-Medizin-Technologie Labors
im Nanotechnology Research Institute am National Institute of Advanced Industrial Science and
Technology (AIST) in Japan. Dr. Yamazaki arbeitete mit Wissenschaftlern des Chemie-Departments
der Universität Colorado und des Max-Planck Instituts für experimentelle Medizin zusammen und
war Direktor der Forschungszuschüsse der International Human Frontier Science Program Organi-
zation. Nach seinem PhD in Biologie an der Universität Hamburg und der anschliessenden Postdoc
Forschung am Mitsubishi Kasei Institute of Life Sciences, Forschungsbüro am Industrial Products
Research Institute, startete er seine Karriere bei AIST als Leiter des Materials Design Laboratory.
Dr. rer. nat.
CHIEF TECHNOLOGY OFFICER
VERWALTUNGSRAT
SEITE 38
URS BRETSCHER ist seit Ende 2013 bei InnoMedica für den Bereich Logistik verantwortlich.
Über sein Engagement in Projekten mit Dr. Peter Halbherr war er schon im Vorfeld involviert. Urs
Bretscher bringt aus über 20 Jahren, in denen er unter anderem als Leiter Informatik bei der
Swatch Group und als CIO bei der Marlox Group sowie Selecta tätig war, wertvolles Know-how bei
InnoMedica ein. Zudem ist er zusammen mit Dr. Peter Halbherr Partner der Firma BTS, welche im
Bereich Business Administration Software aktiv ist.
Urs Bretscher studierte Wirtschaftsinformatik an der Universität Zürich und schloss mit dem
Lizentiat in Wirtschaft und Informatik 1989 ab. Es folgten Weiterbildungen im Bereich Informatik,
darunter ein Nachdiplomstudium Kurs der Universität Genf.
MITARBEITENDE
DR. PATRICK BUSCHOR arbeitet seit September 2015 im Bereich Medical  Regulatory Affairs
bei InnoMedica und ist auch für die Qualitätssicherung zuständig. Er bringt Erfahrung mit in der
Immunologie und der präklinischen Forschung, die er bei InnoMedica gezielt ausgebaut hat.
Patrick Buschor studierte Zellbiologie an der Universität Bern und der Universität Uppsala in
Schweden und schloss mit einem Master in Immunologie und Mikrobiologie ab. Im Jahre 2014 pro-
movierte er am Institut für Immunologie der Universität Bern. In seiner Doktorarbeit forschte er an
der Entwicklung von spezifischen Inhibitoren zur Therapie von Allergien. Im Anschluss sammelte er
Erfahrungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschung der Universitätsklinik für Rheuma-
tologie, Immunologie und Allergologie am Inselspital.
PASCAL HALBHERR älterer Sohn von Dr. Peter Halbherr, stieg im Herbst 2012 bei Inno-
Medica ein. Sein Interesse an der aktuellen Forschung in der Biochemie und seine Bereitschaft sich
mit neuartigen Konzepten auseinanderzusetzen, führten zur Lancierung der Zusammenarbeit mit
Dr. Yamazaki und bilden den Startpunkt des Projekts Talidox.
Zusammen mit Stéphane Gumy realisierte er im Marly Innovation Center eine GMP-Produktion und
passte die Produktionsverfahren aus der Forschung einem industriellen Massstab an. Sein Bache-
lorstudium in Biochemie und Masterstudium in Immunologie absolvierte er an der Universität Bern.
MSc Biochemistry, Universität Bern
PRODUKTION, PROJEKTLEITER
PhD, Universität Bern
MEDICAL  REGULATORY
AFFAIRS, QUALITÄTSSICHERUNG
lic. oec. publ., Universität Zürich
LOGISTIK
(IT, EINKAUF  PROZESSE)
STÉPHANE GUMY ergänzt, nach einer anfänglichen Beratertätigkeit bei InnoMedica, seit Früh-
jahr 2014 als fachtechnisch verantwortliche Person mit seinem Wissen aus Qualitätssicherung und
-kontrolle, Produktion und Prozessentwicklung das InnoMedica-Team.
Stéphane Gumy bringt über 18 Jahre Erfahrung aus dem Bereich Pharma sowie der Biopharma-
zeutik und der Medizinalprodukt-Industrie mit, wobei er bei KMUs, aber auch internationalen Firmen
(u.a. bei Crucell, UFAG-Laboratorien, Berna Biotech und Baxter) in leitenden Funktionen tätig war.
Seit 2007 ist er als unabhängiger Berater bei PMS Process Management System tätig, welche er
seit 2013 leitet. Stéphane Gumy liess sich in Freiburg an der Fachhochschule zum Chemiker FH aus-
bilden und hält Vorlesungen in verschiedenen pharmaspezifischen Modulen bei ARIAQ.
Chemiker HF, Freiburg
FACHTECHNISCH
VERANTWORTLICHE PERSON
DR. STÉFAN HALBHERR jüngerer Sohn von Dr. Peter Halbherr, arbeitet seit 2013 bei Inno-
Medica. Er bringt Erfahrung im Bereich der Immunologie mit und wirkte von Anfang an als wissen-
schaftlicher Berater für das Projekt Talidox. Er ist die treibende Kraft, welche die Optimierung des
Produkts voranbringt und durch eine kreative Herangehensweise stete Fortschritte in der Entwick-
lung ermöglicht.
Nach seinem Masterstudium in Biochemie und Immunologie an der Universität Bern hat Stéfan
Halbherr am Institut für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe IVI an der Universität Bern zum
Thema „Development of a high quality vaccine against avian influenza“ promoviert.
PhD, Universität Bern
FORSCHUNG  ENTWICKLUNG
SEITE 39
ROMAN ODERMATT ist seit September 2015 im Bereich Finanzen und Administration bei
InnoMedica tätig, wo er seine Arbeitserfahrungen aus Buchhaltung und Treuhand sowie seine
journalistischen Kenntnisse einbringt.
Daneben untersucht er zurzeit an der Universität Bern in seiner Masterarbeit Jungunternehmen
sowie Risikokapitalgeber. Vor seiner Anstellung bei InnoMedica sammelte er zuletzt Arbeitser-
fahrung in der Stabsabteilung der Credit Suisse.
B.A. HSG
BUCHFÜHRUNG 
FINANZANALYSE
DR. CHRISTOPH MATHIEU hat im August 2015 zur InnoMedica gewechselt und ist für die
Entwicklung und Validierung von analytischen Methoden und Geräten zuständig. Zudem gehören
die Dokumentation und Implementierung von Prozessen/Abweichungen unter GMP-Richtlinien zu
seinem Tätigkeitsbereich.
Während seiner Masterarbeit am Departement für klinische Forschung in Bern hat Christoph
Mathieu Erfahrungen in der Quantifizierung von Drogenrückständen im Abwasser mittels Gaschro-
matographie-Massenspektrometrie gesammelt. Seine Erfahrung in der Arbeit mit HPLC hat
InnoMedica schnelle Fortschritte im Aufbau der eigenen Analytik ermöglicht. Im Jahr 2013 schloss
er sein Doktorat über die funktionelle Charakterisierung von Transportproteinen in Parasiten am
Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern ab. Zuletzt arbeitete er im Labor der Klinik
für Anästhesiologie und Schmerztherapie am Universitätsspital in Bern an klinischen Studien und
Forschungsprojekten.
PhD, Universität Bern
QUALITÄTSKONTROLLE 
ANALYTIK
DR. JONAS ZELLER arbeitet seit 2013 bei InnoMedica als Leiter Finanzen und Administration.
Er bringt Erfahrung im Bereich Finanzmanagement mit und ist Dozent für Unternehmensbewer-
tung an der Universität Bern. Zusätzlich unterrichtet Jonas Zeller am Bern-Rochester Executive
MBA.
Seine Ausbildung schloss er mit dem Doktorat am Institut für Finanzmanagement der Universi-
tät Bern ab, wo er das Zusammenspiel von Alter und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit von
Unternehmen untersuchte. Vor seinem Doktorat war Jonas Zeller als Analyst im Economic Research
Department bei der Credit Suisse, Zürich tätig. Sein Studium absolvierte er an der Universität Bern
sowie an der Simon Graduate School of Business, University of Rochester in New York.
Dr. rer. oec., Universität Bern
FINANZEN  ADMINISTRATION
ANDREA ZURKIRCHEN kam bereits im Sommer 2012 über ihre Beratertätigkeit bei IPAG Inter
Personal AG zu InnoMedica und begleitete den Zusammenschluss mit Yamazaki-DDS Co., Ltd. Sie
bringt Erfahrung aus den Bereichen Personal und Administration sowie Kommunikation, Marke-
ting und Verkauf mit, welche sie in ihrer Tätigkeit für IPAG Inter Personal AG und BTS Business
Technology  Services GmbH sammeln konnte. Bei InnoMedica ist sie für die Organisation und
juristische Umsetzung der Finanzierungsrunden verantwortlich, betreut die Aktionärskontakte und
ist neben ihren Aufgaben im Bereich Personal auch für die Kommunikation nach aussen zuständig.
Ihr Psychologiestudium mit Vertiefungsrichtung in Biopsychologie und Verhaltenstherapie ab-
solvierte sie an der Universität Zürich.
lic. phil., Universität Zürich
LEGAL, HUMAN RESOURCES 
KOMMUNIKATION
SEITE 40
DR. PHILIPP HALBHERR stellt InnoMedica seine Berufserfahrung und sein Wissen als Fi-
nancial Advisor zur Verfügung. Er war bis zur Pensionierung 2014 für die Zürcher Kantonalbank
tätig; von 2002 bis 2008 als Finanzchef, danach als Leiter der Geschäftseinheit Institutionals and
Mulitnationals. Von 2005 bis 2014 war er Mitglied der Generaldirektion. Er vertritt seit 2008 die
Kantonalbanken im Verwaltungsrat der SIX Group AG und leitet seit 2014 das Advisory Board
Education and Knowledge Transfer des Swiss Finance Institutes.
Philipp Halbherr studierte an der Universität Zürich Wirtschaftswissenschaften, wo er auch pro-
movierte. Vor seinem Eintritt in die Zürcher Kantonalbank 1989 arbeitete er in der Programmlei-
tung des Nationalen Forschungsprogramm Nr. 9 „Wirtschaftsentwicklung“ des Schweizerischen
Nationalfonds und weilte danach 2 Jahre als Visiting Scholar an der Standford University, CA, USA.
Dr. oec., Universität Zürich
FINANCIAL ADVISOR
DR. MED. DENIS BRON ist seit 2005 bei InnoMedica als Medical Advisor in beratender Funk-
tion tätig. Er bringt ein breites Netzwerk im medizinischen Sektor sowie Erfahrung im Umgang
mit Ärzten und Spitälern mit. Dr. Bron hält ausserdem als Erfinder gemeinsam mit InnoMedica ein
frühes Patent mit Targeting-Ansatz betreffend Verabreichungsform für pharmazeutische Wirkstof-
fe, das er bereits 2010 ins Unternehmen eingebracht hat.
Dr. Bron ist Chef Flugmedizin Luftwaffe des fliegerärztlichen Instituts FAI und leitet das Aerome-
dical Center (AeMC) in Dübendorf. Zuvor war er im Bereich der Neurologie an der Harvard Medical
School in Boston, im Universitätsspital Basel sowie im Kantonsspital Aarau tätig. Dr. Bron schloss
1997 sein Medizinstudium an der Universität Basel ab. Neben der Ausbildung im Spital hält er ei-
nen EMG-Fähigkeitsausweis, absolvierte Führungskurse und schloss 2013 den europäischen Human
Factor Spezialist ab.Dr. med., Universität Basel
MEDICAL ADVISOR
BERATER
SEITE 41
Eine starke fachtechnische Ausrichtung
des Teams im Bereich der Biochemie
ist ein Kernstück des Erfolgs von
InnoMedica.
“
SEITE 42
MARKT
Die höhere Lebenserwartung, bedingt durch die Ver-
besserung der Gesundheitsversorgung, führt dazu, dass
die Zahl der neuen Krebserkrankten in den letzten 25
Jahren in der Schweiz um beinahe 50 Prozent gestie-
gen ist. Jeder zweite Mann und jede dritte Frau erkran-
ken irgendwann im Leben an Krebs. Bei vielen Krebs-
arten konnte die Sterberate durch Früherkennung und
Vorbeugung der Risikofaktoren zwar gesenkt werden und
auch bei den Krebstherapien wurden Verbesserungen in
der Behandlung erzielt. Jedoch ging die strategische Aus-
richtung der grossen Marktteilnehmer mehr in Richtung
personalisierte Medizin, welche bei der Behandlung gezielt
auf gewisse Untergruppen oder sogar Einzelpersonen an-
gepasst ist, was zu markant höheren Preisen für diese
spezifisch ausgerichteten Krebsmedikamente führt. So ist
der monatliche Durchschnittspreis einer Krebsbehandlung
in den letzten zehn Jahren weltweit um 40 Prozent an-
gestiegen. In der Schweiz haben sich die Kosten für Medika-
mente – auch getrieben durch Krebsmedikamente – in den
letzten 50 Jahren mehr als verzehnfacht (Abbildung 29).
Sowohl der Anstieg der Krebsfälle als auch die steigenden
Preise für Krebsmedikamente führen dazu, dass der Ge-
samtmarkt für Krebsmedikamente überdurchschnittlich
stark wächst. Ausgehend von einem Weltmarktvolumen
von USD 100 Milliarden im Jahr 2014 prognostiziert das
IMS Institute for Healthcare Informatics einen Anstieg der
Ausgaben für Krebsmedikamente von 6 bis 8 Prozent bis
ins Jahr 2018.
MARKTSEGMENTIERUNG
Der Markt für Krebsmedikamente ist zweigeteilt (Abbil-
dung 30). Zum einen gibt es Medikamente, welche preis-
lich günstig sind und bei etwa dreiviertel der Patienten
angewendet werden. Medikamente in dieser Kategorie
sind vor allem die Zytostatika (Chemotherapien) und die
Hormontherapien. Zum zweiten Segment gehören die
preislich teuren Immuntherapien, welche bei rund einem
Viertel der Patienten eingesetzt werden.
IMMUNTHERAPIEN: Der Marktanteil der Immuntherapi-
en betrug 2013 rund 46 Prozent. In den 5 Jahren von 2010
bis 2014 wuchs dieses Marktsegment überdurchschnittlich
stark um 14.6 Prozent pro Jahr.
Aufgrund genetischer Voraussetzungen können jedoch
nur 10 bis 30 Prozent der Patientenpopulation mit rezep-
torspezifischen Immuntherapien behandelt werden. Die
antikörpe basierten Therapien geben diesen Patienten
in bestimmten Indikationen bereits heute Hoffnung auf
Heilung. Der Nachteil dieser Präparate ist der vergleichs-
weise hohe Preis, welcher zu einem starken Anstieg der
Gesundheitskosten geführt hat. Zudem stellt das IMS
Institute for Healthcare Informatics einen Trend hin zu
Kombinationstherapien fest. Diese ermöglichen einen
noch besseren Therapieausgang, führen jedoch auf
Grund der noch höheren Preise bereits heute zu hitzigen
Preisdiskussionen. So beträgt beispielsweise der Preis
einer Kombinationstherapie der Medikamente Perjeta
und Herceptin von Roche rund CHF 130‘000. Hierbei wird
gezielt eine Form des Brustkrebses mit einer Überexpri-
mierung des HER-2 Faktors behandelt. Rund 15 bis 20
ProzentallerBustkrebspatientinnenkommenfüreinesolche
Therapie in Frage. Diese hohen Kosten verursachen Wider-
stand bei den Versicherungen und dem Bundesamt für
Gesundheit, das sich bei der Preisgestaltung von Perjeta im
Jahr 2014 mit Roche nicht einig wurde, worauf das Medi-
kament zwischenzeitlich sogar von der Liste der kassen-
pflichtigen Medikamente genommen wurde.
05 MARKT UND KONKURRENZ
1955 –
1959
STARKER PREISANSTIEG
Einführungspreise von neuen Medikamenten
1960 –
1969
1970 –
1979
1980 –
1989
1990 –
1999
2000 –
2009
2010 –
2012
19 20
27
38
87
185
207
ABBILDUNG 29 Durchschnittliche Kosten (CHF) pro Packung auf der Spe-
zialitätenliste. Quelle: Santésuisse
SEITE 43
ZYTOSTATIKA UND HORMONTHERAPIEN: Etwa 75
Prozent der Krebspatienten werden weiterhin hauptsäch-
lich mit Zytostatika und Hormonen behandelt. Dadurch
entfällt trotz der tiefen Preise fast die Hälfte des Umsatz-
volumens auf diese Therapien. Eine Behandlung mit
Doxorubicin kostet beispielsweise rund CHF 3‘000. Eine
Chemotherapie kann jedoch auch ergänzend zu einer
Operation oder Bestrahlung angewendet werden. Even-
tuell noch im Körper vorhandene Tumorzellen sollen so
eliminiert und die Metastasenbildung verhindert werden.
Die konventionelle Chemotherapie ist jedoch mit starken
Nebenwirkungen verbunden, da nicht nur Krebszellen,
sondern auch gesunde Zellen des Organismus geschädigt
werden. Besonders betroffen sind dabei Zellen, die sich
rasch teilen, wie beispielsweise Zellen der Darmschleim-
haut, Haarwurzeln oder auch Blutzellen, was zu Durchfall,
Haarausfall, Blutarmut, einer erhöhten Anfälligkeit für In-
fektionskrankheiten, Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit
führen kann.
POTENTIAL VON TALIDOX
Im Gegensatz zu den immuntherapeutischen Ansätzen
ist beim Targeting-System von Talidox der adressierte
Rezeptor grundsätzlich bei allen soliden Tumoren so-
wie Metastasen gleichsam vorhanden. Deshalb können
viele verschiedene Indikationen und somit eine wesen-
tlich grössere Patientenpopulation mit Talidox behandelt
werden. Weiter strebt Talidox einen Einführungspreis von
CHF 23‘000 an und qualifiziert sich somit für eine breite
Therapieanwendung zu bezahlbaren Preisen.
Als bekannter Wirkstoff mit Innovation kommt in der
Therapie mit Talidox ebenfalls ein Zytostatikum zur An-
wendung. Das Medikament grenzt sich jedoch dank des
Glykan-Targetings durch verbesserte Wirkung und Reduk-
tion der Nebenwirkungen klar von bestehenden Therapien
im Bereich der Zytostatika und Hormontherapien ab.
Längere Behandlungszeiträume werden ermöglicht, da
die Schädigungen lebenswichtiger Organe wie Herz und
Leber reduziert werden - Nebenwirkungen, welche oft den
limitierenden Faktor der Zytostatika-Therapie darstellen
und vielfach einen Therapieabbruch nötig machen.
VERMARKTUNG
Das Konzept, ein bestehendes Zytostatikum mit Inno-
Medicas liposomalem Glykan-Targeting zu kombinie-
ren, wurde von der Ärzteschaft mit grossem Interesse
aufgenommen. Durch die bereits umfangreiche Zusam-
menarbeit mit Schweizer Spitälern, Ärzten und der SAKK
hat InnoMedica die Eintrittshürden für Talidox in den
Onkologie-Markt bereits wesentlich reduzieren können.
