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100 MBit/s aufs Land
                                                Helmut Haag
                                      TE Consult, Herderstr. 2, 52445 Titz
                                           h.haag@te-consult.net

Zusammenfassung: In Deutschland verlagert sich die Diskussion bei der Breitbandversorgung immer mehr
auf die Breitbandversorgung des ländlichen Raumes, da der städtische und dichtbesiedelte Raum gut
versorgt ist. Dafür sorgt dir Konkurrenz von T-Com, Kabelnetzbetreibern und alternativen Carriern wie
Hansenet, NetCologne, M“net, Versatel, Arcor und anderen. Auf dem Lande ist man einsam und allein. Hier
spielt die Musik der Zukunft. Der Beitrag zeigt, welche Lösungen möglich sind, wo schon was getan wird und
auch wie man den Sprung zur Wirtschaftlichkeit schaffen kann.

1. Einführung
Die Diskussion in Deutschland auf dem Gebiet der           2. Technik
Breitbandkommunikation verlagert sich mehr zur
Breitbandversorgung des ländlichen Raumes [1-5].           Die Techniken, die eingesetzt werden können, um
Die Aussage des Breitbandatlas und der meisten             Kunden auf der letzten Meile versorgen zu können,
Politiker sowie der T-Com, dass gerade mal 3 %             lassen sich grob         in Funktechnik und
der Gemeinden oder auch der Bevölkerung keinen             leitergebundene Technik unterteilen. Eine weitere
Breitbandzugang hat, wird vor dem Hintergrund,             Unterteilung    lässt   sich    noch      zwischen
dass die Definition für Breitband bereits bei 384          Verbindungsnetz und Anschlussnetz treffen. Im
kBit/s beginnt, doch recht problematisch. Jeder der        folgenden werden zuerst die Techniken für die
                                                           letzte Meile und anschließend die für das
                                                           Verbindungsnetz dargestellt und bewertet.

                                                           2.1 Funktechniken

                                                           2.1.1 WiMAX
                                                           Die WiMAX-Technik wird seit vielen Jahren
                                                           genormt und erprobt. In Deutschland wurden Ende
                                                           2006 die Frequenzen für 56 Mio. € versteigert.
                                                           „Gewonnen“ haben damals die DBD, Clearwire
                                                           und Inquam Broadband bundesweite Lizenzen,
                                                           MGM und Televersa Online kamen regional zum
                                                           Zuge [6]. Beworben hatten sich anfangs über 100
Bild 1: Entwicklung der Gesellschaftsformen                Interessenten. Was ist seither geschehen? Wenig!

sich ein bißchen in der Materie auskennt, wird
bestätigen, dass man von einer Datenautobahn erst
ab 8 oder 16 MBit/s sprechen kann, dann heute im
Zeichen von Web 2.0 aber auch gleich in beiden
Richtungen. So ausgerüstet sind max. 50 % der
Kunden. Alles darunter hat eher was mit Feldweg
als mit Autobahn zu tun, also wohl gerade richtig
für das Land. Der Unterschied zwischen den
Anforderungen von Privatkunden – jung und alt –
und Geschäftskunden ist dabei noch garnicht
berücksichtigt. Dabei steigt die Bedeutung der
Informationstechnik in unserer Zeit stark an (Bild
1).
                                                           Bild 2: Prinzip WiMAX
kommen kann. Auch dies soll im Pilotprojekt
Dabei ließe sich WiMAX schnell aufbauen und            untersucht werden. Immerhin wurde auf der
man könnte weite Landstriche schnell mit ein           Weltfunkkonferenz WRC 07 im November 2007 in
bisschen Breitband versorgen. WiMAX ist ein            Genf beschlossen, dass der obere Teil der UHF-
shared media, es müssen sich also alle gerade          Frequenzen (790 bis 862 MHz) ab 2015 weltweit
aktiven Teilnehmer in eine Summenbandbreite von        (in einigen Regionen auch bereits früher) zur
20 bis max. 50 MBit/s teilen (Bild 2). Dies kann zu    Nutzung durch Mobilfunk freigegeben wird. Dieser
den aktiven Zeiten, also zwischen 17:00 und 20:00      Zeitplan ist nicht gerade dazu angetan, eine
h recht eng werden, wenn sich 100 Teilnehmer das       schnelle Nutzung für die Versorgung des
teilen. Hier ist es in Gewerbegebieten nicht ganz so   ländlichen Raumes zu erreichen.
eng, wenn sich diese Bandbreite 15 oder 20 Firmen
teilen müssen. Hier liegt auch der größere Nutzen,     2.1.3 Mobilfunk
da die Anschlusslängen für Kabel durch die             Der Mobilfunk bietet immer eine Lösung. Aber
Grundstücksgrößen 5 bis 10x länger sind als bei        man     sollte    nie     vergessen,    dass    der
Wohngebäuden. Aber auch da ist der Ausbau nur          Mobilfunkstandard für sich bewegende Teilnehmer
schleppend.                                            entwickelt wurde, während es hier um die
                                                       Versorgung stationärer Teilnehmer geht, also der
2.1.2 Digitale Dividende                               Standard viele Parameter enthält, die für die
Mit dem Aufbau von DVB-T, dem digitalen                Versorgung des ländlichen Raumes irrelevant sind.
Rundfunk für TV und Rundfunk, werden große             Sicher wäre auch auf dem Land HSDPA möglich,
Teile des bislang für die terrestrische Verbreitung    aber wenn er noch nicht einmal in den
benötigten und benutzten Frequenzspektrums frei.       Ballungsgebieten zum Standard geworden ist, wird
Der Rundfunk nutzte bislang 56 MHz im VHF-             die Versorgung auf dem Land noch lange auf sich
Band (174 bis 230 MHz) und 392 MHz im UHF-             warten lassen. Die geringe Anschlussdichte
Band (470 bis 862 MHz). Die Verbesserung der           zusammen mit einer kurzen Reichweite führt zu
Spektrumseffizienz durch DVB-T ist enorm, in           wenigen Teilnehmern in einer Zelle. Gut für den
einem analogen 5 MHz-TV-Kanal können 6 bis 8           Teilnehmer, schlecht für den Netzbetreiber. Das
digitale TV-Kanäle untergebracht werden. Dieser        würde sich sofort auf die Tarifgestaltung auswirken
Gewinn an Frequenzspektrum bei unverändert             und unattraktiv werden. Flatrates, wie sie der
übertragenem Programmvolumen wird gemeinhin            Breitbandkunde erwartet, wird es nicht geben.
als „Digitale Dividende“ bezeichnet. Die EU-
Kommission schätzt diesen Gewinn auf über 300          2.1.4 WLAN
MHz [7]. Die Frequenzen im UHF-Band sind für           Sicher erscheint WLAN auf den ersten Blick sehr
eine Flächenversorgung am besten geeignet. Die         attraktiv. Wenn man schon auf jedem Flughafen, in
guten Signalausbreitungseigenschaften machen die       vielen Hotels, in Firmen und auch zu Hause
flächendeckende Infrastruktur kostengünstig und        WLAN anwendet, warum dann nicht auch in der
sorgen für eine gute Inhouse-Versorgung. Der           Fläche. Viele Desktops, alle Laptops haben eine
Vorteil der niedrigen Trägerfrequenz im Vergleich      WLAN-Schnittstelle,       damit     wird      das
zu UMTS und WiMAX lässt größere Radien von             Teilnehmerendgerät einfach, bzw. ist schon
bis zu einigen 10 km zu. Bei diesen Frequenzen ist     vorhanden. Aber die Übertragungstechnik ist nicht
außerdem keine Sichtverbindung notwendig und           dafür ausgelegt, ein flächenmäßig großes Gebiet
die Empfangsantennen auf der Teilnehmerseite           von einigen qkm zu versorgen. Dann sind die
sind Zimmerantennen und keine Dach- oder               Empfangs- und Sendeteile im Rechner nicht mehr
Fensterantennen. Das europaweit erste Pilotprojekt     ausreichend. Hier wird also eine ganz neue
dieser Art wird in Wittstock (am Autobahnkreuz         Übertragungstechnik installiert werden müssen.