Die Zusammenarbeit mit den Onkologen, gestützt auf
wissenschaftliche Daten aus der Präklinik und den klini-
schen Studien, stellt das Kernstück der Vermarktungs-
strategie dar.
WEITERE
ZYTOSTATIKA
10%
24%
HORMON-
THERAPIEN
20%
46%
IMMUN-
THERAPIEN
PREIS: HOCH
ANZAHL PATIENTEN: TIEF
PREIS: TIEF
ANZAHL PATIENTEN: HOCH
ABBILDUNG 30 Marktanteile der Krebstherapien in USD.
Datenquelle: IMS Institute for Healthcare Informatics 2013.
SEITE 44
Wir denken, dass Talidox ein sehr innovatives
Medikament ist. Es kombiniert ein klassisches
Chemotherapeutikum Doxorubicin mit einer
innovativen Applikation und das sollte für viele
Tumoren hoffnungsvolle Resultate bringen.
Dr. M. Jörger, Tagesschau des Westschweizer
Fernsehens RTS
“
SEITE 45
ZUSAMMENARBEIT MIT SCHWEIZER UND INTER-
NATIONALEN SPITÄLERN: Auf dem Weg bis zum Pa-
tienten müssen unterschiedliche medizinische Instanzen
durchlaufen werden. Diese entscheiden, welche Medika-
mente den Patienten verabreicht werden. Deshalb sind
die primären Partner von InnoMedica die onkologischen
Abteilungen sowie die Chefonkologen in den Spitälern.
Ergänzend koordiniert InnoMedica sämtliche klinische
Studien über die Dachorganisation der Schweizer Onko-
logen (SAKK). Diese Zusammenarbeit ist in einer Ab-
sichtserklärung (Letter of Intent) strategisch definiert.
Im Oktober 2015 haben die SAKK und InnoMedica eine
interdisziplinäre Projektgruppe zur Vorbereitung und
Durchführung der klinischen Phase I/IIa gebildet. Die enge
Zusammenarbeit sowie der kontinuierliche Erfahrungsaus-
tausch in der klinischen Entwicklung von Talidox bilden ein
Schlüsselelement für den Erfolg von Talidox. Es ist bereits
jetzt eine grosse Motivation festzustellen, dass die SAKK
und die beteiligten Ärzte das Potential der von InnoMedi-
ca entwickelten Technologie sowie den Wert des Produkts
Talidox für die betroffenen Patienten erkannt haben. Die
Zusammenarbeit mit diesen Schlüsselpersonen aus der
Onkologie wird InnoMedica während der Durchführung
der klinischen Studien weiter ausbauen.
MEDIZINISCHER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH: In einer
zweiten Phase des Projekts wird InnoMedica den Er-
fahrungsaustausch zwischen den Kliniken weiter fördern.
In Seminaren und Workshops werden mögliche Indika-
tionen, optimale Behandlungsschritte sowie Behand-
lungsergebnisse und Nebenwirkungen diskutiert. So
ergeben sich standardisierte Behandlungsmuster für die
verschiedenen Krankheitsbilder, die den Zugang zu einer
grösseren Anzahl Patienten erst ermöglichen.
WISSENSCHAFT: InnoMedica unterstützt die Erfassung
und Kontrolle der Ergebnisse in klinischen Studien, die pub-
liziert und an Kongressen präsentiert werden können. Be-
reits in der präklinischen Phase wird der wissenschaftliche
Austausch über Kollaborationen mit Universitäten sowie
Kongressteilnahmen gefördert. Über die Kommunika-
tionskanäle der Wissenschaft und der Hochschulen kann
ein grosses Zielpublikum von führenden Krebsforschern,
medizinischen Praktikern und wissenschaftlichen Journa-
listen erreicht werden. InnoMedica geht davon aus, dass so
ein hohes Mass an Aufmerksamkeit erzeugt werden kann.
Aktuelle Forschungsergebnisse zu InnoMedicas Techno-
logie können den zahlreichen wissenschaftlichen Publika-
tionen aus Dr. Yamazakis langjähriger Forschungstätigkeit
im Bereich des liposomalen, aktiven Targetings entnom-
men werden. Als Anregung zur fachlichen Vertiefung
kann im Anhang eine kurze Literaturübersicht konsultiert
werden.
VERTRIEB: Als ersten Schritt plant InnoMedica die Markt-
einführung in der Schweiz. Hier sind die Beziehungen zu
den Schlüsselpersonen bereits hergestellt. Als zweiten
Schritt plant InnoMedica den Markteintritt in Deutschland,
wo direkt und ebenfalls über das Netzwerk der mediz-
inischen Schlüsselpersonen der Vertrieb aufgebaut wird.
Weitere klinische Studien sollen Angaben über den Be-
handlungserfolg und die Wirkung bei verschiedenen Indi-
kationen liefern. In einer dritten Phase plant InnoMedica
den Ausbau des Vertriebs in Europa über Vertriebspart-
ner. Auch der weitere internationale Vertrieb wird über
Vertriebspartner aufgebaut werden, mit Ausnahme be-
deutender Länder wie insbesondere der USA, wo Inno-
Medica eine Partnerschaft mit einem lokalen Unternehmen
anstrebt.
SEITE 46
KONKURRENZ
Als potentielle Konkurrenten gelten generell alle Krebs-
medikamente, die zum Rückgang von Tumorvolumen
führen. Als direkte Konkurrenzprodukte qualifizieren sich
Nanopartikel, die über einen Targeting-Mechanismus ver-
fügen und gegen eine breite Gruppe unterschiedlicher
Tumoreneingesetztwerdenkönnen.MitdengängigenAnti-
körper-Targeting Ansätzen steht diese Definition jedoch
bereits im Widerspruch, da mittels Antikörper sehr spezi-
fische Untergruppen von Krebsarten behandelt werden.
NANOPARTIKEL MIT MARKTZULASSUNG IN DER
ONKOLOGIE: Der globale Markt der Nanomedizin wird
vom Anwendungsbereich der Onkologie dominiert, wobei
Ansätze mit einem aktiven Targeting selten sind. Von ur-
sprünglich fünf zugelassenen Antikörper-Formulierungen
wurdendabeizweibereitswiederzurückgezogen(Mylotarg
von Pfizer und Bexxar von GSK). Die Produkte Adcetris
und Kadcyla verwenden Zytostatika als Wirkstoff. Zevalin
enthält ein Radionuklid. Mehr als 30 weitere Medikamente,
welche ein Antikörper-Targeting verwenden, werden in
klinischen Studien untersucht. Viel verbreiteter ist je-
doch der Ansatz, verschiedene Zytostatika neu als lipo-
somal enkapsulierte Nanopartikel einzusetzen. Bei den
drei bekanntesten Produkten, welche bereits auf dem
Markt erhältlich sind, handelt es sich um Caelyx, Myocet
und DaunoXome. Alle drei Nanopartikel sind liposomale
Formulierungen ohne aktiven Targetingansatz. Sowohl
Caelyx als auch Myocet verwenden als Wirkstoff Doxoru-
bicin. Die beiden Produkte unterscheiden sich allerdings
bezüglich der Pegylierung. DaunoXome enthält den Wirk-
stoff Daunorubicin. Ein weiterer Ansatz ist ein indirektes
Targeting. NanoTherm vom Magforce wird zur lokalen
Therapie von Tumoren verwendet, indem magnetische
Nanopartikel durch ein Magnetfeld beim Tumor erhitzt
werden und so die Tumorzellen zerstören. Tabelle 2 fasst
zurzeit zugelassenen Nanopartikel zusammen, welche in
der Krebsbehandlung eingesetzt werden.
NAME UNTERNEHMEN FORMULIERUNG UMSATZ
(USD)
ANWENDUNG ZULASSUNG
ABRAXANE Celgene Albumin mit
Paclitaxel
2015: 1‘000 Mio. Brust-, Bauchspeichel-
drüsen-, Lungenkrebs
2005
ADCETRIS Seattle Genetics Antikörper mit
MMAE
2014: 400 Mio. Lymphom 2011
CAELYX/DOXIL Janssen-Cilag PEG-Liposom mit
Doxorubicin
2011: 400 Mio. Kaposi Sarkom, Eier-
stockkrebs, Burstkrebs
1995
DEPOCYT Pacira Pharmaceu-
ticals
Liposom mit
Cytarabine
2012: 9 Mio. Meningeosis
lymphomatosa
1999
DAUNOXOME Galen Liposom mit
Daunorubicin
- Kaposi Sarkom 1996
GENEXOL Samyang
Biopharmaceuticals
Polymer mit
Paclitaxel
- Brustkrebs 2007
KADCYLA Roche, Genentech Herceptin mit DM1 2015: 650 Mio. Brustkrebs 2013
LIPODOX Taiwan Liposome PEG-Liposom mit
Doxorubicin
- Kaposi Sarkom, Eier-
stockkrebs, Brustkrebs
2002
LIPUSU Luye Pharma Liposom mit
Paclitaxel
- Eierstockkrebs 2009 in China
NANOPARTIKEL-THERAPIEN IN KLINISCHER ANWENDUNG IN DER ONKOLOGIE (Tabelle 2)
SEITE 47
NAME UNTERNEHMEN FORMULIERUNG UMSATZ
(USD)
ANWENDUNG ZULASSUNG
MARQIBO Talon Therapeutics Liposom mit
Vincristin Sulfat
2014: 6 Mio. Leukämie 2012
MEPACT Takeda Liposom mit
Mifamurtid
- Osteosarkom 2009
MYOCET Cephalon Liposom mit
Doxorubicin
- Brustkrebs 2000
NANOTHERM Magforce
Nanotechnologies
Liposom mit
Eisenoxid
- Glioblastoma 2010
ONCASPAR Sigma-tau Pegylierte
Asparaginase
2015: 100 Mio. Leukämie 2006
ONIVYDE Merrimack
Pharmaceuticals
PEG-Liposom mit
Irinotecan
400 Mio.
Potenzial
Adenokarzinom 2015
ZEVALIN Cell Therapeutic,
Bayer Schering
Antikörper mit
Yttrium-90 oder
Indium-111
2013: 30 Mio. Lymphom 2002
ZINOSTATIN
STIMALAMER
Astellas Pharma poly-konjugiertes
Neokarzinostatin
- Leberzellkarzinom 1994
NANOPARTIKEL IN KLINISCHEN STUDIEN MIT AN-
WENDUNG IN DER ONKOLOGIE: Die vielversprechend-
sten Präparate, welche einen Targeting-Ansatz verfolgen
und zurzeit klinisch getestet werden, sind in der Tabelle
3 zusammengefasst. Auch bei Produkten in klinischen
Versuchen wird oft ein aktiver Targeting-Ansatz mit Anti-
körpern gewählt, was die Wirksamkeit des Targetings auf
eine spezifisch vordefinierte Untergruppe einschränkt. Mit
dem Glykan-Targeting Mechanismus ermöglicht Talidox
einen generalisierten Ansatz, der jedoch auch die Möglich-
keit bietet, Glykane mit Affinität für bestimmte Organe zu
verwenden.
Die eindeutige Mehrheit neuer Nanopartikel-Produkte
beschränkt sich jedoch auf liposomale Formulierungen
ohne Targeting-Ansatz. Ziel ist es, bestehende Zytosta-
tika verträglicher zu machen oder auch neuen Wirk-
stoffen mit stark toxischen Profilen dennoch eine Chance
auf eine Marktzulassung zu ermöglichen. Mit der liposo-
malen Formulierung CPX-351 von Celator werden sogar
zwei häufig gemeinsam angewendete Wirkstoffe (Cytara-
bin und Daunorubicin) gegen Blutkrebs in einem Produkt
vereint. Auch weitere indirekte Targeting-Möglichkeiten
werden untersucht. So wird beispielsweise bei einer liposo-
malen Formulierung von Doxorubicin durch Erhitzung
an diagnostisch vorbestimmten Stellen der Wirkstoff lokal
freigesetzt (ThermoDox von Celsion).
Bei CYT-6091 von CytImmune kommt ein Goldnanopar-
tikel zum Einsatz, wobei tumorumgebendes Gewebe ge-
schädigt wird, um der folgenden Chemotherapie den Weg
zum Tumor zu erleichtern. Auch Ansätze mit liposomalen
Impfstoffen werden untersucht (BLP25 von EMD Serono;
ONT-10 von Oncothyreon).
Des Weiteren werden Polymer-Wirkstoffverbindungen
erforscht, welche jedoch ebenfalls nur sehr selten einen
Targeting-Ansatz verfolgen (BIND-014 und SP1049C). So
ist beispielsweise Ceruleans dynamische Tumor Target-
ing Plattform bei näherer Betrachtung kein aktiver Tar-
getingansatz, sondern nützt mit dem Nanopartikel nur
die stärkere Durchlässigkeit der Blutgefässe, welche den
Tumor umgeben (CRLX-101). Ein anderer Polymer-Ansatz
wird von NantBioScienc verfolgt, die in Zusammenarbeit
mit Celgene Albumin Nanopartikel in klinischen Studien
untersuchen (ABI-008, ABI-009 und ABI-011), wobei je-
weils verschiedene Wirkstoffe für die einzelnen Produkte
verwendet werden.
(Fortsetzung Tabelle 2)
SEITE 48
UNTERNEHMEN NAME NANO-
PLATTFORM
AKTIVE
SUBSTANZ
REZEPTOR LIGAND
BIND
THERAPEUTICS
BIND-014 Biopolymer Docetaxel PSMA kleines Molekül
MERRIMACK MM-302 Immuno-Liposom Doxorubicin HER2 monoklonaler Antikörper
Fragment, trastuzumab (Ab scFv)
(ErbB2/ErbB3)
SUPRATEK
PHARMA
SP1049C Polymerische
Mizelle mit Pluronic
Doxorubicin P-Glycopro-
tein
-
SYNERGENE-
THERAPEUTICS
SGT53 Immuno-Liposom p53 plasmid
DNA
Transferrin
Rezeptor
monoklonaler anti-Transferrin-
rezeptor Antikörper Fragment scFv
SYNERGENE-
THERAPEUTICS
SGT94 Immuno-Liposom RB94 plasmid
DNA
Transferrin
Rezeptor
monoklonaler anti-Transferrin-
rezeptor Antikörper Fragment scFv
TO-BBB 2B3-101 Pegyliertes Liposom Doxorubicin - Glutathion
NANOPARTIKEL MIT AKTIVEM TARGETING IN KLINISCHEN VERSUCHEN (Tabelle 3)
Bei der Analyse der Konkurrenzpräparate fällt auf, dass
eine Vielzahl von valablen Ansätzen verfolgt wird. Ein
Grossteil der neu untersuchten Nanopartikel besteht aus
liposomalen Formulierungen, welche jedoch meist keinen
Targeting-Ansatz aufweisen. Bei Produkten, die ein Tar-
geting anwenden, werden meist Oberflächenmodifikation
mit Antikörpern oder Proteinen vorgenommen. Mit dem
Glykan-Targeting besitzt InnoMedica eine Plattformtech-
nologie, welche durch Variation der enkapsulierten Wirk-
stoffeundverwendetenGlykanedieMöglichkeitzurBehand-
lung verschiedenster Krebserkrankungen bietet. Aufgrund
aktiver Patente ist InnoMedica im Bereich des Glykan-Tar-
getings konkurrenzlos und verfolgt einen Ansatz, der
nicht nur eine Steigerung der Therapiewirkung bei einer
kleinen Patientengruppe, sondern bei den meisten Krebs-
patienten erreichen kann.