Wittstock/Dosse) auf dem Weg von Berlin nach           Welchen Einfluss dies auf die Tarife haben wird
Hamburg von der MABB durch T-Mobile                    kann man sich leicht vorstellen, wenn heute in
durchgeführt     [8]. 50      Teilnehmer     sollen    Hotels immer noch Preise von 5 € pro 30 min zu
angeschlossen werden. Problematisch ist aber u. U.     zahlen sind.
die Tatsache, dass auf diesen Frequenzen weiterhin
TV- und Rundfunksignale übertragen werden und          2.1.5 Satellit
es so zu gegenseitiger Beeinflussung und Störung
Breitband per Satellit kann prinzipiell überall       waren. Es gab keine Möglichkeit, andere
genutzt werden.       Voraussetzung      ist eine     Teilnehmer zu erreichen.
Satellitenschüssel, meist noch zusätzlich zur TV-     Ab 1881 entstanden Telefonzentralen, in denen
Schüssel. Der Rückkanal kann entweder das             verschiedene Teilnehmer         durch     manuelles
Telefon- oder Mobilfunknetz sein (Bild 3) oder der    Umstecken miteinander verbunden werden
Rückkanal kann auch über Satellit realisiert werden   konnten. Die Vermittlung lief über Personen („dem
[9].                                                  Fräulein vom Amt“), denen der Anrufer den
                                                      gewünschten Teilnehmer nannte.
                                                      1892 wurde eine selbstständige Vermittlungsstelle
                                                      erfunden, die ab 1908 in den Ortsnetzen und ab
                                                      1923 in den Fernvermittlungsstellen eingesetzt
                                                      wurde [10].
                                                      Das bis etwa 1990 vorherrschende Telefonnetz
                                                      bestand aus einzelnen Leitungen, die analoge
Bild 3: Satelliten-„DSL“ mit Rückkanal über ISDN      Tonsignale übertragen konnten und deren
                                                      Bandbreite dabei auf den Frequenzbereich von 300
Der Aufwand für die Installation ist also recht       bis 3400 Hz begrenzt war. Seit etwa 1980 wurde
hoch, was sich auf die Kosten auswirkt. Auch sollte   das analoge Fernsprechnetz zu einem digitalen
nicht vergessen werden, dass die Laufzeiten           Dienste integrierenden Universalnetz (ISDN)
erheblich sind und somit Echtzeitanwendungen          ausgebaut, über das nicht nur der Telefondienst
nicht möglich sind. Wenn die Zahl der Nutzer stark    abgewickelt wird, sondern auch das Internet.
steigt, dann kommt die Kapazität des Astra2, dem      Die Kabel aus den Anfängen unterscheiden sich
einzigen Satelliten, der auf Westeuropa zeigt, an     nur wenig von heutigen neuen Cu-Kabeln,
seine Grenzen und es stellt sich wieder das           lediglich Isolierung, Leiterdurchmesser und
Problem des shared media. Auch führt die              Mantelmaterial haben sich geändert.
exzessive Nutzung des Satelliten-„DSL“ zu             Während für das Telefonieren die Kabelparameter
Schüsselsalat (Bild 4).                               wie Dämpfung, Widerstand und Nebensprechen
                                                      auch bis 8 km und mehr ausreichen, sind einer
                                                      breitbandigen Übertragung schnell Längengrenzen
                                                      gesetzt. Daher kann das Leitungsnetz für DSL nur
                                                      bis etwas 4 km genutzt werden. Alles, was weiter
                                                      entfernt liegt kann nicht mit Breitband bzw. DSL
                                                      versorgt werden. Auch wenn man die aktiven
                                                      DSLAMs in die vorhandenen KVz setzten würde,
                                                      wäre das Problem der Versorgung des DSLAM mit
                                                      Bandbreite nur gewährleistet, wenn von der
                                                      Vermittlung zum KVz eine breitbandige
                                                      Verbindung, eben ein Glasfaserkabel verlegt wäre.