SEITE 49
Dr. Christoph Mathieu, Qualitätskontrolle  Analytik
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Businessplan InnoMedica

  • 2. InnoMedicas liposomales Glykan- Targeting verbessert die Wirksamkeit der Chemotherapie bei gleichzeitig reduzierten Nebenwirkungen. “
  • 3. SEITE 03 InnoMedica ist ein Schweizer Startup-Unternehmen mit dem Ziel, eine innovative Krebstherapie zu entwickeln und auf dem Schweizer und internationalen Markt einzuführen. Mittels liposomalem Glykan-Targeting wird die Chemothe- rapie in erhöhter Konzentration in das Tumorgewebe ge- bracht. Dies führt zu einer verbesserten Wirksamkeit bei gleichzeitig reduzierten Nebenwirkungen. Das zugrundelie- gende Projekt Talidox wurde 2013 mit der Übernahme der japanischen Yamazaki-DDS Co., Ltd. gestartet. Durch diese Transaktion konnte InnoMedica ein umfangreiches Pa- tentportfolio sowie 20 Jahre Forschungserfahrung auf dem Gebiet des liposomalen Glykan-Targetings überneh- men und damit eine optimale Ausgangslage für die Ent- wicklung von Talidox sicherstellen. Ein liposomaler Targe- ting-Ansatz mit einem chemotherapeutischen Wirkstoff zu moderaten Medikamentenpreisen differenziert sich klar von der personalisierten Medizin im Hochpreissegment. Aus diesem Grund schätzt InnoMedica den unternehme- risch unabhängigen Weg am erfolgversprechendsten ein. Dieser Strategie folgend hat sich InnoMedica mit einer firmeneigenen Entwicklung und Produktion in Marly (Freiburg) als operativ eigenständiges Unternehmen auf- gestellt. Die Produktion ist von Swissmedic GMP-zertifiziert und hat die Bewilligung für die Herstellung von Arzneimit- teln erhalten. InnoMedicas erstes Medikament Talidox verwendet einen gängigen Chemotherapie-Wirkstoff, Doxorubicin, und ver- packt diesen biochemisch neu. Als Verpackung dienen 100 Nanometer kleine Lipidhüllen. Diese sogenannten Liposomen werden an der Oberfläche modifiziert und mit Glykan-Molekülen beschichtet. Diese Struktur macht die Liposomen für das Immunsystem unsichtbar und die Glykan-Moleküle haben die Fähigkeit, im Körper über ein mehrstufiges Targeting Krebszellen aufzuspüren. Sobald die Liposomen in der Krebszelle angekommen sind, öffnet sich die Lipidhülle und der Inhalt, Doxorubicin, wird freige- setzt. So kann der Tumor zielspezifisch adressiert und be- handelt werden. Die Entwicklungsarbeiten von Talidox seit Projektbeginn haben zu drei substantiellen technischen Innovationen ge- führt: das Verfahren zur Beladung des Liposoms mit Wirk- stoff, die Auswahl der geeigneten Glykane sowie das An- binden der Glykane am Liposom. Aktuelle Forschung in Tiermodellen belegt die erhöhte Konzentration im Tumor- gewebe und die hohe Wirksamkeit gegen die Vermeh- rung der Krebszellen. Die Nebenwirkungen, gemessen am Gewichtsverlust der Tiere, sind zudem bei der Therapie mit Talidox deutlich reduziert. Zurzeit konzentriert sich die Entwicklung auf die weitere Optimierung der Targe- ting-Funktion und die Evaluation zusätzlicher Wirkstoffe. InnoMedica plant, noch im laufenden Jahr eine erste Produktvariante festzulegen und diese anschliessend in der Klinik zu testen. In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebs- forschung (SAKK) wurde ein entsprechendes Projekt für die Studie Phase I/IIa bereits weitgehend erarbeitet und mit CHF 1.6 Mio. budgetiert. Zur Studienfinanzierung sowie der Finanzierung des Betriebsaufwandes während den klinischen Studien ist eine Kapitalerhöhung per 31. Mai 2016 für die Beschaffung von CHF 4.4 Mio. (und einem Greenshoe von CHF 845‘000) geplant. Sobald die klini- schen Phase II Studien die Wirksamkeit des Produkts beim Patienten bestätigen, ist eine weitere Kapitalerhöhung mit Börsenkotierung ab Ende 2018 vorgesehen. Diese schafft nicht nur die Voraussetzung für eine schnelle Marktein- führung in der Schweiz, sondern auch für eine schrittweise Erschliessung des internationalen Marktes - zuerst in Deutschland, später unter Einbezug von Vertriebspartnern in weiteren Ländern Europas und anschliessend in den USA. InnoMedica erwartet erste Einnahmen aus Verkäufen in der Schweiz frühestens ab Anfang 2019. Die klinische Evaluation ist somit in einem relativ kurzen Zeitraum möglich. Dies ist in der Verwendung eines bekannten Wirk- stoffs begründet. Wirkungsspektrum, Nebenwirkungen und Patientenpopulationen sind bereits dokumentiert und Inno- Medica wurde im Registrierungsverfahren von Swissmedic eine vereinfachte Zulassung verbindlich zugesichert. Ins- gesamt trägt dieses Wissen zu einer deutlichen Senkung des Translationsrisikos bei. InnoMedica wird von einem Team getragen, welches sich durch eine generationenübergreifende Zusammenarbeit von erfahrenen Verwaltungsräten und dem General Ma- nagement mit einem hochqualifizierten jungen Forscher- team auszeichnet. Bedeutende Aktionäre haben einen Teil ihrer Aktien zu vergünstigten Konditionen für ein Buy-In- Programm den Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt. So wird die junge Generation ohne Verwässerungseffekt in das unternehmerische Interesse einbezogen. Bisher hat InnoMedica in vier Finanzierungsrunden das Kapital be- reits um CHF 3.3 Mio. erhöht. Das von den Aktionären entgegengebrachte Vertrauen ist für das ganze Team eine grosse Motivation. Nur durch das gemeinsame Engagement der Aktionäre und des InnoMedica-Teams ist es möglich, das Projekt Talidox zum Erfolg zu führen. EXECUTIVE SUMMARY
  • 4. SEITE 04 INHALTS- VERZEICHNIS 01 UNTERNEHMENSZIEL Talidox 6 InnoMedica 7 02 TECHNOLOGIE UND PRODUKT Wissenschaftliche Grundlagen 9 Produktentwicklung 14 Klinische Studien in Schweizer Spitälern 23 03 INFRASTRUKTUR 29 04 TEAM 36 05 MARKT UND KONKURRENZ Markt 42 Vermarktung 43 Konkurrenz 46 Schutzrechte 50 06 RISIKOANALYSE 52 07 FINANZEN Finanzplanung 55 Finanzierung 60 08 ANHANG Literaturübersicht zur Vertiefung 66
  • 5. SEITE 05 Das Engagement von bereits mehr als 160 Aktionären ist für das InnoMedica-Team eine grosse Motivation, Talidox gemeinsam bis zum Patienten zu bringen. “
  • 6. SEITE 06 01 UNTERNEHMENSZIEL Die allermeisten werden im Laufe ihres Lebens mit dem Thema Krebs in der Familie oder im Bekanntenkreis konfrontiert. InnoMedica hat sich zum Ziel gesetzt, die Krebstherapie mit einem neuartigen Ansatz massgeblich zu verbessern. Dabei strebt InnoMedica für die Kosten der Therapie ein nachhaltig sozialverträgliches Niveau an. Kernelement des im Januar 2013 initiierten Projekts Talidox (Targeted Liposomal Doxorubicin, TLD-1) ist die Entwicklung eines Krebsmedikaments, welches diese Ziel- setzung erreichen kann und in der Lage ist, dem heutigen Trend nach immer teureren Behandlungen entgegenzu- wirken. TALIDOX™ Dem neuen Medikament Talidox liegt eine patentgeschütz- te Technologie zugrunde, welche Krebsmedikamente mit- tels natürlicher Nanocontainer gezielt zum Tumor trans- portiert. Die Nanocontainer sind der Funktionsweise von Immunzellen nachempfunden. Sie sind mit Liganden bestückt, sodass sie – ähnlich wie die weissen Blutkörper- chen – Signale eines Tumors erkennen, diesen bis zum Tumor folgen und das Medikament direkt im Tumor frei- setzen können. Mit der innovativen Technologie des Glykan-Targetings verbessert InnoMedica die herkömmliche, systemische Anwendungspraxis der Chemotherapie und erreicht eine erhöhte Wirkstoffkonzentration im Tumorgewebe. Dies verstärkt die therapeutische Wirkung und reduziert gleich- zeitig die Nebenwirkungen (Abbildung 1). Aktuelle Forschungsresultate belegen die Wirksamkeit der patentgeschützten Technologie von Talidox. InnoMedica beabsichtigt, Talidox nach pharmazeutischen Standards in firmeneigenen, GMP-zertifizierten Labors in der Schweiz selbst zu produzieren und die Behandlung ab 2019 schritt- weise Patienten weltweit zugänglich zu machen. Als un- abhängiges Unternehmen will InnoMedica damit einen nachhaltigen Beitrag zu einer effektiven, schonenden und bezahlbaren Krebstherapie leisten. Abbildung 2 zeigt die drei Schlüsselelemente von Talidox und die daraus abge- leiteten Vorteile für die Krebsbehandlung. In der Forschung erhalten liposomale Transportsysteme und deren Navigation mittels Oberflächenmodifikationen zunehmend Aufmerksamkeit. Jegliche Form von Ent- zündung wird vom Immunsystem gemäss dem von Inno- Medica angewendeten Prinzip im Körper aufgespürt. Des- halb bietet InnoMedicas Technologie nicht nur grosse Vorteile bei der Behandlung von Krebs, sondern auch bei vielen anderen Krankheiten mit begleitenden Entzün- dungsprozessen wie Arthritis, Rheuma oder Arterioskle- rose. InnoMedica unterhält eine Anzahl nationaler und internationaler Forschungskollaborationen zur Entwick- lung von Anwendungen gegen solche Krankheiten. Diese Kooperationen liefern wertvolle Erkenntnisse, die vorerst für die Anwendung in der Onkologie nützlich sind, später aber auch attraktive Möglichkeiten für die Nutzung der Technologieplattform in anderen Anwendungsbereichen bieten. ABBILDUNG 1 Vergleich heute gängiger Chemotherapie und Talidox. Der Wirkstoff (türkis dargestellt) konzentriert sich bei Talidox hauptsächlich im Tumorgewebe. Das aktive mehrstufige Targeting kann zu zwei Verbesserungen führen: Die Wirksamkeit wird erhöht und die Nebenwirkungen auf ein Minimum reduziert. HEUTIGE CHEMOTHERAPIE NEUE THERAPIE MIT TALIDOX GANZER KÖRPER VERTEILUNG DES WIRKSTOFFS GEZIELT IM TUMOR WIRKSAMKEIT NEBENWIRKUNGEN
  • 7. SEITE 07 INNOMEDICA InnoMedica hat heute Standorte in Bern und Zürich (Management, Administration), Marly (Produktion), Zug (Hauptsitz) und Ibaraki (Japan, Yamazaki-DDS Co., Ltd.). Ursprünglich wurde InnoMedica Holding AG im Jahr 2000 als Finanzgesellschaft mit Hauptsitz in Zug ge- gründet. Anfänglich hat das Unternehmen hauptsäch- lich Investitionen im Bereich der Biochemie und Medizin getätigt. Nach dem massiven Einbruch im Aktienmarkt in Folge der Ereignisse vom 11. September 2001 wurde das Unternehmen in einem Turn-Around-Projekt von Dr. Herbert Früh und Dr. Peter Halbherr vorerst stabili- siert und dann schrittweise auf Investitionen in Start- up-Unternehmen neu ausgerichtet. Erste Investitionen im Bereich der liposomalen Targeting-Systeme erfolgten im Jahr 2010 durch die Übernahme entsprechender Patente von Dr. Denis Bron. Im Jahr 2012 entstand auf Initiative des Projektleiters Pascal Halbherr mit Unterstützung von Stéfan Halbherr und Andrea Zurkirchen der Kontakt mit Dr. Noboru Yamazaki, der durch die Integration der Yamazaki-DDS Co., Ltd. im Frühjahr 2013 seine bedeuten- den Patente im Bereich des Glykan-Targetings bei Inno- Medica einbrachte. InnoMedica hat sich seither zu einem rein operativ täti- gen Pharmaunternehmen gewandelt. Ein Verkauf des Unternehmens wird nicht angestrebt. Vielmehr will Inno- Medica ein unabhängiges, von einem breiten Aktio- nariat getragenes Schweizer Pharmaunternehmen sein. Diese Unabhängigkeit ist eine strategische Voraussetzung für das Erreichen des Ziels, Talidox bis zum Patienten und in einen weltweiten Markt zu bringen. Pharmakonzerne mit einer Hochpreisstrategie sehen beim Einsatz von InnoMedicas Targeting Technologie in onkologischen Anwendungen eine Konkurrenzierung teurer, eigener Medikamente. Deshalb ist es für sie naheliegend, die liposomale Technologie eher mit anderen Wirkstoffen als den im Generikamarkt günstig erhältlichen Zytostatika zu kombinieren. Dies wäre jedoch weiter im Einklang mit der vorherrschenden Hochpreispolitik. InnoMedicas Er- fahrungen aus der Präklinik weisen aber darauf hin, dass die Zytostatika ein effizientes Mittel für die Krebsbekämp- fung sind. Als Problem präsentieren sich vielmehr die Ne- benwirkungen durch die systemische Verabreichung des Medikaments, die sich mit einem Targeting wirkungsvoll reduzieren lassen. Doxorubicin = Chemotherapie Bekannter Wirkstoff Einfachere Translation, klinische Studie und Registrierung ABBILDUNG 2 Schematische Darstellung der drei Schlüsselelemente von Talidox sowie die daraus abgeleiteten Vorteile des neuen Medikaments. Targeted = Navigationssystem Liposomal = Transportmittel Aktive Akkumulation im Tumor Schutz beim Transport durch den Blutkreislauf Bessere Wirksamkeit Weniger Nebenwirkungen und Ermöglichung längerer Behandlungszyklen TALIDOX ZIELE VON INNOMEDICA: • Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Talidox, einer neuartigen Krebstherapie, welche - effizient wirkt - Nebenwirkungen auf ein Minimum reduziert - bei einer breiten Therapieanwendung zu sozialverträglichen Kosten weltweit vermarktet werden kann • Aufbau einer Medikamenten-Pipeline für zahl- reiche medizinische Anwendungen basierend auf InnoMedicas Targeting-Technologie. • Beibehaltung der Unabhängigkeit des Unterneh- mens mit einem Aktionariat, welches in einer breiten Öffentlichkeit verankert ist und von einem stabilen Kernaktionariat getragen wird. • Börsengang nach dem Wirksamkeitsnachweis von Talidox im Menschen.
  • 9. SEITE 09 02 TECHNOLOGIE UND PRODUKT InnoMedicas patentierte Technologie des Glykan-Tar- getings folgt dem Navigationsprinzip der Immunzellen und fungiert als Plattformtechnologie mit Anwendungs- möglichkeiten in verschiedenen Bereichen. Mit dem Pro- dukt Talidox wird InnoMedica die Technologie in einem ers- ten Schritt in der Onkologie Patienten zugänglich machen. WISSENSCHAFTLICHE GRUNDLAGEN Das theoretische Konzept von Talidox lässt sich in drei Teile gliedern: Aufbau des Nanocontainers, Funktions- weise des Glykan-Targetings – also die Reise des Wirkstoffs von der Injektion bis zur Krebszelle – sowie die Wirkstoff- freisetzung in der Krebszelle. AUFBAU DES LIPOSOMS Die Targeting-Technologie von InnoMedica basiert auf Liposomen mit einer intelligenten Oberflächenstruktur. Damit der Wirkstoff sein Ziel – die Krebszelle – erreichen kann, ohne im gesunden Gewebe unnötig Schaden zu ver- ursachen, müssen drei Bedingungen erfüllt sein: • Schutzfunktion Der toxische Wirkstoff muss verpackt sein. • Targeting-Funktion Die wirkstoffbeladenen Nanocontainer müssen spezifisch an die Krebszellen adressiert sein. • Ausscheidungsfunktion Der Wirkstoff, welcher nicht in den Tumor gelangt, muss ohne Interaktion mit dem Stoffwechsel den Organismus wieder verlassen. Bei einer Chemotherapie mit Talidox wird der Wirkstoff Doxorubicin von einer Lipidhülle umgeben. Die Lipide bilden Liposomen, welche aus einer doppelwandigen Lipidmembran bestehen, die einen Hohlraum umschliesst. Auf der Oberfläche der Liposomen werden Proteine und Zuckermoleküle (Glykan-Liganden) zur Adressierung der Krebszellen angebracht (Abbildung 3). Das ganze Paket ist etwa 100 Nanometer bzw. ein Zehntausendstel Millime- ter gross und kann über eine mehrstufige Rezeptor-Kas- kade Krebszellen im Körper aufspüren. Der Aufbau der Lipidhülle beeinflusst die Schutz- sowie die Ausscheidungsfunktion wesentlich. Je nach Zusammen- setzung der Lipide wird das Liposom schneller oder lang- samer aufgelöst, bevor es den Wirkstoff freisetzt. Idealer- weise geschieht dies erst im Innern der Krebszelle, deren chemische Eigenschaften die Auflösung des Lipidmantels bewirken. Die Verweildauer im Blutstrom ist dabei so einzustellen, dass das Liposom nicht sofort ausgeschieden wird, aber auch nicht unnötig lange im Blutstrom zirku- liert und am Ende die Reinigungsorgane belastet. Die Kon- struktion eines Liposoms, welche diese Schlüsselfaktoren berücksichtigt, ist somit eine wesentliche Voraussetzung für die anschliessende Oberflächenmodifikation und ein funktionierendes Glykan-Targeting. ABBILDUNG 3 Aufnahme des InnoMedica-Liposoms mit einem Elektronen- rastermikroskop (links) und entsprechender schematischer Aufbau des Liposoms (rechts). LEGENDE Lipide Doxorubicin Zuckermolekül (Glykan) VORTEILE VON INNOMEDICA-LIPOSOMEN: • CHEMISCHE STABILITÄT: Die Kombination von natürlichen Lipiden in den richtigen Mengenverhält- nissen führt zu chemisch stabilen, unilamellaren Li- posomen. • OPTIMALE VERWEILDAUER: Der Lipidmantel ist so aufgebaut, dass die Liposomen Zeit haben, über die Targeting-Funktion in das Gewebe zu gelangen. Der Rest wird innert weniger Tage über Leber und Niere ausgeschieden. • IMMUNTOLERANZ: Die Oberfläche des Liposoms ist so modifiziert, dass es als körpereigener Blut- bestandteil akzeptiert und vom Immunsystem nicht angegriffen wird. Diese Immuntoleranz macht wie- derholte Behandlungen unproblematisch. • MULTIFUNKTIONALITÄT: Die Liposomen können mit unterschiedlichen Wirkstoffen beladen und für ver- schiedene medizinische Anwendungen eingesetzt werden.
  • 10. SEITE 10 DAS GLYKAN-TARGETING Die Liposomen werden dem Patienten intravenös in die Blutbahn injiziert. Über die Blutgefässe verbreiten sich die Liposomen im ganzen Körper, wo sie nun grossen physikalischen Kräften ausgesetzt sind. Damit die Lipo- somen nicht auseinanderbrechen und ihre Ladung früh- zeitig freisetzen, müssen sie möglichst stabil gebaut sein. Um die Krebszellen aufspüren zu können, müssen sie zudem über längere Zeit vor den körpereigenen Reinigungsmechanismen getarnt sein. Die Oberflächen- modifikationen von Talidox helfen den Liposomen diese Tarnung zu erreichen und im Blutkreislauf über einen längeren Zeitraum frei zu zirkulieren. Krebsgewebe benötigt aufgrund der unkontrollierten Zellteilung besonders viele Nährstoffe und baut deshalb eine eigene Blutversorgung auf (Angiogenese). Die neu ausgebildeten Blutgefässe sind durchlässiger und so können im Krebsgewebe Liposomen bereits ohne ak- tives Targeting leichter aus der Blutbahn austreten. Dank des Glykan-Targetings kann Talidox das Krebs- gewebe aktiv erkennen. Dabei wird ein Mechanismus genutzt, welcher von der Natur bereits seit Millionen von Jahren erprobt ist. Befinden sich im Körper kranke Zellen, geben diese ein Signal in die Blutbahn (Lek- tin-Rezeptor), um Immunzellen anzulocken. Kommen die Immunzellen an diesen Signalen in Form von Entzün- dungsrezeptoren vorbei, erkennen sie dieses auf Glykan- Liganden basierende Schlüssel-Schlossprinzip (Abbil- dung 4). Die Immunzellen binden an diese Signale und dringen anschliessend durch die Wand des Blutgefässes ins umliegende Gewebe zu den kranken Zellen vor, um diese entweder zu entfernen oder zu reparieren. ABBILDUNG 4 Schematische Darstellung (links) und hochauflösende Gammastahlen-Kristallographie (rechts) der Liganden-Rezeptoren-Interaktion (Schlüs- sel-Schlossprinzip). GLYKAN-LIGAND LEKTIN-REZEPTOR LIPOSOM BLUTGEFÄSSWAND LEKTIN-REZEPTOR LIPOSOM GLYKAN-LIGAND BLUTGEFÄSSWAND
  • 11. SEITE 11 ABBILDUNG 5 Schematische Darstellung des Angriffs von Immunzellen und Talidox-Liposomen auf Krebszellen. Die Krebszellen bewirken die Bildung von Rezeptoren (gelbe Härchen) an der Blutgefässwand. Sowohl Immunzellen als auch Liposomen lagern sich an diesen Rezeptoren an und dringen durch die Blutgefässwand ins umliegende Gewebe ein. Die Krebszelle präsentiert selbst ebenfalls Rezeptoren auf der Oberfläche, welche von den Immunzellen und den Liposomen gleichsam erkannt werden. Die Liposomen können anschliessend in die Krebszelle eindringen und ihren Wirkstoff freisetzen. LEGENDE KrebszelleImmunzellegesunde ZelleLiposom Analog zu den Immunzellen nutzen die Liposomen von Ta- lidox dieses auf Glykanen basierende, natürliche Schlüs- sel-Schlossprinzip, um Krebszellen aufzuspüren (Ab- bildung 5). Die Glykane auf der Liposomen-Oberfläche binden an die Rezeptoren der Blutgefässinnenwand. Dort verlassen die Liposomen die Blutbahn und gelan- gen ins umliegende Gewebe. Anders als gesunde Zellen präsentieren Krebszellen Rezeptoren, welche von den Immunzellen und dank der Targeting-Technologie auch von den Liposomen erkannt werden. Die Fähigkeit der Krebszellen zur Deaktivierung der Immunzellen ver- hindert jedoch einen Angriff. Die von den Liposomen ausgehende Gefahr wird hingegen von den Krebszellen nicht erkannt. Die Liposomen werden von den Krebszel- len aufgenommen und können ihren Inhalt, den Wirk- stoff, im Zellinnern freisetzen. VORTEILE VON INNOMEDICAS GLYKAN-TARGETING: • DIE NATUR MACHT ES VOR: Mit Glykan-Targeting ist es möglich, auf natürliche Weise medizinische Wirk- stoffe gezielt in kranke Zellen zu transportieren. • MULTIFUNKTIONALITÄT: Durch die Wahl von unter- schiedlichen Glykanen können unterschiedliche Or- gane und Krankheiten angesteuert werden. • PATENTSCHUTZ: Das Glykan-Targeting ist in den USA, Europa und Japan patentgeschützt. WELTNEUHEIT GLYKAN-TARGETING: Zuckermoleküle imitieren das natürliche Targeting des Immunsystems und finden so erkrankte Zellen im Körper – InnoMedicas patentgeschützte Innovation. (US 7,070,801 B2) “
  • 12. SEITE 12 1 2 5 3 4 DIE WIRKSTOFFFREISETZUNG Im Tumorgewebe angekommen ist die Reise der Lipo- somen noch nicht zu Ende. Die Liposomen müssen nun in die Krebszellen eindringen und dort ihren Wirkstoff frei- setzten, damit dieser seine Wirkung entfalten kann. Das Eindringen des Liposoms ins Zellinnere (Endozytose) ist vergleichbar mit dem trojanischen Pferd. Dieser Prozess läuft in fünf Stufen ab und wird in der Abbildung 6 ver- anschaulicht: 1 ANDOCKEN: Das Liposom dockt an der Oberfläche der Krebszelle an. Dabei kommt dasselbe Schlüs- sel-Schlossprinzip wie beim Verlassen der Blutbahn zur Anwendung. 2 EINSTÜLPUNG: Nach der Bindung des Liposoms an die Zelloberfläche stülpt sich diese ein und ummantelt dabei das Liposom. 3 ABSCHNÜRUNG: Die Einstülpung wird von der Zell- wand abgeschnürt und wandert als eigenständiges Kom- partiment (Endosom) Richtung Zellkern. 4 MEMBRANFUSION: Der hohe Säuregehalt im Innern des Endosoms führt dazu, dass sich die Hülle des Lipo- soms mit dem Endosom verbindet. VORTEILE DER ENDOZYTOSE VON INNOMEDICA-LIPOSOMEN: • Dank geschickter Wahl der Lipide und Glykane kön- nen die Liposomen von InnoMedica erfolgreich in die Zielzellen eindringen und dort ihren Wirkstoff frei- setzen. • Die Liposomen folgen der Logik des trojanischen Pferdes, welches trotz Abwehrvorrichtungen erfolg- reich eindringen und seine Wirkung entfalten kann. ABBILDUNG 6 Schematische Darstellung der Endozytose und der Wirkstofffreisetzung. 5 WIRKSTOFFFREISETZUNG: Durch die Fusion des Lipo- soms mit dem Endosom kann nun der Inhalt des Liposoms ungehindert in der Nähe des Zellkerns austreten. Das in den Talidox-Liposomen enthaltene Doxorubicin inhibiert im Zellkern die DNA Replikation. Dadurch wird eine weitere Zellteilung verhindert und das Wachstum des Krebsgewe- bes unterbunden.
  • 13. SEITE 13 Dr. Patrick Buschor, Medical & Regulatory Affairs, Qualitätssicherung
  • 14. SEITE 14 PRODUKTENTWICKLUNG Von einer empirisch abgestützten Theorie bis zu einem beim Patienten einsetzbaren, wirksamen Medikament sind viele Herausforderungen zu bewältigen. Bei der Entwick- lung des neuen Drug Delivery Systems von InnoMedica stehen hauptsächlich drei Bereiche im Fokus und sollen im Folgenden präsentiert werden: Aufbau und Eigenschaften des neuen Medikaments, Forschungsergebnisse zur Funk- tionalität entlang des Weges des Liposoms zur Krebszelle und Analysen zur Wirkstofffreisetzung und Wirksamkeit. Das Potential neuer Medikamente ist immer im Vergleich mit bereits bestehenden Behandlungen abzuschätzen. Für Talidox sind dabei insbesondere zwei Vergleichsmedika- mente von Bedeutung: ADRIBLASTIN: Eine auf dem Wirkstoff Doxorubicin basierende Chemotherapie, welche zahlreiche Neben- wirkungen hervorruft. Der Wirkstoff Doxorubicin wird dem Patienten mittels Infusion in seiner Reinform verabreicht und verbreitet seine Wirkung als systemische Therapie un- gehindert im gesamten Körper. CAELYX (DOXIL): Eine Chemotherapie, bei welcher Doxorubicin ähnlich wie bei Talidox liposomal enkapsuliert wird. Die Caelyx-Liposomen sind jedoch anders aufgebaut und haben keine aktiven Targeting-Eigenschaften. HERSTELLUNG DES LIPOSOMS Die Produktion von InnoMedicas Liposomen gliedert sich in drei Phasen: LEERE LIPOSOMEN: Das von InnoMedica entwickelte Ver- fahren zur Herstellung leerer Liposomen basiert auf einer einzigartigen Lipid-Zusammensetzung sowie besonderen Verfahrensschritten, welche es den Lipiden ermöglichen, sich auf natürliche Art zu Liposomen zu formieren. Dabei entstehen stabile, homogene Liposomen mit geringen Grössenunterschieden, welche als Basis für alle weiteren Prozessschritte dienen. BELADEN DER LIPOSOMEN: Im nächsten Produktions- schritt erfolgt die Beladung der Liposomen mit dem gewünschten medizinischen Wirkstoff. Im Fall von Talidox wird Doxorubicin in die Liposomen enkapsuliert. OBERFLÄCHENMODIFIKATION: In der finalen Phase wird die Oberfläche der Liposomen mit Proteinen, funk- tionalen Linkern und Glykanen bestückt. Diese Ober- flächenmodifikation macht das Liposom biologisch intel- ligent und ermöglicht das gewebespezifische Ansteuern der kranken Zellen im Organismus mittels Rezeptor- Ligand Interaktion (Schlüssel-Schlossprinzip). InnoMedica hat bei der Herstellung von Talidox entschei- dende Prozessinnovationen implementiert. Diese können aus schutzrechtlichen Gründen nicht im Detail beschrie- ben werden. Ein Vergleich mit Caelyx ist jedoch möglich: Im Gegensatz zu InnoMedicas Talidox wird bei Caelyx das Extrusionsverfahren angewendet. Dieses presst die Lipide bei hohem Druck und hohen Temperaturen in die ge- wünschte Form. Es entstehen heterogene und teilweise mehrhüllige Liposomen mit Einschlüssen. Abbildung 7 ver- gleicht die Talidox-Liposomen mit den Liposomen von Caelyx, wobei insbesondere die Unterschiede bezüglich der Grössenverteilung und der Einschlüsse sichtbar sind. Abbildung 8 zeigteineausAufnahmenmitdemElektronen- rastermikroskop errechnete dreidimensionale Darstellung der Talidox-Liposomen. Diese sind gleichmässig rund und haben wenig Variation in der Grössenverteilung. Bei der Herstellung von Liposomen ist das Augenmerk besonders auf zwei Faktoren zu legen: Die Stabilität der Liposomen und deren Beladung mit dem Wirkstoff. Diese beiden Faktoren sind besonders wichtig, da bereits zahlreiche Projekte mit Liposomen an diesen Hürden ge- ABBILDUNG 7 Aufnahmen mit dem Elektronenrastermikroskop von Inno- MedicasTalidox-Liposomen(links;aufgenommenamAdolpheMerkleInstitut der Universität Freiburg) und den Liposomen von Caelyx (rechts; publiziert in Szebeni, Barenholz, et al. (2012), Liposome-induced complement activa- tion and related cardiopulmonary distress in pigs: factors promoting reac- togenicity of Doxil and AmBisome). TALIDOX 100nm 100nm CAELYX
  • 15. scheitert sind. InnoMedica konnte mit dem innovativen Produktionsverfahren sowohl bei der Stabilität als auch beim Beladen der Liposomen überzeugende Lösungen entwickeln. STABILITÄT: Den grössten Einfluss auf die Stabilität hat der erste Produktionsschritt der Herstellung leerer Lipo- somen. Dank einem schonenden Herstellverfahren, bei welchem sich die Lipide auf natürliche Art zu Liposomen formieren, bleiben die Talidox-Liposomen auch ohne Bei- mischung zusätzlicher Stabilisatoren in ihrer natürlichen Form über einen langen Zeitraum stabil. Eine Methode zum Stabilitätsnachweis ist der Vergleich der Grössen- verteilung zu mehreren Zeitpunkten. Zersetzen sich die Liposomen oder zerfallen sie in ihre Bestandteile spiegelt sich dies in einer Veränderung der Grössenverteilung wider. Abbildung 9 zeigt die Grössenverteilung der Talidox- Liposomen unmittelbar nach der Fertigstellung sowie zwei Monate später. Die Grössenverteilung ist nahezu identisch und lässt auf die guten Stabilitätswerte der Talidox-Liposomen schliessen. ENKAPSULIERUNG DES WIRKSTOFFS: Ein limitier- ender Faktor der Liposomen-Technologie kann die Wirk- stoffmenge sein, welche in die Liposomen geladen werden kann. Diese sollte so hoch sein, dass für die Patienten eine maximal effiziente Therapie ermöglicht wird. Im Herbst 2014 hat InnoMedica zum ersten Mal erfolgreich eine neue Methode zur Beladung von Liposomen mit grösseren Wirk- stoffmengen getestet. Im Juni 2015 ist der entscheidende Durchbruch in der Enkapsulierungsfrage gelungen und der „Remote Load“ konnte als Produktionsschritt etabliert werden. Ausschlaggebend waren sowohl Veränderungen im chemischen Konzept der Wirkstoffeinbindung als auch Änderungen in den Parametern des Ladeverfahrens. VORTEILE DER LIPOSOMEN-PRODUKTION VON INNOMEDICA: • Das Produktionsverfahren ermöglicht die Herstel- lung von Liposomen im Litermassstab. • Das Ladeverfahren (Remote Load) ermöglicht die Einbindung fast jedes beliebigen medizinischen Wirkstoffs ins Liposom in ausreichenden Mengen. • Die Lipide befinden sich während der Produktion in einem natürlichen energetischen Gleichgewicht, was zu besonders stabilen Liposomen führt. ABBILDUNG 8 3D gerenderte Darstellung der Talidox-Liposomen, basier- end auf Cryo-tomo TEM Aufnahmen (Adolphe Merkle Institute, Universität Freiburg). ABBILDUNG 9 Vergleich der Grössenverteilung der Talidox-Liposomen mittels Tunable Resistive Pulse Sensing (TRPS). 8007006005004003002001000 8007006005004003002001000 LIPOSOMEN-DURCHMESSER (nm) LIPOSOMEN-DURCHMESSER (nm) UNMITTELBAR NACH FERTIGSTELLUNG ZWEI MONATE NACH FERTIGSTELLUNG HÄUFIGKEITHÄUFIGKEIT
  • 16. SEITE 16 Pascal Halbherr, Produktions- und Projektleiter
  • 17. SEITE 17 STUDIENERGEBNISSE ZUM GLYKAN-TARGETING Damit der patentgeschützte Targeting-Mechanismus von InnoMedica optimal wirken kann - also die Liposomen im Blutstrom durch die Rezeptoren angehalten werden, in das Gewebe eindringen und dort den Weg bis in die Krebszelle finden - muss das Schlüssel-Schlossprinzip biologisch funktionieren können. Die zu den Rezeptoren passenden Liganden (spezifische Glykane) müssen auf der Liposomenoberfläche vorhanden sein. REZEPTOREN Die Präsenz der Rezeptoren, welche von den Glykanen an- gesteuert werden, hat InnoMedica mittels Rezeptor-Expres- sionsdaten analysiert. Diese Daten basieren auf tausenden menschlichen Gewebsproben, wobei die Häufigkeit des Auf- tretens von Rezeptoren systemisch in einer Datenbank der Firma Genevestigator erfasst wurde. Für Talidox sind drei Rezeptoren relevant: E-SELECTIN: Sobald umliegendes Gewebe krank und ent- zündet ist, wird dieser Rezeptor an der Blutgefässwand präsentiert. InnoMedicas Auswertung der Expressions- daten zeigt, dass dieser Rezeptor in Blutgefässwänden von entzündetem Gewebe rund 54-mal häufiger vorkommt als in Blutgefässwänden von normalem Gewebe (Abbildung 10). Hinzu kommt, dass dieser Rezeptor in normalen Blut- gefässwänden intrazellulär gespeichert vorliegt und für das Liposom unzugänglich ist. Erst durch die Entzündung wird er hochreguliert und auf der Zelloberfläche präsentiert. GALEKTIN-1 UND GALEKTIN-3: Diese Rezeptoren werden auf der Zelloberfläche von zahlreichen Krebs- zellen präsentiert (Abbildung 11). Der von Herceptin ver- wendete HER2-Rezeptor dient als Vergleich. LIGANDEN Die Liganden müssen in Form von Glykanen auf der Lipo- somen-Oberfläche befestigt werden. Bei der Oberflächen- modifikation der Liposomen müssen insbesondere die fol- genden drei Parameter berücksichtigt werden: ART DER GLYKAN-MOLEKÜLE: Die Glykan-Moleküle werden so ausgewählt, dass sie mit den Zellwänden der Blutgefässe im Tumor sowie den Tumorzellen selbst inter- agieren und an die dort vorhandenen Rezeptoren binden können. Für dieses gewebespezifische Targeting kommt eine Vielzahl an Glykan-Molekülen in Frage. InnoMedica hat in mehreren Versuchen systematisch die Funktiona- lität verschiedener Glykan-Moleküle evaluiert und zusam- men mit dem Mario Negri Institute for Pharmacological Research eine Methode entwickelt, welche die Ansamm- lung der Liposomen (mit oder ohne Glykan-Targeting) in verschiedenen Organen im Mäusekörper sichtbar macht. Durch die Ladung von Kontrastmittel in die Liposomen konnte InnoMedica die Wirkung des Glykan-Targetings mittels Infrarotscans im Tierorganismus sichtbar machen (Abbildung 12). Der Vergleich der Substanzverteilung mit und ohne Glykan-Targeting nach vier Stunden zeigt, dass die mit Glykanen bestückten Liposomen im Tumor akku- mulieren. Im Gegensatz dazu sammeln sich Liposomen ohne Glykan-Targeting in der Leber an. Die Targeting-Tech- nologie von InnoMedica vermag somit die Verteilung von Wirkstoffen im Körper aktiv zu beeinflussen. Dabei werden sowohl die Wirksamkeit als auch die Nebenwirk- ungen adressiert. Diese Beweisführung verdeutlicht auf eindrückliche Weise das Potential von InnoMedicas Talidox- Liposomen im lebenden Organismus. ABBILDUNG 10 Expressionsprofil von E-Selectin in entzündeten Blutgefäs- sen. Quelle: Genevestigator. < 12 12 8 8 4 4 0 0 -4 -4 -8 -8 -12 -12 -16 -16< 16 < 16 < kein Filter kein Filter Log(2)-ratio Faktor p-Wert 5.13 54.63 0.0015.13 54.63 0.001 LEGENDE normales Gewebe entzündetes Gewebe FAKTOR 15 15 14 14 13 13 12 12 11 11 10 10 9 9 8 8 17 17 16 16 TIEF MITTEL (=IQR) HOCH Galektin-1: Galektin-3: HER2 (Kontrolle, Rezeptor von Herceptin): EXPRESSIONSLEVEL ABBILDUNG 11 Expressionsprofil von Galektin-1 und -3 in Brustkrebs im Ver- gleich mit HER2 (positiv). Quelle: Genevestigator
  • 18. SEITE 18 Für eine konzeptionell saubere Beweisführung hat Inno- Medica zusätzliche Glykane auf den Liposomen angebracht, welche nicht den Tumor, sondern andere Organe ansteuern, und deren Einfluss auf die Biodistribution im Tiermodell un- tersucht. Abbildung 13 zeigt die Verteilung für ein Glykan, welches in der Lunge akkumuliert. Die Resultate verdeut- lichen, dass InnoMedica in der Lage ist, mit unterschied- lichen Glykanen unterschiedliche Organe anzusteuern. MENGE DER GLYKAN-MOLEKÜLE: Ein wichtiger Faktor für ein erfolgreiches Glykan-Targeting ist die Menge der Glykan-Moleküle auf der Oberfläche der Liposomen. Wie stark die Liposomen an die Rezeptoren binden, hängt von der Anzahl verfügbarer Bindungsstellen ab. BEFESTIGUNG DER GLYKAN-MOLEKÜLE: Die Verbin- dung zwischen Liposom und Glykanen besteht aus zwei Komponenten. Ein chemisches Linkermolekül sichert die Kopplung der Glykane. Zudem muss das Glykan so modi- fiziert werden, dass es mit dem Linker eine feste Verbin- dung eingehen kann (kovalente Bindung). Erst wenn beide Bedingungen erfüllt sind, kann das Glykan am Liposom befestigt werden. Da dieser Prozessschritt für die Tar- geting-Funktion entscheidend ist, kommt dem Nachweis einer erfolgreichen Glykan-Kopplung am Liposom mittels Analytik eine zentrale Rolle zu. Aus diesem Grund hat InnoMedica eine auf Hydrolyse und anschliessender Chro- matographie basierende Methode entwickelt, welche diesen Nachweis ermöglicht. Abbildung 14 zeigt exem- plarisch die Glykan-Detektion auf den Liposomen. Die Er- höhung quantifiziert die Menge der Glykan-Moleküle von Talidox. ABBILDUNG 14 3-D Spektrum des Glykan-Signales. X-Achse: Retentionszeit zwischen 154 und 163 Sekunden (2.56-2.71 Minuten). Y-Achse: Signalinten- sität in Milli-Absorptions-Einheiten (mAU). Z-achse: Wellenlänge in Nano- meter. ABBILDUNG 12 Visualisierung der biologischen Verteilung von fluoreszenz-mar- kierten InnoMedica-Liposomen vier Stunden nach Injektion mittels Optic Imaging Analyse. LUNGE LEBER TUMOR LEBER TUMOR HOHE KONZENTRATION TIEFE KONZENTRATION ABBILDUNG 13 Visualisierung einer biologischen Verteilung nach Aus- wechslung des Glykans. TALIDOX MIT GLYKAN-TARGETING TALIDOX OHNE GLYKAN-TARGETING GLYKANVARIANTE LUNGE LEBER LUNGE TUMOR STUDIENERGEBNISSE ZU INNOMEDICAS GLYKAN-TARGETING: • Mittels diagnostischer Liposomen hat InnoMedica erfolgreich den Effekt des Glykan-Targetings belegt. • Unterschiedliche Glykane steuern unterschiedliches Gewebe an, womit InnoMedica über eine breit an- wendbare Plattformtechnologie verfügt. • InnoMedica hat eigene Methoden entwickelt, um die Glykane auf den Liposomen analytisch nachzu- weisen und damit einen wichtigen Schritt in der Qualitätssicherung gemeistert.