Bild 4: Schüsselsalat                                 Dies ist nur da mit „vertretbarem“ Aufwand
                                                      möglich, wo heute schon Leerrohre verlegt sind,
2.2 Leitungsgebundene Technik                         also leider auch nicht auf dem Land. Hinzu kommt
                                                      noch, dass die T-Com in der Vergangenheit die
Hier muss zwischen der schon vorhandenen              Zahl der Vermittlungsstellen drastisch reduziert
Infrastruktur wie Telefonnetz, Kabelnetz und          hat, also die Anschlusslängen verlängert hat, was
OPAL auf der einen Seite und einem neu zu             das Längenproblem weiter verschärft. Heute hat
installierenden Leitungsnetz unterschieden werden.    die T-Com fast alle Vermittlungsstellen mit
                                                      DSLAMs ausgerüstet. Damit können auch alle
2.2.1 DSL über Cu-Doppelader                          alternativen Carrier, die sich der Infrastruktur der
Die    Installation des   Netzes   aus   Cu-          T-Com bedienen und nur die HVt’n mit eigenen
Doppeladerkabeln begann 1877. Am Beginn               Kabeln anschließen, nicht mehr erreichen.
standen Leitungen, durch die jeweils zwei
Telefonapparate direkt miteinander verbunden          2.2.2 Kabel-TV-Netz
Mit dem Kabelfernsehnetz, welches in den 80er         Das Glasfasernetz ist das einzige Netz, welches
Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet wurde,      allen     gegenwärtigen        und       zukünftigen
steht zwar ein breitbandiges Netz zur Verfügung,      Anwendungen gerecht wird. Leider existiert es
aber die Frequenzen werden für TV und Hörfunk         (noch) nicht. Eine gemischte Ring-Stern-Struktur
genutzt. Durch die Konzeption des Netzes als          mit Faserverbindungen zu jedem Teilnehmer,
Baumnetz, muss hier die Bandbreite zwischen allen     mindestens zu jedem Gebäude, muss das Ziel sein.
Teilnehmern geteilt werden. Die errichteten Netze     Alles andere springt zu kurz.
haben teilweise Clustergrößen von 5.000               Geeignet ist ein Leerrohrnetz für die Verlegung
Teilnehmern und mehr. Die verfügbare Bandbreite       von     Micro-     und      Nano-Kabeln.     Aktive
von vielleicht 100 MBit/s müssen sich bei einer       Komponenten gibt es nur in festen Gebäuden und
Anschlussdichte von nur 20 % also 1.000               nicht in Outdoorgehäusen. Bei der Neuverlegung
Teilnehmer teilen, da bleibt für jeden einzelnen      der Glasfaserkabel hat der ländliche Bereich
nicht viel übrig. Also muss auch dieses Netz          endlich auch mal Vorteile. Die Grabekosten, die ca.
                                                      80 % der Kosten der passiven Infrastruktur in
                                                      Ballungsgebieten ausmachen, sinken im ländlichen
                                                      Bereich auf ein Drittel bis ein Viertel, wodurch die
                                                      gesamten Kosten für die passive Infrastruktur auf
                                                      40 % gegenüber den Ballungsgebieten sinken und
                                                      damit     bei      doppelter      durchschnittlicher
Bild 5: Modernes, rückkanalfahiges BK-Netz
                                                      Anschlusslänge die Kosten pro Teilnehmer auf
umgebaut werden. Es muss in allen Teilen              dem Land 20 % günstiger sind als in der Stadt.