  • 19. SEITE 19 FREISETZUNG DES MEDIKAMENTS UND WIRKSAMKEIT FREISETZUNG: Ein effizientes Drug Delivery System gegen Krebs sollte die Chemotherapie nicht nur zum er- krankten Gewebe transportieren, sondern den Wirkstoff in den Krebszellen auch biologisch verfügbar machen, um das Krebsgewebe am Wachstum zu hindern oder sogar zu eliminieren. In Zusammenarbeit mit dem Departement für klinische Forschung der Universität Bern konnte dieser Vorgang an lebenden Krebszellen sichtbar ge- macht werden. Abbildung 15 zeigt, wie die Liposomen in die Krebszelle eindringen und den Wirkstoff freisetzen. Die grösste Wirkstoffmenge wird dabei in Zellkernnähe detektiert. Die Interaktion von Talidox mit den Zellen hat einen be- deutenden Einfluss auf die therapeutische Wirksamkeit. Daher ist es wichtig zu verstehen, welche Auswirkungen unterschiedliche Oberflächenmodifikationen des Lipo- soms auf die Aufnahme im Krebsgewebe und die Wirk- stofffreisetzung haben. Diese Aspekte des Glykan-Targetings sind noch detailliert empirisch zu untersuchen. Insbesondere in Zusammenar- beit mit dem Adolphe Merkle Institut (AMI) der Universität Freiburg elaboriert InnoMedica Fragestellungen in diesem Bereich. Zu diesem Zweck hat InnoMedica gemeinsam mit dem AMI bei der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) der Schweizerischen Eidgenossenschaft einen Antrag auf Forschungsförderung in der Höhe von CHF 350‘000 zur Unterstützung eines insgesamt auf drei Jahre ausgelegten Forschungsprojektes eingereicht. Der Antrag (18641.1 PFNM-NM) wurde am 30. Dezember 2015 in vollem Umfang genehmigt. WIRKSAMKEIT: Auch für Talidox gilt, das Ganze ist mehr als die Summe aller Teile. Insofern ist auch für Talidox am Ende die Wirksamkeit im Patienten das entscheidende Kriterium. Wie gut ein neues Medikament ist, lässt sich ausserdem erst in einem Vergleich der Wirksamkeit mit alternativen Behandlungsmethoden abschliessend beurteilen. Bevor ein solcher Vergleich bei Patienten vorgenommen werden kann, muss die Wirksamkeit neuer Medikamente präklinisch untersucht werden. Der Transfer der verschiedenen technischen Innovationen in das definitive Produkt erfolgt schrittweise und erfordert verschiedene Prüfungen im Tiermodell. In einem ersten Schritt hat InnoMedica die Performance des Talidox-Lipo- soms ohne zusätzliches Glykan-Targeting (Base-Vesicle) überprüft und belegen können, dass die besondere Kon- struktion des Lipidmantels bereits zu einer wirksamen Behandlung führt und die Nebenwirkungen deutlich zu reduzieren vermag. Zu diesem Zweck, hat InnoMedica in Zusammenarbeit mit dem Mario Negri Institute in krebs- kranken Mäusen unterschiedliche Behandlungen vergli- chen. In einer Studie wurden 20 Mäuse in vier identische Gruppen aufgeteilt. Neben einer Kontrollgruppe wurden drei Behandlungsgruppen untersucht, welche entweder Caelyx, freies Doxorubicin oder Talidox erhielten. Über einen Zeitraum von drei Wochen wurden den behandelten Gruppen insgesamt sechs Injektionen mit identischen Wirkstoffdosen verabreicht. Die wöchentliche Wirkstoff- dosis belief sich auf 7 mg/kg Körpergewicht. Diese Dosis wurdegemässdenEmpfehlungenderamerikanischenHeil- mittelaufsichtsbehörde FDA aus der gängigen Dosierung von Doxorubicin beim Menschen abgeleitet, wo eine Dosis von rund 2 mg/kg Körpergewicht eingesetzt wird. Abbildung 16 fasst die Resultate der Tierstudie zusam- men. Bei der unbehandelten Kontrollgruppe wächst der Tumor innerhalb von drei Wochen im Durchschnitt auf über 2000 mg an. Bei allen behandelten Gruppen konnte jedoch das Wachstum stark eingeschränkt werden. Die Be- handlung mit Talidox und Caelyx wirkt etwa identisch und ist im Vergleich zu freiem Doxorubicin deutlich wirksamer. Die Tumoren der Doxorubicin-Gruppe sind in der dritten Woche rund 495 mg oder 51% grösser als die Tumoren der Talidox-Gruppe. LIPOSOM ZELLKERN ABBILDUNG 15 Aufnahme einer lebenden Krebszelle mit eindringenden Li- posomen und Wirkstoff-Akkumulation im Zellkern (Live Cell Imaging (LCI), Universität Bern).
  • 20. SEITE 20 Am Tumorwachstum der Gruppe mit freiem Doxorubicin ist zu erkennen, dass das verwendete Krebsmodell be- sonders aggressiv ist. Die Tumoren wachsen trotz Behand- lung mit einer hohen Dosis von herkömmlicher Chemo- therapie weiter. Diese Ausgangslage ist gewollt, da nur so die unterschiedliche Wirkung von Talidox, Caelyx und freiem Doxorubicin sichtbar gemacht werden kann. Das zweite entscheidende Kriterium sind die Nebenwirk- ungen eines Medikaments. Diese lassen sich im Mausmo- dell über die Entwicklung des Körpergewichts messen. Je höher das Körpergewicht, desto besser geht es der Maus und desto weniger Nebenwirkungen hat ein Medikament. Die Veränderung des Körpergewichts der drei therapier- ten Gruppen zeigt, dass Talidox deutlich weniger Neben- wirkungen hat als Caelyx und freies Doxorubicin (Abbil- dung 17). Der nächste Schritt besteht im Transfer des Glykan-Tar- getings von den diagnostischen Liposomen mit Fluo- reszenz-Ladung (Abbildung 12) auf die Liposomen mit Doxorubicin-Ladung. Für eine stabile und funktionale Anbindung der Glykane sind verschiedene Voraussetz- ungen zu erfüllen. Von Bedeutung sind die obengenannt- ABBILDUNG 16 Die Behandlung mit Talidox reduziert das Tumorwachstum im Vergleich zu freiem Doxorubicin um durchschnittlich 495 mg. 302520151050 0 500 1000 1500 2000 TAGE NACH KREBSINJEKTION TUMORGRÖSSE(mg) 2500 Kontrolle (unbehandelt) Freies Doxorubicin Caelyx Talidox (Base-Vesicle) 3025150 0 24 26 28 20 KÖRPERGEWICHT(g) RESULTATE DER TIERSTUDIE VON INNOMEDICA IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM MARIO NEGRI INSTITUTE FOR PHARMACOLOGICAL RESEARCH en Schlüsselfaktoren (die Wahl der Glykane und die Stabil- ität ihrer Verbindung mit dem Linkermolekül). Ferner sind mögliche Interferenzen zwischen dem Wirkstoff und den Glykanen möglichst zu vermeiden. InnoMedica kennt hier verschiedene Lösungswege, deren Evaluation allerdings noch eine Anzahl Tierstudien nötig macht. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass InnoMedica mit der Base-Vesicle-Variante bereits heute über eine klinisch relevante Version von Talidox verfügt, welche besser als freies Doxorubicin oder gleich gut wie Caelyx wirkt und zudem deutlich weniger Nebenwirkungen aufweist als beide Vergleichsmedikamente. In einem nächsten Schritt plant InnoMedica, die reduzierten Nebenwirkungen der Base-Vesicle-Variante genauer zu analysieren. Gleichzeitig werden in den Tierstudien weitere Varianten mit Glykan- Targeting getestet. ABBILDUNG 17 Die Behandlung mit Talidox belastet die Tiere deutlich weniger stark mit Nebenwirkungen. Abnehmendes Körpergewicht ist ein Zeichen für Nebenwirkungen. TAGE NACH KREBSINJEKTION
  • 21. SEITE 21 WEITERE PRODUKTE In einer späteren Phase soll InnoMedicas Targeting-System für weitere Anwendungen entwickelt werden. Insbesonde- re Entzündungskrankheiten oder Krankheiten mit entzün- dungsspezifischen Symptomen können mittels Glykan-Tar- geting gezielter behandelt werden. Tabelle 1 zeigt mögliche Anwendungsgebiete. Zum Ausbau der Produkte-Pipeline hat InnoMedica inter- nationale und nationale Forschungskollaborationen mit der Universität Bern (Institut für Anatomie), dem Istituto di Ricerche Farmacologiche Mario Negri (Milano) und der John A. Burns School of Medicine (Hawaii) etabliert. So zeigen erste präklinische Versuche beispielsweise eine signifikante Reduktion der Plaquegrösse beim Einsatz von InnoMedicas Technologie gegen Arteriosklerose (Abbildung 18). Weiter ist zurzeit in Abklärung, welchen Beitrag Inno- Medica durch die Möglichkeit zur Überwindung der Blut- Hirn-Schranke mittels Liposomen zur Verbesserung der heutigen Behandlung von multipler Sklerose leisten kann. Auch in der Ophthalmologie konnte mittels Liposomen- Targeting eine bedeutende Anwendung erschlossen werden. Für detailliertere Informationen wird auf Literatur- angaben im Anhang verwiesen. ABBILDUNG 18 Arterienquerschnitte im Vergleich. Links: Behandlung der Maus mit freiem Wirkstoff. Rechts: Behandlung der Maus mit glykosylier- ten InnoMedica-Liposomen, welche einen Wirkstoff gegen Arteriosklerose enthalten. BEHANDLUNG MIT FREIEM WIRKSTOFF BEHANDLUNG MIT INNOMEDICA-LIPSOMEN ANWENDUNGEN BEISPIELE KREBS Maligne, multiresistente Tumoren, Kombinationstherapien ENTZÜNDUNGS- KRANKHEITEN Enzephalitis, Retinochorioiditis, Pneumonie, Hepatitis, Arthritis, COPD KRANKHEITEN MIT ENTZÜNDUNGS- SYMPTOMEN Rheuma, Schlaganfall, Diabetes Mellitus, Alzheimer, Arteriosklerose, etc. TABELLE 1 Mögliche Anwendungen bei unterschiedlichen Krankheiten
  • 22. SEITE 22 “ Obwohl sich die Entwicklung von TLD-1 [Projektname von Talidox] erst in der präklinischen Phase befindet, besteht bereits jetzt eine enge Zusammenarbeit zwischen der NAD [“New Anticancer Drugs” Gruppe der SAKK] und InnoMedica. Dabei konnte sowohl die präklinische Weiterentwicklung von TLD-1 unterstützt als auch der Finanzierungsprozess klinischer Projekte in Patienten supportiert werden. Die Zusammenarbeit mit InnoMedica ist ein gutes Beispiel für den langjährigen und komplexen Prozess der präklinischen Substanz- entwicklung und Überführung einer Substanz von der Präklinik in die Klinik. Dr. M. Jörger, PharmaJournal vom August 2015
  • 23. SEITE 23 KLINISCHE STUDIEN IN SCHWEIZER SPITÄLERN Der Entwicklungsaufwand für neue Medikamente ist in den letzten Jahren vor allem aufgrund der hohen gesetz- lichen Anforderungen an die Sicherheit stark gestiegen. Dieser Weg umfasst eine Phase der präklinischen Entwick- lung, mehrere klinische Studien und die anschliessende Markteinführung. InnoMedica entwickelt mit Talidox jedoch nicht einen neuen Wirkstoff, sondern modifiziert die biologische Verteilung eines bestehenden Wirkstoffs, um so die Be- handlung effizienter und schonender zu machen. Gemäss einem verbindlichen Gutachten der Swissmedic gilt Ta- lidox als bekannter Wirkstoff mit Innovation, was die Durchführung der klinischen Studie und die Registrierung im Gegensatz zu neuen Wirkstoffen entscheidend be- schleunigt. Zur Dokumentation sind nur Unterlagen zu jenen Aspekten einzureichen, in denen sich Talidox von den Referenzpräparaten Doxorubicin und Caelyx unter- scheidet, insbesondere bezüglich Indikation, Verabrei- chungsweg, Darreichungsform oder Dosierung. Wenn ausreichend Belege zu den Referenzpräparaten in der veröffentlichten Literatur vorhanden sind, können diese anstelle einer eigens neu erhobenen Dokumentation über die pharmakologischen und toxikologischen Prüfungen eingereicht werden. Während der klinischen Entwicklung ist InnoMedica also vor allem bestrebt, Überbrückungsdaten zu generieren und so an bestehendes Wissen zu Therapien mit Doxorubicin oder Caelyx anzuknüpfen. Der Weg von Talidox sieht in Anbe- tracht dieser vereinfachten Bedingungen folgende Schritte bis zur Zulassung des Medikaments für Patienten vor: PRÄKLINISCHE ARBEITEN Bevor Talidox zum ersten Mal bei einem Patienten im Rahmen einer klinischen Studie getestet werden kann, sind die präklinischen Arbeiten abzuschliessen: TOXIZITÄTSPRÜFUNG: Zur Bestimmung der maximal verabreichbaren Dosis wird Talidox unter Good Laboratory Practice-Bedingungen (GLP) auf akute Toxizität geprüft. In dieser Studie werden auch Doxorubicin und Caelyx mit- geführt. Dadurch können Rückschlüsse auf die Dosierung und mögliche Risiken beim Menschen gezogen werden. STABILITÄTSSTUDIE: Das in der klinischen Studie ver- wendete Talidox muss biologisch stabil sein. In den vergan- genen zwei Jahren hat InnoMedica eine starke Evidenzba- sis zur Stabilität verschiedenster Prototypen aufgebaut, welche zeigt, dass die Talidox-Liposomen in einem hohen Mass stabil sind. Der finale Beweis wird jedoch erst mit der klinischen Charge von Talidox erbracht werden können. INVESTIGATOR’S BROCHURE (IB): Alle präklinisch rele- vanten Informationen und erhobenen Daten zu Talidox werden in der IB dokumentiert. Diese dient den Ärzten als Grundlage für die Erarbeitung des Studiendesigns. CLINICAL TRIAL PROPOSAL (CTP): Im CTP wird das Studiendesign detailliert geplant. INVESTIGATIONAL MEDICINAL PRODUCT DOSSIER (IMPD): Das IMPD dokumentiert die Qualität der Tali- dox-Proben, welche den Patienten im Rahmen der kli- nischen Studie verabreicht werden. Für die erste klinische Studie sind insbesondere Daten zur Stabilität und Steri- lität des Produkts relevant. Das IMPD muss von der Swiss- medic genehmigt werden. CLINICAL TRIAL PROTOCOL: Aufbauend auf IB, CTP und genehmigtem IMPD wird eine Arbeitsanweisung für die be- handelnden Onkologen verfasst. Diese dient den Onkologen als Grundlage zu Durchführung der klinischen Studie. GENEHMIGUNG DER KLINISCHEN STUDIE: Sind IB, CTP, IMPD sowie das Clinical Trial Protocol erstellt, werden diese Unterlagen zur Genehmigung bei Swissmedic sowie der Schweizerischen Ethikkommission für die Forschung am Menschen eingereicht. Sobald beide behördlichen Instanzen ihre Genehmigung erteilt haben, kann die klinische Studie beginnen. KLINISCHE STUDIEN Zur Planung und Durchführung der klinischen Studie hat InnoMedica eine Zusammenarbeit mit der Schweize- rischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) aufgebaut. Der Grundstein für diese Zusammenar- beit wurde bereits im Herbst 2013 mit einer gemeinsamen Absichtserklärung (Letter of Intent) zwischen der SAKK und InnoMedica gelegt. In der Folge fand in regelmässigen Abständen ein fachtechnischer Austausch zwischen Inno- Medica und der Gruppe „New Anticancer Drugs“ (NAD) der SAKK statt.
  • 24. Aufbauend auf den guten Resultaten der präklinischen Entwicklung konnten die Vorbereitungen für die klinische Phase intensiviert werden. Zu diesem Zweck wurde eine interdisziplinäre Projektgruppe für die klinische Studie Phase I/IIa von Talidox ins Leben gerufen. InnoMedica hat mit Dr. Markus Jörger und Dr. Martin Zweifel führen- de Ärzte aus der klinischen Krebsforschung in den Schweizer Spitälern für die Mitarbeit in dieser Projekt- gruppe gewinnen können. Durch Inputs aus ihrer Arbeit mit den Krebspatienten und ihre Erfahrung in der Durchführung von klinischen Studien konnte die Planung der Phase I/IIa Studie bereits weitgehend konkretisiert werden. Die klinische Phase I/IIa (ca. 60 Patienten, bis Ende 2017) beginnt zuerst mit der Prüfung der Verträglichkeit des Medikaments bei bis zu 21 Patienten, wobei die opti- male Dosis für die Phase IIb/III ermittelt werden soll. Die Vorgehensweise zur schrittweisen Dosiserhöhung ist in Abbildung 19 dargestellt. Pro Dosisstufe werden jeweils drei Patienten behandelt. Die Behandlung startet mit einer Dosis im subtherapeutischen Bereich. Treten keine Neben- wirkungen auf, kann die Behandlung gemäss einem 3+3 Design mit einer höheren Dosis fortgesetzt werden. Hier- für werden jeweils Kohorten von drei Patienten behandelt. Endpunkt der Studie bildet das Auftreten von dosislimitie- render Toxizität bei einem Drittel der Patienten auf der- selben Dosisstufe. PROJEKTGRUPPE KLINISCHE STUDIE PHASE I/IIA Die interdisziplinäre Projektgruppe plant die klinischen Studien mit Talidox und überwacht die Durchführung in den Schweizer Spitälern. ÄRZTE: PD Dr. Dr. med. Markus Jörger Oberarzt Onkologie am Kantonsspital St. Gallen Präsident der Projektgruppe New Anticancer Drugs der SAKK PD Dr. Dr. med. Martin Zweifel Oberarzt medizinische Onkologie am Inselspital Bern Spezialist multizentrische Phase I Studien KOORDINATION SAKK: Dr. Simona Berardi Vilei Geschäftsleitungsmitglied Head Clinical Project Management der SAKK INNOMEDICA: Dr. Patrick Buschor Medical & Regulatory Affairs Dr. Stéfan Halbherr Forschung & Entwicklung Dr. Jonas Zeller Finanz & Administration SCHWEIZERISCHE ARBEITS- GEMEINSCHAFT FÜR KLINISCHE KREBSFORSCHUNG SAKK: Die SAKK hat sich als non-profit Organisation der klinischen Krebsforschung verpflichtet und verfolgt das Ziel, neue Krebstherapien zu erforschen, beste- hende Behandlungen weiterzuentwickeln und die Heilungschancen von krebskranken Patienten zu verbessern. Dies geschieht durch Kooperationen in- nerhalb der Schweiz und in Zusammenarbeit mit aus- ländischen Zentren und Studiengruppen. Die ordentli- chen Mitglieder der SAKK, die klinisch-onkologischen Hauptzentren an den Kantons- und Regionalspitälern bzw. den Universitätskliniken sind als Verein organis- iert. Als unabhängige Institution führt die SAKK seit 1965 multizentrische klinische Studien der Phasen I, II und III an den wichtigsten Schweizer Spitälern durch und ist mit ihrem Netzwerk und ihrer Erfahrung ein starker Partner, welcher InnoMedica bei der Durch- führung der klinischen Studien zur Seite steht.