rückkanalfähig gemacht werden, das Baumnetz
muss in eine Sternnetz gewandelt werden, die          Neben diesem Anschlussnetz muss natürlich auch
Cluster müssen drastisch (Faktor 10 und mehr)         die zweite Meile, also die Verbindung vom
verkleinert werden und die neuen Nodes müssen         Anschlussbereich, also der Gemeinde, zum
mit Glasfaserkabel angebunden werden, also            Internetknoten, dem Anschluss an die große, weite
System- und Infrastrukturkosten (Bild 5). Das lohnt   Welt, dem Web 2.0, geschaffen werden. Die alte
sich für die NE3-Betreiber nur dort, wo hohe          Cu-Doppelader reicht nicht mehr aus. Natürlich ist
räumliche Dichte und der eigene Kundenzugang          hier Richtfunk möglich, wenn man nicht buddeln
besteht. Durch das Privatisierungsmodell des          will. Aber der Richtfunk erfordert mehr oder
damaligen Postministers Schwarz-Schilling ist dies    weniger hohe Masten und die Bandbreite ist auf
fast nirgends der Fall.                               einige STM-1-Verbindungen beschränkt. Wo es für
                                                      den Anfang ausreicht, ist es ab etwa 5 bis 8 km
2.2.3 Stromnetz                                       billiger als eine neue Glasfasertrasse. Liegen
Um die Aufzählung der Netze und Möglichkeiten         Leerrohre, dann ist Glas immer billiger und auch
komplett zu machen, darf das Stromnetz mit seinen     breitbandiger.
in jedes Haus und jede Wohnung führenden Kabeln
nicht vergessen werden. Leider sind Leiter,           3. Strategie
Isolierung, Verseilung und Schirmung nicht für die
hochfrequente Übertragung ausgelegt, sondern für      Wie kommt man nun schnell zu einem schnellen
die    Hochspannungsübertragung.       Das    setzt   Anschluss?
Reichweite und Frequenzbandbreite enge Grenzen,       Die Strategie jeder Kommune muss es sein, den
auch wenn auf dem Land die Bevölkerungsdichte         Breitbandanschluss in der Stadt oder der Gemeinde
geringer als in der Stadt ist. Aber dafür ist die     über Glasfaser zu realisieren. Auch der Anschluss
Anschlusslänge größer. Dazuhin ist auch dies Netz     jeden Gebäudes muss letztendlich über Glasfaser
ein Baumnetz und die Bandbreite müssen sich also      erfolgen und nicht zuletzt muss auch der Anschluss
viele Kunden teilen. Dies gilt für den Bereich der    der Wohnung über Glasfaser erfolgen. Erst in der
ersten Meile, anders kann und sieht es im Haus        Wohnung bietet sich der Übergang auf ein anderes
selbst aus. Hier kann PLC eine sinnvolle              Medium, z. B. POF (Polymeroptische Faser) an.
Alternative zu LAN und WLAN sein.                     Aber eine schnelle und damit wirtschaftliche
                                                      Lösung hat in jedem Fall Priorität.
2.2.4 Glasfaserkabelnetz
Deshalb sollte jede Gemeinde oder Kreis dafür            •     enthält eine Übersicht der wie und mit
Sorge tragen, dass beim Bau einer Straße bzw.                  welchen Breitbanddiensten versorgten
beim Aufreißen einer Straße oder eines                         Gebieten,
Bürgersteigs Leerrohre mitverlegt werden. Damit           • dokumentiert die gegenwärtige und
aber keine falschen Rohre verlegt werden,                      zukünftig erwartete Anschlussdichte.
                                                     Ist dieser Plan erarbeitet, dann können bei allen
                                                     Baumaßnahmen         auf      dem    Gemeindegebiet
                                                     entsprechende Maßnahmen ergriffen werden und
                                                     Leerrohre verlegt werden. Alle Neubaugebiete,
                                                     seinen es Wohn- oder Gewerbegebiete werden
                                                     grundsätzlich      mit      einem     Leerrohrsystem
                                                     erschlossen. Heute ist es technisch und auch
                                                     wirtschaftlich       vertretbar,       Neubaugebiete
                                                     ausschließlich mit einem Glasfasernetz zu
                                                     erschließen. Dies gilt insbesondere, wenn neben
                                                     (IP)-Telefon und Internet auch (IP)TV über das
                                                     Netz angeboten wird. Die Diskussion über die
                                                     Satellitenschüssel auf den Balkons entfällt, denn
                                                     nun ist jedes Programm aus jedem Satelliten in das
                                                     Netz einspeisbar.
                                                     Die Realisierung dieses Masterplans ist natürlich in
                                                     wenigen Monaten oder Jahren zu realisieren.
                                                     Deshalb muss es ein Übergangsszenario geben.
                                                     Dieses Szenario kann so aussehen, dass
                                                         • da wo bereits ein Netzbetreiber (T-Com
                                                              oder ein anderer) die Versorgung von
Bild 6: Typische Landgemeinde mit knapp 9.000 EW              mindestens 4 MBit/s anbietet, wird nichts
                                                              getan
empfiehlt es sich für den Kreis und die Kommune,
                                                         • wo durch Nachfragebündelung und –
im Vorfeld einen Masterplan (Bild 6) für das zu
                                                              stimulierung die Anschlussdichte so hoch
versorgenden Gebiet zu erstellen. Dieser
                                                              wird, dass sich für einen Anbieter in
Masterplan
                                                              bestehender Technik ein Anschluss lohnt,
     • enthält die Lage der Verbindungen
                                                              wird dies forciert
        zwischen den Orten und Ortsteilen,
                                                         • wo die Nachfrage und geographische
     • enthält die Lage der vorhandenen
                                                              Verteilung so ungünstig ist, dass trotz
        Leerrohre und deren Eigentümer,
                                                              Nachfragestimulierung ein wirtschaftlicher
     • enthält          die        vorbeiführenden            Betrieb nicht möglich ist, muss über eine
        Glasfaserkabel anderer Netzbetreiber und              Förderung nachgedacht werden.
        Carrier’s Carrier,                           In keinem Fall sollte die Kommune als
     • enthält      die    geplante    Lage    der   Netzbetreiber oder als Infrastrukturbetreiber
        Knotenpunkte für die Zuführung und die       auftreten. Dies sollte Privaten überlassen bleiben.
        der Verteiler im Anschlussgebiet,            Natürlich sind Public Private Partnerships möglich.
     • enthält eine genaue Aufschlüsselung von       Dabei ist aber darauf zu achten, dass sich bei den
        Wohn- und Gewerbegebiete, die Lage der       Netzbetreibern      und       Diensteanbietern    ein
        Banken        und      Sparkassen,     die   diskriminierungsfreier Wettbewerb ausbilden kann.
        Liegenschaften der Kommune und der
        kommunalen Betriebe einschließlich der       4. Kosten und Finanzierung
        des Energieversorgers,
     • weist auch geplante neue Gewerbe- und         Im ländlichen Raum ist in weiten Teilen kein
        Wohngebiete aus,                             wirtschaftlicher Betrieb von Breitbanddiensten
                                                     möglich, deshalb ist hier auch die Unterversorgung
                                                     gegeben. Nur eine gemeinsame Aktion von
Öffentlicher      Hand,      Netzbetreiber      und                                                                                        Leerrohrnetz zumindest teilweise auf die
Diensteanbieter sowie von den Teilnehmern an                                                                                               Erschließungskosten umlegen. Diese Kosten
Breitbanddiensten       kann     eine      Situation                                                                                       würden sich dadurch pro qm um 1 € erhöhen, bei
herbeiführen,       die    es      einem       nach                                                                                        Mitverlegung nur um 0,50 €. Bei einem
betriebswirtschaftlichen Gesichtpunkten tätigen                                                                                            Einfamilienhaus würde dies die Gesamtkosten von
Unternehmen gestattet, in die Breitbandversorgung                                                                                          etwa 500 €, also um ca. 2 ‰ erhöhen und bei
einzusteigen.                                                                                                                              Mietshäusern würde die Kosten um weniger als 1 €
     120                                                                                                                                   pro qm steigen.