  • 25. SEITE 25 3 Patienten 1 Patient mit Nebenwirkungen 2-3 Patienten mit Nebenwirkungen Nächst höheres Dosis-Niveau Endpunkt Phase I 1 von 6 Patienten mit Nebenwirkungen > 1 von 6 Patienten mit Nebenwirkungen Endpunkt Phase I 3 zusätzliche Patienten kein Patient mit Nebenwirkungen ABBILDUNG 19 Behandlungsschema der Phase I Studie von Talidox. Die Studie wird gemäss einem 3+3 Design mit schrittweiser Erhöhung der Dosis durchgeführt. STUDIE DER MEDIKAMENTENSICHERHEIT UND TOXIZITÄT (PHASE I) Bei allen Medikamenten treten ab einer bestimmten Dosis Nebenwirkungen auf. Die Ärzte müssen diese Dosis und die auftretenden Nebenwirkungen kennen – unabhängig von der Wirksamkeit des Medikaments. Auch Talidox wird ab einer gewissen Dosis Nebenwirk- ungen verursachen, da es als Wirkstoff eine herkömmliche Chemotherapie verwendet. Zur Beurteilung der Neben- wirkungen verwenden Ärzte die Guidelines des National Cancer Institutes zur Klassifizierung (Common Criteria for Adverse Events, CTCAE). So kann bestimmt werden, wann in der Onkologie eine Dosis erreicht ist, die bei einer Behandlung nicht überschritten werden darf. In der Phase I Studie von Talidox werden insbesondere die folgenden Nebenwirkungen überwacht: • Zustand des Immunsystems – Messung mittels Auszählen der Immunzellen im Blut • Sauerstoffversorgung – Messung mittels Auszählen der roten Blutkörperchen im Blut • Übelkeit – Messung durch Beobachten und Befragen des Patienten • Lebertoxizität – Messung via Laboranalyse des Blutbildes • Kardiotoxizität – Messung mittels Pulsschlaganalyse und Elektrokardiogramm • Gleichgewichtssinn, Motorik und Nerven – Messung durch sensorische Tests sowie Rückfragen beim Patienten 3+3 DESIGN DER PHASE I STUDIE
  • 26. SEITE 26 Zusätzlich zur Studie der Medikamentensicherheit und Toxizität werden in der Phase I auch bereits die therapeu- tische Wirkung sowie die Pharmakokinetik untersucht. Die Tumorgrösse wird in regelmässigen Abständen radiolo- gischanalysiertunddiePharmakokinetikmittelsLaborana- lyse des Blutbildes sowie des Urins ermittelt. Bereits in der frühen Phase I kann InnoMedica damit Vergleichsdaten zu freiem Doxorubicin und Caelyx generieren. Nachdem die Dosisfindung in der Phase I Studie abge- schlossen ist, wird die Studie nicht abgebrochen, sondern um eine Phase IIa Expansionskohorte ergänzt. Dabei steht vor allem die therapeutische Wirkung im Vordergrund. In dieser Phase planen InnoMedica und die SAKK die Studie um zwei Indikationen mit voraussichtlich je 20 Patienten zu erweitern. Die genaue Indikation für den ersten Einsatz beim Patient- en wird in Zusammenarbeit mit den Onkologen während der Studie laufend evaluiert. Für die Durchführung der Phase I ist mit rund CHF 35‘000 pro Patient zu rechnen, wobei für die weiteren 40 Patienten der Phase IIa je CHF 20‘000 budgetiert sind. Die Rekrutierung der Patienten für die klinischen Studien dürfte sich vergleichsweise einfach gestalten, da InnoMedica einen bekannten Wirkstoff ver- wendet und deshalb die Hürden für eine Teilnahme sowohl aus Sicht der Ärzte als auch der Patienten wesentlich tiefer liegen. Ein Patient ist eher geneigt, den Behand- lungsvorschlag eines Arztes anzunehmen, wenn der Wirk- stoff bekannt ist und sich anhand der präklinischen Ergeb- nisse bessere Resultate erwarten lassen. Die klinische Phase IIb/III (ca. 360 Patienten, Ende 2017 bis Ende 2018) soll die Wirksamkeit von Talidox bei der Behandlung von malignen Tumoren erhärten. In erster Linie wird beabsichtigt Brustkrebs, Ovarienkrebs und Ka- posi Sarkome zu therapieren. Es können aber auch andere Indikationen wie Leukämie, Lungenkrebs oder Bauchspei- cheldrüsenkrebs hinzukommen. In allen Behandlungsfäl- len wird versucht, die Metastasenbildung mittels Talidox zu unterbinden. Die Ergebnisse der Tierstudien lassen eine gute Verträglichkeit und eine wesentlich bessere Wirkung gegenüber der heute üblichen Chemotherapie erwarten, weshalb zur statistischen Signifikanz deutlich geringere Patientenzahlen notwendig sind, als dies bei anderen kli- nischen Studien oft der Fall ist. REGISTRIERUNG VON TALIDOX BEI SWISSMEDIC Je nach Indikation und Therapieeffizienz erfolgt nach der Phase II oder Phase III die Registrierung von Talidox bei Swissmedic. Erst nach der Zulassung durch Swiss- medic wird das Medikament in der Schweiz für die Kran- kenkassen kostenpflichtig und generiert Erträge. Inno- Medica hat von Swissmedic bereits die verbindliche Zusage, dass Talidox als bekannter Wirkstoff mit Innova- tion die Anforderungen für eine vereinfachte Registrierung erfüllt. Die Schweizer Zulassung wird bis 2019 erwartet. VORTEILE VON TALIDOX IN DER KLINISCHEN PHASE - BEKANNTER WIRKSTOFF MIT INNOVATION Vom pharmazeutischen Wirkstoff Doxorubicin sind die Indikationen, möglichen Nebenwirkungen und das Wirkungsspektrum bereits weitgehend bekannt. • Dies ermöglicht eine raschere Dosissteigerung über weniger Dosierungsschritte. • Durch das Wissen um die Toxizität des Wirkstoffs ist die optimale Dosierung von Talidox abschätzbar. • Wirkung ist – ungleich zu neuen Testsubstanzen – zu erwarten. • Durch die Vergleichsprodukte Caelyx und freies Doxorubicin besteht viel Erfahrung, wie der Schritt von der Behandlung im Tier zum Menschen zu voll- ziehen ist.
  • 27. SEITE 27 Die Verwendung eines bekannten Wirkstoffs birgt wesentlich geringere toxikologische Risiken, da bereits Daten zu den Einsatzmöglichkeiten, Nebenwirkungen und der Dosierung bekannt sind. Die Hürden für einen baldigen Markt- eintritt sind dadurch wesentlich tiefer als bei der Einführung eines neuen Wirkstoffs. “
  • 28. ABBILDUNG 21 InnoMedicas Produktionszone im Marly Innovation Center
  • 29. SEITE 29 03 INFRASTRUKTUR InnoMedica hat als Forschungs- und Produktionsstandort das Marly Innovation Center in der Nähe von Freiburg gewählt. Das ehemalige Fabrikationsareal von Ciba und Ilford bietet InnoMedica eine hervorragende Infrastruktur. Seit 2013 ist im Marly Innovation Center ein Technolo- gie- und Industriepark mit bereits über 100 Startups und etablierten Unternehmen entstanden. Insgesamt steht ein Gebiet von über 370‘000 m2 zur Verfügung. Es ist ein weitreichender Ausbau der Infrastruktur mit einem Indus- triekomplex, Bürotürmen sowie Wohnraum für mehrere 1‘000 Personen projektiert (Abbildung 20). Im Herbst 2013 hat InnoMedica im Marly Innovation Center eine bestehende Reinraumanlage gemietet und zu einer modernen Produktionsanlage ausgebaut. Durch die Her- stellung von Talidox in der firmeneigenen Produktionsan- lage konnte sich InnoMedica die folgenden strategischen Vorteile sichern: • umfassender Schutz für InnoMedicas geistiges Eigentum, speziell für den Herstellungsprozess • Flexibilität bezüglich der Optimierung des Produktionsverfahrens • Wegfall der Kosten für den Know-how Transfer zu einem Lohnhersteller • Flexible Entwicklung weiterer Anwendungs- möglichkeiten des Glykan-Targetings Investitionen in eine Produktionsanlage verlangen eine langfristige, ortsgebundene Verpflichtung. Aus diesem Grund hat InnoMedica mit dem Marly Innovation Center im Herbst 2015 einen seitens Vermieter unkündbaren Miet- vertrag über 7 Jahre abgeschlossen. Zudem hat Inno- Medica zwecks längerfristiger Erweiterung der Produk- tionskapazität das Vorzugsrecht auf eine Reinraumanlage von 80 m2 Fläche sowie Labor- und Büroräumlichkeiten von bis zu 1‘400 m2 Fläche. Zurzeit betreibt InnoMedica auf einer Gesamtfläche von 160 m2 eine Reinraumanlage zur Produktion von Talidox, ein Forschungs- und Entwicklungs- labor, ein Analyselabor, Lagerräume sowie mehrere Büros für die Qualitätssicherung und die Produktionsplanung. PRODUKTIONSANLAGE Die Produktion von Talidox setzt eine Reinraumanlage voraus, die zur Herstellung von Zytostatika zertifiziert ist. Damit die gemietete Anlage die gesetzlichen Auflagen er- füllt, hat InnoMedica vor der Inbetriebnahme im Sommer 2014 eine Gesamterneuerung, inklusive Einbau modern- ster Reinraumtechnik durchgeführt. Insbesondere wurden eine Druckkaskade, ein Monitoring-System für Partikel und Bakterien sowie eine Materialschleuse eingebaut so- wie sämtliche Oberflächen im Innenraum zwecks effekti- ver Reinigung ersetzt (Abbildung 21). ABBILDUNG 20 Luftaufnahme des Produktionsstandorts von InnoMedica am Marly Innovation Center (links) sowie geplanter Ausbau des Industrie- geländes (rechts). 2015 BIS 2025
  • 30. SEITE 30 ABBILDUNG 22 Mitarbeiter von InnoMedica bei der Herstellung von Talidox in der firmeneigenen Produktionsanlage. Die Investitionen in den zur Herstellung von Talidox not- wendigen Maschinenpark waren für InnoMedica trotz be- schränkter finanzieller Mittel tragbar. Die Kosten für die Produktions- und Abfüllanlagen beliefen sich initial auf rund CHF 250‘000. Die wichtigsten Produktionsschritte erfolgen heute auf zwei Maschinen zur Liposomen-Herstellung und einem Isolator mit dem höchsten klassifizierten und komplett keimfreien Reinheitsgrad EU-GMP A. Dieser bietet den bestmöglichen Schutz vor Kontaminationen durch eine physische Trennung zwischen Mensch („Partikel- und Bak- terienträger“) und Medikament („steriles Präparat“). Der Isolator ermöglicht insbesondere das sichere Abfüllen in den Endbehälter sowie die Durchführung von Sterilitäts- tests. Die Abbildung 22 zeigt Mitarbeiter von InnoMedica bei der Herstellung von Talidox in der firmeneigenen Pro- duktionsanlage. Um die Qualität von Talidox zu gewährleisten, muss der gesamte Produktionsprozess unter kontrollierten Be- dingungen ablaufen. Das heisst, die Qualität sämtlicher Rohstoffe, die gesamte Produktionsumgebung (Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Partikelgehalt, etc.) und die Sauberkeit des gesamten Produktions-Equipments müssen zu jeder Zeit bei der Herstellung von Talidox überwacht werden. Die Produktion von Talidox ist entsprechend dieser guten Herstellpraxis (Good Manufacturing Practice, GMP) definiert und wird seit Sommer 2014 so realisiert. Die Implementierung des Qualitätsmanagement-Systems von InnoMedica wurde durch Inspektoren der Swissmedic überprüft und akzeptiert. Die 5-jährige Betriebsbewilli- gung für die GMP-Produktion von Talidox wurde nach der Inspektion im Herbst 2014 von Swissmedic erteilt (Abbil- dung 23). ANALYSELABOR Der starke Fokus auf die Analytik von Talidox, der Inno- Medicas Projekt im Sommer 2015 prägte, bedingte ver- mehrt Investition in diesem Bereich. Im Oktober 2015 hat InnoMedica die Infrastruktur im Marly Innovation Center um ein Analyselabor erweitert (Abbildung 24). Ausge- stattet ist das Labor insbesondere mit zwei modernen Analysegeräten: TUNABLE RESISTIVE PULSE SENSING (TRPS) GERÄT: Dieses Messgerät ermöglich die Analyse einzel- ner Liposomen. Es kann sowohl die Grösse als auch die elektrische Oberflächenspannung bestimmen und wird zur Qualitätskontrolle sowie zu Stabilitätstests eingesetzt (Abbildung 25). ULTRA HIGH PERFORMANCE LIQUID CHROMATO- GRAPHY (UHPLC): Für den Einsatz in der Forschung und Entwicklung sowie für die Prozesskontrollen in der Produk- tion hat InnoMedica dieses Gerät zur Hochleistungsflüs- sigkeitschromatographie beschafft. Es vermag chemische Substanzen zu trennen sowie über Standards zu identifizie- ren und zu quantifizieren. Dank des neuen Analysegeräts können die Bestandteile von Talidox weitgehend intern analysiert werden, was einen entscheidenden Fortschritt in der hauseigenen Qualitätskontrolle bewirkt. Insbe- sondere in der Analyse der Glykan-Befestigung kommt dem Gerät eine entscheidende Rolle zu (Abbildung 26).
  • 31. SEITE 31 ABBILDUNG 24 InnoMedicas neues Analyselabor in den Räumlichkeiten des Marly Innovation Centers
  • 32. SEITE 32 ABBILDUNG 23 InnoMedicas Betriebsbewilligung zur Herstellung von Arzneimitteln nach Good Manufacturing Practice (GMP). ABBILDUNG 26 Ultra High Performance Liquid Chromatogra- phy (UHPLC) Analysegerät von InnoMedica. Die eigenen Analyseverfahren wurden durch externe Fach- kompetenz ergänzt. Zu diesem Zweck wurden sowohl private als auch akademische Kollaborationen mit Un- ternehmen, Universitäten und Fachhochschulen initiiert: • Universität Bern: Analytical Research Services ARS, Institut für Anatomie, Departement für klinische For- schung • Universität Freiburg: Adolphe Merkle Institut • Fachhochschule Freiburg • Private: Oncotest, SynLab, Interlabor Die Zusammenarbeit mit diesen Partnern ermöglicht die Nutzung einer teuren Analytikinfrastruktur und bringt neben der guten Kosteneffizienz auch zusätzliches Know- how in die Firma. FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSLABOR Im Sommer 2015 hat InnoMedica beschlossen, die Ent- wicklung räumlich von der GMP-konformen Produktion zu trennen. Zu diesem Zweck wurde ein neues Labor ein- gerichtet, welches den kompletten Maschinenpark der Liposomen-Produktion dupliziert. Dadurch konnte die Ef- fizienz der Entwicklungsarbeiten deutlich erhöht werden. Prozesse werden nur noch in standardisierter Form an die Produktion übergeben (Abbildung 27). VORTEILE VON INNOMEDICAS FIRMEN- EIGENER PRODUKTIONSANLAGE AM STANDORT MARLY • GMP-zertifizierte Produktionsanlage mit Betriebsbewilligung bis 2020 • Zugesicherte Expansionsmöglichkeiten für einen Scale-up • Langfristiger Mietvertrag (7 Jahre)
  • 33. SEITE 33 ABBILDUNG 25 Tunable Resistive Pulse Sensing (TRPS) Analysegerät von InnoMedica.
  • 34. SEITE 34 ABBILDUNG 27 InnoMedicas neues Forschungs- und Entwicklungslabor im Marly Innovation Center
  • 36. SEITE 36 04 TEAM Bei InnoMedica arbeiten erfahrene Unternehmer und Manager Seite an Seite mit jungen Universitätsabgängern. Der Verwaltungsrat bringt mit Dr. Herbert Früh wertvol- les Know-how aus den Bereichen Produktion, Entwick- lung und Vermarktung in der Pharmabranche. Dr. Noboru Yamazaki bringt über 30 Jahre Forschungserfahrung im Bereich aktives liposomales Targeting. Dr. Peter Halbherr ist ein erfahrener Unternehmer und war als Berater in den Bereichen Life Sciences, IT und Financial Services aktiv. Seit über 10 Jahren und während der ganzen Seed-Peri- ode sicherte Peter Halbherr als Finanzchef die Kontinuität und den Erhalt des Eigenkapitals von InnoMedica. Peter Halbherr stellt heute als Delegierter des Verwaltungsrats und General Manager die Verbindung zwischen Verwal- tungsrat und der jungen Führungsequipe her. Die Bereichsleitung Produktion hat Pascal Halbherr als Projektleiter inne, Dr. Stéfan Halbherr leitet den Be- reich Forschung und Entwicklung und Dr. Jonas Zeller den Bereich Finanzen und Administration. Weiter konnte das InnoMedica-Team durch Stéphane Gumy als fachtechnisch verantwortliche Person ergänzt werden und erschliesst sich so wichtiges Know-how in der pharmazeutischen cGMP-Produktion. Der starke fachtechnische Fokus von InnoMedica spiegelt sich in den insgesamt sechs Mit- arbeitenden mit Abschlüssen in Biochemie wider. Die hohe Kompetenz in diesem Kernbereich ist eine wichtige Voraussetzung für InnoMedicas Erfolg. Ergänzend stehen InnoMedica Dr. Philipp Halbherr mit seiner Erfahrung im Bereich Finanzen und Dr. med. Denis Bron mit seinem Netzwerk zur Ärzteschaft und medizinischen Institutionen als Berater zur Seite. Abbildung 28 zeigt das Organi- gramm von InnoMedica. Nachfolgend werden der Verwal- tungsrat, das Team und die Berater kurz vorgestellt. Delegierter, General Manager Dr. Peter Halbherr Chief Technology Officer Dr. Noboru Yamazaki Legal, HR Kommunikation Andrea Zurkirchen Finanzen Administration Dr. Jonas Zeller Forschung Entwicklung Dr. Stéfan Halbherr Produktion Projektleitung Pascal Halbherr Logistik (IT, Einkauf Prozesse) Urs Bretscher Medical Regulatory Affairs Dr. Patrick Buschor Qualitätskontrolle Analytik Dr. Christoph Mathieu Fachtechnisch verantwortliche Person Stéphane Gumy Medical Advisor Dr. Denis Bron Financial Advisor Dr. Philipp Halbherr Verwaltungsrat Management Qualitätssicherung Dr. Patrick Buschor Präsident Dr. Herbert Früh ABBILDUNG 28 Organigramm Buchführung Finanzanalyse Roman Odermatt
  • 37. SEITE 37 DR. HERBERT FRÜH ist seit 2000 bei InnoMedica und seit 2002 Verwaltungsratspräsident. Er verfügt über langjährige Erfahrung mit industriellen Standards im Pharmabereich und ist Experte für klinische Studien. Neben seiner Aktivität bei InnoMedica ist Dr. Früh als Leiter des zahnmedizinischen Startups Regedent AG tätig. Vorgängig arbeitete er als Business Unit Manager Regenerative bei Strau- mann. Frühere Funktionen waren die Bereichsleitung Chemikalien, Agro und Wassertechnik bei CU Chemie Uetikon. Als Geschäftsführer Pharma und Biomaterialien bei Geistlich leitete er den Um- bau des Familienunternehmens, führte neue Produkte im Bereich Biomaterialien ein und baute ein internationales Vertriebsnetz auf. Bei Schering war er als Marketing Manager für Hormontherapie und Dermatika zuständig. Bei Hoffmann-LaRoche war er als Produkt Manager für Onkologie und Infektiologie für die Einführung von Interferon verantwortlich. Nach seiner Promotion in Proteinchemie und Enzymologie erfolgte sein Berufseinstieg in die Arzneimittelentwicklung bei Spirig. Dr. Früh absolvierte sein Studium der Naturwissenschaften an der ETH Zürich mit Diplom und Dissertation in Biochemie und Mikrobiologie. Zudem nahm er an einem MBA-Studium der Graduate School for Business Administration Zürich teil. Dr. sc. nat., ETH Zürich PRÄSIDENT DR. PETER HALBHERR ist seit 2000 bei InnoMedica und seit 2002 Mitglied des Verwaltungs- rates. Als Unternehmens- und Personalberater in der Pharma-, IT- und Finanz-Branche bringt Dr. Halbherr Expertise im Aufbau von Unternehmen mit und ermöglicht zudem den Zugang zu einem wertvollen Netzwerk von Führungskräften in etablierten Schweizer Unternehmen. Dr. Halbherr hat 1988 die Beratungsfirma IPAG Inter Personal AG gegründet, welche in der Kader- selektion sowie der Unternehmensberatung tätig ist. Mit IPAG Inter Personal AG leistete er die Anschubfinanzierung der InnoMedica. Er ist Partner der Firma BTS Business Technology Services GmbH, welche im Bereich Software für Business Administration aktiv ist. Mit sqlFinance entwickelte Dr. Halbherr zudem eine ERP-Software, welche bei InnoMedica sowohl als CRM als auch als Port- folio-Management- und Buchhaltungssoftware eingesetzt wird. Dr. Halbherrs Dissertation über Laufbahnmuster, ein DESS Psychologie Industrielle, ein For- schungsprojekt über Laufbahnen und Unternehmenskultur in Paris (1979 – 1983) mit Publikation unter dem Titel IBM – Mythe et Réalite resultierte schliesslich im Doktortitel Dr. phil. et phil. der Universitäten Zürich und Paris. Sein Studium der Psychologie hatte er an der Universität Zürich absolviert. Dr. phil. et phil., Universitäten Zürich und Paris DELEGIERTER, GENERAL MANAGER DR. NOBORU YAMAZAKI wurde an der Generalversammlung 2013 in den Verwaltungsrat der InnoMedica gewählt. Seine langjährige Forschungserfahrung im Bereich aktives Targeting und seine fundierte Erfahrung in der Patentanmeldung sind für den Erfolg des Projekts Talidox der InnoMedica Schlüsselelemente. Er gründete das Unternehmen Yamazaki-DDS Co., Ltd. um neue Applikationen für sein aktives Tar- geting Drug Delivery System zu entwickeln. Diese neuartige Technologie resultiert aus der For- schungsarbeit während seiner Tätigkeit als Gruppenleiter des NanoBio-Medizin-Technologie Labors im Nanotechnology Research Institute am National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) in Japan. Dr. Yamazaki arbeitete mit Wissenschaftlern des Chemie-Departments der Universität Colorado und des Max-Planck Instituts für experimentelle Medizin zusammen und war Direktor der Forschungszuschüsse der International Human Frontier Science Program Organi- zation. Nach seinem PhD in Biologie an der Universität Hamburg und der anschliessenden Postdoc Forschung am Mitsubishi Kasei Institute of Life Sciences, Forschungsbüro am Industrial Products Research Institute, startete er seine Karriere bei AIST als Leiter des Materials Design Laboratory. Dr. rer. nat. CHIEF TECHNOLOGY OFFICER VERWALTUNGSRAT
  • 38. SEITE 38 URS BRETSCHER ist seit Ende 2013 bei InnoMedica für den Bereich Logistik verantwortlich. Über sein Engagement in Projekten mit Dr. Peter Halbherr war er schon im Vorfeld involviert. Urs Bretscher bringt aus über 20 Jahren, in denen er unter anderem als Leiter Informatik bei der Swatch Group und als CIO bei der Marlox Group sowie Selecta tätig war, wertvolles Know-how bei InnoMedica ein. Zudem ist er zusammen mit Dr. Peter Halbherr Partner der Firma BTS, welche im Bereich Business Administration Software aktiv ist. Urs Bretscher studierte Wirtschaftsinformatik an der Universität Zürich und schloss mit dem Lizentiat in Wirtschaft und Informatik 1989 ab. Es folgten Weiterbildungen im Bereich Informatik, darunter ein Nachdiplomstudium Kurs der Universität Genf. MITARBEITENDE DR. PATRICK BUSCHOR arbeitet seit September 2015 im Bereich Medical Regulatory Affairs bei InnoMedica und ist auch für die Qualitätssicherung zuständig. Er bringt Erfahrung mit in der Immunologie und der präklinischen Forschung, die er bei InnoMedica gezielt ausgebaut hat. Patrick Buschor studierte Zellbiologie an der Universität Bern und der Universität Uppsala in Schweden und schloss mit einem Master in Immunologie und Mikrobiologie ab. Im Jahre 2014 pro- movierte er am Institut für Immunologie der Universität Bern. In seiner Doktorarbeit forschte er an der Entwicklung von spezifischen Inhibitoren zur Therapie von Allergien. Im Anschluss sammelte er Erfahrungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschung der Universitätsklinik für Rheuma- tologie, Immunologie und Allergologie am Inselspital. PASCAL HALBHERR älterer Sohn von Dr. Peter Halbherr, stieg im Herbst 2012 bei Inno- Medica ein. Sein Interesse an der aktuellen Forschung in der Biochemie und seine Bereitschaft sich mit neuartigen Konzepten auseinanderzusetzen, führten zur Lancierung der Zusammenarbeit mit Dr. Yamazaki und bilden den Startpunkt des Projekts Talidox. Zusammen mit Stéphane Gumy realisierte er im Marly Innovation Center eine GMP-Produktion und passte die Produktionsverfahren aus der Forschung einem industriellen Massstab an. Sein Bache- lorstudium in Biochemie und Masterstudium in Immunologie absolvierte er an der Universität Bern. MSc Biochemistry, Universität Bern PRODUKTION, PROJEKTLEITER PhD, Universität Bern MEDICAL REGULATORY AFFAIRS, QUALITÄTSSICHERUNG lic. oec. publ., Universität Zürich LOGISTIK (IT, EINKAUF PROZESSE) STÉPHANE GUMY ergänzt, nach einer anfänglichen Beratertätigkeit bei InnoMedica, seit Früh- jahr 2014 als fachtechnisch verantwortliche Person mit seinem Wissen aus Qualitätssicherung und -kontrolle, Produktion und Prozessentwicklung das InnoMedica-Team. Stéphane Gumy bringt über 18 Jahre Erfahrung aus dem Bereich Pharma sowie der Biopharma- zeutik und der Medizinalprodukt-Industrie mit, wobei er bei KMUs, aber auch internationalen Firmen (u.a. bei Crucell, UFAG-Laboratorien, Berna Biotech und Baxter) in leitenden Funktionen tätig war. Seit 2007 ist er als unabhängiger Berater bei PMS Process Management System tätig, welche er seit 2013 leitet. Stéphane Gumy liess sich in Freiburg an der Fachhochschule zum Chemiker FH aus- bilden und hält Vorlesungen in verschiedenen pharmaspezifischen Modulen bei ARIAQ. Chemiker HF, Freiburg FACHTECHNISCH VERANTWORTLICHE PERSON DR. STÉFAN HALBHERR jüngerer Sohn von Dr. Peter Halbherr, arbeitet seit 2013 bei Inno- Medica. Er bringt Erfahrung im Bereich der Immunologie mit und wirkte von Anfang an als wissen- schaftlicher Berater für das Projekt Talidox. Er ist die treibende Kraft, welche die Optimierung des Produkts voranbringt und durch eine kreative Herangehensweise stete Fortschritte in der Entwick- lung ermöglicht. Nach seinem Masterstudium in Biochemie und Immunologie an der Universität Bern hat Stéfan Halbherr am Institut für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe IVI an der Universität Bern zum Thema „Development of a high quality vaccine against avian influenza“ promoviert. PhD, Universität Bern FORSCHUNG ENTWICKLUNG
  • 39. SEITE 39 ROMAN ODERMATT ist seit September 2015 im Bereich Finanzen und Administration bei InnoMedica tätig, wo er seine Arbeitserfahrungen aus Buchhaltung und Treuhand sowie seine journalistischen Kenntnisse einbringt. Daneben untersucht er zurzeit an der Universität Bern in seiner Masterarbeit Jungunternehmen sowie Risikokapitalgeber. Vor seiner Anstellung bei InnoMedica sammelte er zuletzt Arbeitser- fahrung in der Stabsabteilung der Credit Suisse. B.A. HSG BUCHFÜHRUNG FINANZANALYSE DR. CHRISTOPH MATHIEU hat im August 2015 zur InnoMedica gewechselt und ist für die Entwicklung und Validierung von analytischen Methoden und Geräten zuständig. Zudem gehören die Dokumentation und Implementierung von Prozessen/Abweichungen unter GMP-Richtlinien zu seinem Tätigkeitsbereich. Während seiner Masterarbeit am Departement für klinische Forschung in Bern hat Christoph Mathieu Erfahrungen in der Quantifizierung von Drogenrückständen im Abwasser mittels Gaschro- matographie-Massenspektrometrie gesammelt. Seine Erfahrung in der Arbeit mit HPLC hat InnoMedica schnelle Fortschritte im Aufbau der eigenen Analytik ermöglicht. Im Jahr 2013 schloss er sein Doktorat über die funktionelle Charakterisierung von Transportproteinen in Parasiten am Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern ab. Zuletzt arbeitete er im Labor der Klinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie am Universitätsspital in Bern an klinischen Studien und Forschungsprojekten. PhD, Universität Bern QUALITÄTSKONTROLLE ANALYTIK DR. JONAS ZELLER arbeitet seit 2013 bei InnoMedica als Leiter Finanzen und Administration. Er bringt Erfahrung im Bereich Finanzmanagement mit und ist Dozent für Unternehmensbewer- tung an der Universität Bern. Zusätzlich unterrichtet Jonas Zeller am Bern-Rochester Executive MBA. Seine Ausbildung schloss er mit dem Doktorat am Institut für Finanzmanagement der Universi- tät Bern ab, wo er das Zusammenspiel von Alter und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit von Unternehmen untersuchte. Vor seinem Doktorat war Jonas Zeller als Analyst im Economic Research Department bei der Credit Suisse, Zürich tätig. Sein Studium absolvierte er an der Universität Bern sowie an der Simon Graduate School of Business, University of Rochester in New York. Dr. rer. oec., Universität Bern FINANZEN ADMINISTRATION ANDREA ZURKIRCHEN kam bereits im Sommer 2012 über ihre Beratertätigkeit bei IPAG Inter Personal AG zu InnoMedica und begleitete den Zusammenschluss mit Yamazaki-DDS Co., Ltd. Sie bringt Erfahrung aus den Bereichen Personal und Administration sowie Kommunikation, Marke- ting und Verkauf mit, welche sie in ihrer Tätigkeit für IPAG Inter Personal AG und BTS Business Technology Services GmbH sammeln konnte. Bei InnoMedica ist sie für die Organisation und juristische Umsetzung der Finanzierungsrunden verantwortlich, betreut die Aktionärskontakte und ist neben ihren Aufgaben im Bereich Personal auch für die Kommunikation nach aussen zuständig. Ihr Psychologiestudium mit Vertiefungsrichtung in Biopsychologie und Verhaltenstherapie ab- solvierte sie an der Universität Zürich. lic. phil., Universität Zürich LEGAL, HUMAN RESOURCES KOMMUNIKATION
  • 40. SEITE 40 DR. PHILIPP HALBHERR stellt InnoMedica seine Berufserfahrung und sein Wissen als Fi- nancial Advisor zur Verfügung. Er war bis zur Pensionierung 2014 für die Zürcher Kantonalbank tätig; von 2002 bis 2008 als Finanzchef, danach als Leiter der Geschäftseinheit Institutionals and Mulitnationals. Von 2005 bis 2014 war er Mitglied der Generaldirektion. Er vertritt seit 2008 die Kantonalbanken im Verwaltungsrat der SIX Group AG und leitet seit 2014 das Advisory Board Education and Knowledge Transfer des Swiss Finance Institutes. Philipp Halbherr studierte an der Universität Zürich Wirtschaftswissenschaften, wo er auch pro- movierte. Vor seinem Eintritt in die Zürcher Kantonalbank 1989 arbeitete er in der Programmlei- tung des Nationalen Forschungsprogramm Nr. 9 „Wirtschaftsentwicklung“ des Schweizerischen Nationalfonds und weilte danach 2 Jahre als Visiting Scholar an der Standford University, CA, USA. Dr. oec., Universität Zürich FINANCIAL ADVISOR DR. MED. DENIS BRON ist seit 2005 bei InnoMedica als Medical Advisor in beratender Funk- tion tätig. Er bringt ein breites Netzwerk im medizinischen Sektor sowie Erfahrung im Umgang mit Ärzten und Spitälern mit. Dr. Bron hält ausserdem als Erfinder gemeinsam mit InnoMedica ein frühes Patent mit Targeting-Ansatz betreffend Verabreichungsform für pharmazeutische Wirkstof- fe, das er bereits 2010 ins Unternehmen eingebracht hat. Dr. Bron ist Chef Flugmedizin Luftwaffe des fliegerärztlichen Instituts FAI und leitet das Aerome- dical Center (AeMC) in Dübendorf. Zuvor war er im Bereich der Neurologie an der Harvard Medical School in Boston, im Universitätsspital Basel sowie im Kantonsspital Aarau tätig. Dr. Bron schloss 1997 sein Medizinstudium an der Universität Basel ab. Neben der Ausbildung im Spital hält er ei- nen EMG-Fähigkeitsausweis, absolvierte Führungskurse und schloss 2013 den europäischen Human Factor Spezialist ab.Dr. med., Universität Basel MEDICAL ADVISOR BERATER
  • 41. SEITE 41 Eine starke fachtechnische Ausrichtung des Teams im Bereich der Biochemie ist ein Kernstück des Erfolgs von InnoMedica. “
  • 42. SEITE 42 MARKT Die höhere Lebenserwartung, bedingt durch die Ver- besserung der Gesundheitsversorgung, führt dazu, dass die Zahl der neuen Krebserkrankten in den letzten 25 Jahren in der Schweiz um beinahe 50 Prozent gestie- gen ist. Jeder zweite Mann und jede dritte Frau erkran- ken irgendwann im Leben an Krebs. Bei vielen Krebs- arten konnte die Sterberate durch Früherkennung und Vorbeugung der Risikofaktoren zwar gesenkt werden und auch bei den Krebstherapien wurden Verbesserungen in der Behandlung erzielt. Jedoch ging die strategische Aus- richtung der grossen Marktteilnehmer mehr in Richtung personalisierte Medizin, welche bei der Behandlung gezielt auf gewisse Untergruppen oder sogar Einzelpersonen an- gepasst ist, was zu markant höheren Preisen für diese spezifisch ausgerichteten Krebsmedikamente führt. So ist der monatliche Durchschnittspreis einer Krebsbehandlung in den letzten zehn Jahren weltweit um 40 Prozent an- gestiegen. In der Schweiz haben sich die Kosten für Medika- mente – auch getrieben durch Krebsmedikamente – in den letzten 50 Jahren mehr als verzehnfacht (Abbildung 29). Sowohl der Anstieg der Krebsfälle als auch die steigenden Preise für Krebsmedikamente führen dazu, dass der Ge- samtmarkt für Krebsmedikamente überdurchschnittlich stark wächst. Ausgehend von einem Weltmarktvolumen von USD 100 Milliarden im Jahr 2014 prognostiziert das IMS Institute for Healthcare Informatics einen Anstieg der Ausgaben für Krebsmedikamente von 6 bis 8 Prozent bis ins Jahr 2018. MARKTSEGMENTIERUNG Der Markt für Krebsmedikamente ist zweigeteilt (Abbil- dung 30). Zum einen gibt es Medikamente, welche preis- lich günstig sind und bei etwa dreiviertel der Patienten angewendet werden. Medikamente in dieser Kategorie sind vor allem die Zytostatika (Chemotherapien) und die Hormontherapien. Zum zweiten Segment gehören die preislich teuren Immuntherapien, welche bei rund einem Viertel der Patienten eingesetzt werden. IMMUNTHERAPIEN: Der Marktanteil der Immuntherapi- en betrug 2013 rund 46 Prozent. In den 5 Jahren von 2010 bis 2014 wuchs dieses Marktsegment überdurchschnittlich stark um 14.6 Prozent pro Jahr. Aufgrund genetischer Voraussetzungen können jedoch nur 10 bis 30 Prozent der Patientenpopulation mit rezep- torspezifischen Immuntherapien behandelt werden. Die antikörpe basierten Therapien geben diesen Patienten in bestimmten Indikationen bereits heute Hoffnung auf Heilung. Der Nachteil dieser Präparate ist der vergleichs- weise hohe Preis, welcher zu einem starken Anstieg der Gesundheitskosten geführt hat. Zudem stellt das IMS Institute for Healthcare Informatics einen Trend hin zu Kombinationstherapien fest. Diese ermöglichen einen noch besseren Therapieausgang, führen jedoch auf Grund der noch höheren Preise bereits heute zu hitzigen Preisdiskussionen. So beträgt beispielsweise der Preis einer Kombinationstherapie der Medikamente Perjeta und Herceptin von Roche rund CHF 130‘000. Hierbei wird gezielt eine Form des Brustkrebses mit einer Überexpri- mierung des HER-2 Faktors behandelt. Rund 15 bis 20 ProzentallerBustkrebspatientinnenkommenfüreinesolche Therapie in Frage. Diese hohen Kosten verursachen Wider- stand bei den Versicherungen und dem Bundesamt für Gesundheit, das sich bei der Preisgestaltung von Perjeta im Jahr 2014 mit Roche nicht einig wurde, worauf das Medi- kament zwischenzeitlich sogar von der Liste der kassen- pflichtigen Medikamente genommen wurde. 05 MARKT UND KONKURRENZ 1955 – 1959 STARKER PREISANSTIEG Einführungspreise von neuen Medikamenten 1960 – 1969 1970 – 1979 1980 – 1989 1990 – 1999 2000 – 2009 2010 – 2012 19 20 27 38 87 185 207 ABBILDUNG 29 Durchschnittliche Kosten (CHF) pro Packung auf der Spe- zialitätenliste. Quelle: Santésuisse
  • 43. SEITE 43 ZYTOSTATIKA UND HORMONTHERAPIEN: Etwa 75 Prozent der Krebspatienten werden weiterhin hauptsäch- lich mit Zytostatika und Hormonen behandelt. Dadurch entfällt trotz der tiefen Preise fast die Hälfte des Umsatz- volumens auf diese Therapien. Eine Behandlung mit Doxorubicin kostet beispielsweise rund CHF 3‘000. Eine Chemotherapie kann jedoch auch ergänzend zu einer Operation oder Bestrahlung angewendet werden. Even- tuell noch im Körper vorhandene Tumorzellen sollen so eliminiert und die Metastasenbildung verhindert werden. Die konventionelle Chemotherapie ist jedoch mit starken Nebenwirkungen verbunden, da nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen des Organismus geschädigt werden. Besonders betroffen sind dabei Zellen, die sich rasch teilen, wie beispielsweise Zellen der Darmschleim- haut, Haarwurzeln oder auch Blutzellen, was zu Durchfall, Haarausfall, Blutarmut, einer erhöhten Anfälligkeit für In- fektionskrankheiten, Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit führen kann. POTENTIAL VON TALIDOX Im Gegensatz zu den immuntherapeutischen Ansätzen ist beim Targeting-System von Talidox der adressierte Rezeptor grundsätzlich bei allen soliden Tumoren so- wie Metastasen gleichsam vorhanden. Deshalb können viele verschiedene Indikationen und somit eine wesen- tlich grössere Patientenpopulation mit Talidox behandelt werden. Weiter strebt Talidox einen Einführungspreis von CHF 23‘000 an und qualifiziert sich somit für eine breite Therapieanwendung zu bezahlbaren Preisen. Als bekannter Wirkstoff mit Innovation kommt in der Therapie mit Talidox ebenfalls ein Zytostatikum zur An- wendung. Das Medikament grenzt sich jedoch dank des Glykan-Targetings durch verbesserte Wirkung und Reduk- tion der Nebenwirkungen klar von bestehenden Therapien im Bereich der Zytostatika und Hormontherapien ab. Längere Behandlungszeiträume werden ermöglicht, da die Schädigungen lebenswichtiger Organe wie Herz und Leber reduziert werden - Nebenwirkungen, welche oft den limitierenden Faktor der Zytostatika-Therapie darstellen und vielfach einen Therapieabbruch nötig machen. VERMARKTUNG Das Konzept, ein bestehendes Zytostatikum mit Inno- Medicas liposomalem Glykan-Targeting zu kombinie- ren, wurde von der Ärzteschaft mit grossem Interesse aufgenommen. Durch die bereits umfangreiche Zusam- menarbeit mit Schweizer Spitälern, Ärzten und der SAKK hat InnoMedica die Eintrittshürden für Talidox in den Onkologie-Markt bereits wesentlich reduzieren können. Die Zusammenarbeit mit den Onkologen, gestützt auf wissenschaftliche Daten aus der Präklinik und den klini- schen Studien, stellt das Kernstück der Vermarktungs- strategie dar. WEITERE ZYTOSTATIKA 10% 24% HORMON- THERAPIEN 20% 46% IMMUN- THERAPIEN PREIS: HOCH ANZAHL PATIENTEN: TIEF PREIS: TIEF ANZAHL PATIENTEN: HOCH ABBILDUNG 30 Marktanteile der Krebstherapien in USD. Datenquelle: IMS Institute for Healthcare Informatics 2013.