                                                                                                                                           Mit dieser Vorleistung kann ein Netzbetreiber und
     100
                                                                                                     Teilnehmer                            Diensteanbieter bei einer Anschlussdichte von 60
                                                                                                     Aktive Komp


     80
                                                                                                     Kabelnetz                             % TV und 30 % IP/TV einen positiven Business
                                                                                                     Tiefbau
                                                                                                                                           Plan vorlegen. Dabei ist festzustellen, dass nur das
     60                                                                                                                                    Triple Play Angebot zu einem erfolgreichen
 %




                                                                                                                                           Modell führt.
     40
                                                                                                                                           Die Kommune kann sich in Form einer Public
                                                                                                                                           Private Partnership einbringen und den auf sie
     20
                                                                                                                                           entfallenden Ertrag in den weiteren Ausbau des
        0
                                                                                                                                           Leerrohrnetzes stecken. Auch die durch die
            o.Mitverleg.     m.Mitverl.
                Triple Play (100%)
                                          o.Mitverleg.    m.Mitverl.
                                               Triple Play (60%)
                                                                            o.Mitverleg.
                                                                                    IP/Tel (30%)
                                                                                                m.Mitverl.     o.Mitverleg.   m.Mitverl.
                                                                                                                        TV (60%)
                                                                                                                                           Bundesregierung und die Länder einsetzende
                                                                                                                                           Förderung des ländlichen Raumes mit 141 Mio. €
Bild 7: Investitionskosten (Capex) für den Aufbau von
Breitbandglasfasernetzen                                                                                                                   für die nächsten 3 Jahre kann hier Initialzündung
 120%
                                                                                                                                           liefern.
                                                                                                                                            120%

                                                                                   Subv. SetTop                                                                                       Revenue TV
 100%                                                                                                                                                                                 Revenue IP/T
                                                                                   IP Dienste
                                                                                                                                            100%                                      Revenues
                                                                                   TV Dienste                                                                                         Kosten
                                                                                                                                                                                      Profit
                                                                                   Opex Kabel

 80%                                                                               OPEX IP/T                                                80%
                                                                                   OPEX TV



                                                                                                                                            60%
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  0%
                     Triple Play (60%)                             IP/Tel (30%)                                    TV (60%)
                                                                                                                                            -20%


Bild 8: Betriebskosten für Breitbandnetze (Opex)                                                                                           Bild 9: Profitabilität verscheidener Netzmodelle auf
                                                                                                                                           dem Land
Eine Abschätzung der Kosten für eine Gebiet mit
ca. 10.000 Bewohnern             zeigt, dass die
Investitionskosten bei 750 bis 1.000 € pro
                                                                                                                                           5. Ausblick
angeschlossener Wohneinheit (WE) (Bild 7), je
                                                                                                                                           Die Politik hat erkannt, dass dem ländlichen Raum
nach unterstellter Anschlussrate, liegen. Ähnliche
                                                                                                                                           für den Ausbau von Breitbanddiensten und –netzen
Zahlen liegen für Amsterdam vor [11]. Die
                                                                                                                                           Aufmerksamkeit und Förderung zuteil werden
Betriebskosten inkl. Zinsen, Abschreibung und
                                                                                                                                           muss. Das Volk begehrt auf. Es werden in naher
Únterhalt liegen bei 130 bis 230 € pro Jahr und
                                                                                                                                           Zukunft zahlreiche Piloten gestartet werden, denen
angeschlossene WE je nach genutzten Diensten,
                                                                                                                                           der Regelausbau folgt. Auch die Ballungsgebiete in
also nur IP/Telefon oder TV oder komplettes Triple
                                                                                                                                           ihren Randzonen haben ein Bandbreitedefizit, auch
Play (Bild 8). Bei Monatsentgelten von 10 € für nur
                                                                                                                                           hier werden vergleichbare Modelle greifen. Der
TV bis 29 € für Triple Play ist damit kein Staat zu
                                                                                                                                           Glasfaserausbau wird ganz von selbst zu
machen (Bild 9).