  • 44. SEITE 44 Wir denken, dass Talidox ein sehr innovatives Medikament ist. Es kombiniert ein klassisches Chemotherapeutikum Doxorubicin mit einer innovativen Applikation und das sollte für viele Tumoren hoffnungsvolle Resultate bringen. Dr. M. Jörger, Tagesschau des Westschweizer Fernsehens RTS “
  • 45. SEITE 45 ZUSAMMENARBEIT MIT SCHWEIZER UND INTER- NATIONALEN SPITÄLERN: Auf dem Weg bis zum Pa- tienten müssen unterschiedliche medizinische Instanzen durchlaufen werden. Diese entscheiden, welche Medika- mente den Patienten verabreicht werden. Deshalb sind die primären Partner von InnoMedica die onkologischen Abteilungen sowie die Chefonkologen in den Spitälern. Ergänzend koordiniert InnoMedica sämtliche klinische Studien über die Dachorganisation der Schweizer Onko- logen (SAKK). Diese Zusammenarbeit ist in einer Ab- sichtserklärung (Letter of Intent) strategisch definiert. Im Oktober 2015 haben die SAKK und InnoMedica eine interdisziplinäre Projektgruppe zur Vorbereitung und Durchführung der klinischen Phase I/IIa gebildet. Die enge Zusammenarbeit sowie der kontinuierliche Erfahrungsaus- tausch in der klinischen Entwicklung von Talidox bilden ein Schlüsselelement für den Erfolg von Talidox. Es ist bereits jetzt eine grosse Motivation festzustellen, dass die SAKK und die beteiligten Ärzte das Potential der von InnoMedi- ca entwickelten Technologie sowie den Wert des Produkts Talidox für die betroffenen Patienten erkannt haben. Die Zusammenarbeit mit diesen Schlüsselpersonen aus der Onkologie wird InnoMedica während der Durchführung der klinischen Studien weiter ausbauen. MEDIZINISCHER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH: In einer zweiten Phase des Projekts wird InnoMedica den Er- fahrungsaustausch zwischen den Kliniken weiter fördern. In Seminaren und Workshops werden mögliche Indika- tionen, optimale Behandlungsschritte sowie Behand- lungsergebnisse und Nebenwirkungen diskutiert. So ergeben sich standardisierte Behandlungsmuster für die verschiedenen Krankheitsbilder, die den Zugang zu einer grösseren Anzahl Patienten erst ermöglichen. WISSENSCHAFT: InnoMedica unterstützt die Erfassung und Kontrolle der Ergebnisse in klinischen Studien, die pub- liziert und an Kongressen präsentiert werden können. Be- reits in der präklinischen Phase wird der wissenschaftliche Austausch über Kollaborationen mit Universitäten sowie Kongressteilnahmen gefördert. Über die Kommunika- tionskanäle der Wissenschaft und der Hochschulen kann ein grosses Zielpublikum von führenden Krebsforschern, medizinischen Praktikern und wissenschaftlichen Journa- listen erreicht werden. InnoMedica geht davon aus, dass so ein hohes Mass an Aufmerksamkeit erzeugt werden kann. Aktuelle Forschungsergebnisse zu InnoMedicas Techno- logie können den zahlreichen wissenschaftlichen Publika- tionen aus Dr. Yamazakis langjähriger Forschungstätigkeit im Bereich des liposomalen, aktiven Targetings entnom- men werden. Als Anregung zur fachlichen Vertiefung kann im Anhang eine kurze Literaturübersicht konsultiert werden. VERTRIEB: Als ersten Schritt plant InnoMedica die Markt- einführung in der Schweiz. Hier sind die Beziehungen zu den Schlüsselpersonen bereits hergestellt. Als zweiten Schritt plant InnoMedica den Markteintritt in Deutschland, wo direkt und ebenfalls über das Netzwerk der mediz- inischen Schlüsselpersonen der Vertrieb aufgebaut wird. Weitere klinische Studien sollen Angaben über den Be- handlungserfolg und die Wirkung bei verschiedenen Indi- kationen liefern. In einer dritten Phase plant InnoMedica den Ausbau des Vertriebs in Europa über Vertriebspart- ner. Auch der weitere internationale Vertrieb wird über Vertriebspartner aufgebaut werden, mit Ausnahme be- deutender Länder wie insbesondere der USA, wo Inno- Medica eine Partnerschaft mit einem lokalen Unternehmen anstrebt.
  • 46. SEITE 46 KONKURRENZ Als potentielle Konkurrenten gelten generell alle Krebs- medikamente, die zum Rückgang von Tumorvolumen führen. Als direkte Konkurrenzprodukte qualifizieren sich Nanopartikel, die über einen Targeting-Mechanismus ver- fügen und gegen eine breite Gruppe unterschiedlicher Tumoreneingesetztwerdenkönnen.MitdengängigenAnti- körper-Targeting Ansätzen steht diese Definition jedoch bereits im Widerspruch, da mittels Antikörper sehr spezi- fische Untergruppen von Krebsarten behandelt werden. NANOPARTIKEL MIT MARKTZULASSUNG IN DER ONKOLOGIE: Der globale Markt der Nanomedizin wird vom Anwendungsbereich der Onkologie dominiert, wobei Ansätze mit einem aktiven Targeting selten sind. Von ur- sprünglich fünf zugelassenen Antikörper-Formulierungen wurdendabeizweibereitswiederzurückgezogen(Mylotarg von Pfizer und Bexxar von GSK). Die Produkte Adcetris und Kadcyla verwenden Zytostatika als Wirkstoff. Zevalin enthält ein Radionuklid. Mehr als 30 weitere Medikamente, welche ein Antikörper-Targeting verwenden, werden in klinischen Studien untersucht. Viel verbreiteter ist je- doch der Ansatz, verschiedene Zytostatika neu als lipo- somal enkapsulierte Nanopartikel einzusetzen. Bei den drei bekanntesten Produkten, welche bereits auf dem Markt erhältlich sind, handelt es sich um Caelyx, Myocet und DaunoXome. Alle drei Nanopartikel sind liposomale Formulierungen ohne aktiven Targetingansatz. Sowohl Caelyx als auch Myocet verwenden als Wirkstoff Doxoru- bicin. Die beiden Produkte unterscheiden sich allerdings bezüglich der Pegylierung. DaunoXome enthält den Wirk- stoff Daunorubicin. Ein weiterer Ansatz ist ein indirektes Targeting. NanoTherm vom Magforce wird zur lokalen Therapie von Tumoren verwendet, indem magnetische Nanopartikel durch ein Magnetfeld beim Tumor erhitzt werden und so die Tumorzellen zerstören. Tabelle 2 fasst zurzeit zugelassenen Nanopartikel zusammen, welche in der Krebsbehandlung eingesetzt werden. NAME UNTERNEHMEN FORMULIERUNG UMSATZ (USD) ANWENDUNG ZULASSUNG ABRAXANE Celgene Albumin mit Paclitaxel 2015: 1‘000 Mio. Brust-, Bauchspeichel- drüsen-, Lungenkrebs 2005 ADCETRIS Seattle Genetics Antikörper mit MMAE 2014: 400 Mio. Lymphom 2011 CAELYX/DOXIL Janssen-Cilag PEG-Liposom mit Doxorubicin 2011: 400 Mio. Kaposi Sarkom, Eier- stockkrebs, Burstkrebs 1995 DEPOCYT Pacira Pharmaceu- ticals Liposom mit Cytarabine 2012: 9 Mio. Meningeosis lymphomatosa 1999 DAUNOXOME Galen Liposom mit Daunorubicin - Kaposi Sarkom 1996 GENEXOL Samyang Biopharmaceuticals Polymer mit Paclitaxel - Brustkrebs 2007 KADCYLA Roche, Genentech Herceptin mit DM1 2015: 650 Mio. Brustkrebs 2013 LIPODOX Taiwan Liposome PEG-Liposom mit Doxorubicin - Kaposi Sarkom, Eier- stockkrebs, Brustkrebs 2002 LIPUSU Luye Pharma Liposom mit Paclitaxel - Eierstockkrebs 2009 in China NANOPARTIKEL-THERAPIEN IN KLINISCHER ANWENDUNG IN DER ONKOLOGIE (Tabelle 2)
  • 47. SEITE 47 NAME UNTERNEHMEN FORMULIERUNG UMSATZ (USD) ANWENDUNG ZULASSUNG MARQIBO Talon Therapeutics Liposom mit Vincristin Sulfat 2014: 6 Mio. Leukämie 2012 MEPACT Takeda Liposom mit Mifamurtid - Osteosarkom 2009 MYOCET Cephalon Liposom mit Doxorubicin - Brustkrebs 2000 NANOTHERM Magforce Nanotechnologies Liposom mit Eisenoxid - Glioblastoma 2010 ONCASPAR Sigma-tau Pegylierte Asparaginase 2015: 100 Mio. Leukämie 2006 ONIVYDE Merrimack Pharmaceuticals PEG-Liposom mit Irinotecan 400 Mio. Potenzial Adenokarzinom 2015 ZEVALIN Cell Therapeutic, Bayer Schering Antikörper mit Yttrium-90 oder Indium-111 2013: 30 Mio. Lymphom 2002 ZINOSTATIN STIMALAMER Astellas Pharma poly-konjugiertes Neokarzinostatin - Leberzellkarzinom 1994 NANOPARTIKEL IN KLINISCHEN STUDIEN MIT AN- WENDUNG IN DER ONKOLOGIE: Die vielversprechend- sten Präparate, welche einen Targeting-Ansatz verfolgen und zurzeit klinisch getestet werden, sind in der Tabelle 3 zusammengefasst. Auch bei Produkten in klinischen Versuchen wird oft ein aktiver Targeting-Ansatz mit Anti- körpern gewählt, was die Wirksamkeit des Targetings auf eine spezifisch vordefinierte Untergruppe einschränkt. Mit dem Glykan-Targeting Mechanismus ermöglicht Talidox einen generalisierten Ansatz, der jedoch auch die Möglich- keit bietet, Glykane mit Affinität für bestimmte Organe zu verwenden. Die eindeutige Mehrheit neuer Nanopartikel-Produkte beschränkt sich jedoch auf liposomale Formulierungen ohne Targeting-Ansatz. Ziel ist es, bestehende Zytosta- tika verträglicher zu machen oder auch neuen Wirk- stoffen mit stark toxischen Profilen dennoch eine Chance auf eine Marktzulassung zu ermöglichen. Mit der liposo- malen Formulierung CPX-351 von Celator werden sogar zwei häufig gemeinsam angewendete Wirkstoffe (Cytara- bin und Daunorubicin) gegen Blutkrebs in einem Produkt vereint. Auch weitere indirekte Targeting-Möglichkeiten werden untersucht. So wird beispielsweise bei einer liposo- malen Formulierung von Doxorubicin durch Erhitzung an diagnostisch vorbestimmten Stellen der Wirkstoff lokal freigesetzt (ThermoDox von Celsion). Bei CYT-6091 von CytImmune kommt ein Goldnanopar- tikel zum Einsatz, wobei tumorumgebendes Gewebe ge- schädigt wird, um der folgenden Chemotherapie den Weg zum Tumor zu erleichtern. Auch Ansätze mit liposomalen Impfstoffen werden untersucht (BLP25 von EMD Serono; ONT-10 von Oncothyreon). Des Weiteren werden Polymer-Wirkstoffverbindungen erforscht, welche jedoch ebenfalls nur sehr selten einen Targeting-Ansatz verfolgen (BIND-014 und SP1049C). So ist beispielsweise Ceruleans dynamische Tumor Target- ing Plattform bei näherer Betrachtung kein aktiver Tar- getingansatz, sondern nützt mit dem Nanopartikel nur die stärkere Durchlässigkeit der Blutgefässe, welche den Tumor umgeben (CRLX-101). Ein anderer Polymer-Ansatz wird von NantBioScienc verfolgt, die in Zusammenarbeit mit Celgene Albumin Nanopartikel in klinischen Studien untersuchen (ABI-008, ABI-009 und ABI-011), wobei je- weils verschiedene Wirkstoffe für die einzelnen Produkte verwendet werden. (Fortsetzung Tabelle 2)
  • 48. SEITE 48 UNTERNEHMEN NAME NANO- PLATTFORM AKTIVE SUBSTANZ REZEPTOR LIGAND BIND THERAPEUTICS BIND-014 Biopolymer Docetaxel PSMA kleines Molekül MERRIMACK MM-302 Immuno-Liposom Doxorubicin HER2 monoklonaler Antikörper Fragment, trastuzumab (Ab scFv) (ErbB2/ErbB3) SUPRATEK PHARMA SP1049C Polymerische Mizelle mit Pluronic Doxorubicin P-Glycopro- tein - SYNERGENE- THERAPEUTICS SGT53 Immuno-Liposom p53 plasmid DNA Transferrin Rezeptor monoklonaler anti-Transferrin- rezeptor Antikörper Fragment scFv SYNERGENE- THERAPEUTICS SGT94 Immuno-Liposom RB94 plasmid DNA Transferrin Rezeptor monoklonaler anti-Transferrin- rezeptor Antikörper Fragment scFv TO-BBB 2B3-101 Pegyliertes Liposom Doxorubicin - Glutathion NANOPARTIKEL MIT AKTIVEM TARGETING IN KLINISCHEN VERSUCHEN (Tabelle 3) Bei der Analyse der Konkurrenzpräparate fällt auf, dass eine Vielzahl von valablen Ansätzen verfolgt wird. Ein Grossteil der neu untersuchten Nanopartikel besteht aus liposomalen Formulierungen, welche jedoch meist keinen Targeting-Ansatz aufweisen. Bei Produkten, die ein Tar- geting anwenden, werden meist Oberflächenmodifikation mit Antikörpern oder Proteinen vorgenommen. Mit dem Glykan-Targeting besitzt InnoMedica eine Plattformtech- nologie, welche durch Variation der enkapsulierten Wirk- stoffeundverwendetenGlykanedieMöglichkeitzurBehand- lung verschiedenster Krebserkrankungen bietet. Aufgrund aktiver Patente ist InnoMedica im Bereich des Glykan-Tar- getings konkurrenzlos und verfolgt einen Ansatz, der nicht nur eine Steigerung der Therapiewirkung bei einer kleinen Patientengruppe, sondern bei den meisten Krebs- patienten erreichen kann.
  • 49. SEITE 49 Dr. Christoph Mathieu, Qualitätskontrolle Analytik