                                                                                                                                           Bandbreiten von 100 MBit/s, und zwar up- und
Für eine Kostenbeteiligung müsste die Öffentliche                                                                                          downlink, führen. Alle Erfahrungen der
Hand, also die Kommunen, den Tiefbau und das                                                                                               Vergangenheit haben gezeigt, dass die zur
Verfügung gestellte Bandbreite genutzt werden
wird. Der nächste Engpass im Übertragungnetz ist
also    programmiert.    Aber   hier    werden        Kurzbiographie des Autors:
Marktmechanismen zum Ausbau der Infrastruktur                               Dipl.-Phys. Helmut Haag
führen.                                                                     (60) hat nach dem Studium
                                                                            an der TU Stuttgart in
6. Literatur                                                                verschiedenen Firmen der
                                                                            Kabelindustrie und der
[1] Haag, H., Wege zu mehr Breitbandversorgung                              nachrichtentechnischen In-
     in Deutschland, ITG-Fachbericht 189/2005,                              dustrie in Entwicklung,
     Berlin, S. 25ff.                                                       Produktion, Montage und
[2] Haag, H., Lösungen und Dienste für BTTH,                                Vertrieb an verantwort-
     ITG-Fachbericht 190/2005, Köln, S. 109ff.                              licher Stelle gearbeitet. Seit
[3] Haag, H., FTTH-Aufrüstung in einer                Anfang 2005 ist er selbständig und betreibt ein
     Altbausiedlung, ITG-Fachbericht 204/2007,        Ingenieurbüro für Beratung, Vertrieb und
     Köln, S. 45ff.                                   Gutachten       auf     dem        Gebiet        der
[4] Langer, T., The broadband market in               Telekommunikationsinfrastruktur. Dabei liegt ihm
     Germany, Snapshot of the status quo and          der ländliche Raum besonders am Herzen. Helmut
     perspectives,    FTTH      Council      Europe   Haag hat über Jahrzehnte in nationalen und
     Conference 2008, Paris                           internationalen Normungsgremien mitgearbeitet,
[5] Netland, B., Defending broadband market           hält etliche Patente und zeichnet für zahlreiche
     shares in a highly competitive market.           Veröffentlichungen.
     Introduction of FTTH in Norway, FTTH
     Council Europe Conference 2008, Paris
[6] Versteigerung von Wimax-Lizenzen bringt 56
     Millionen Euro, heise online, 15.12.06.
[7] Neumann, K.-H., Die Digitale Dividende –
     Oder können wir zugunsten des Randfunks auf
     Wirtschaftswachstum      verzichten?,     WIK
     Newsletter Nr. 69/2007, Bad Honnef
[8] MABB, Projekt im ländlichen Raum
     Brandenburgs, 2008
[9] DSL über Satellit, DSLWEB Magazin, 2008
[10] Wikipedia
[11] Witzki, A., FTTH in Amsterdam, Funkschau
     14/2008, S.31

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100 MBit/s aufs Land

  • 1. 100 MBit/s aufs Land Helmut Haag TE Consult, Herderstr. 2, 52445 Titz h.haag@te-consult.net Zusammenfassung: In Deutschland verlagert sich die Diskussion bei der Breitbandversorgung immer mehr auf die Breitbandversorgung des ländlichen Raumes, da der städtische und dichtbesiedelte Raum gut versorgt ist. Dafür sorgt dir Konkurrenz von T-Com, Kabelnetzbetreibern und alternativen Carriern wie Hansenet, NetCologne, M“net, Versatel, Arcor und anderen. Auf dem Lande ist man einsam und allein. Hier spielt die Musik der Zukunft. Der Beitrag zeigt, welche Lösungen möglich sind, wo schon was getan wird und auch wie man den Sprung zur Wirtschaftlichkeit schaffen kann. 1. Einführung Die Diskussion in Deutschland auf dem Gebiet der 2. Technik Breitbandkommunikation verlagert sich mehr zur Breitbandversorgung des ländlichen Raumes [1-5]. Die Techniken, die eingesetzt werden können, um Die Aussage des Breitbandatlas und der meisten Kunden auf der letzten Meile versorgen zu können, Politiker sowie der T-Com, dass gerade mal 3 % lassen sich grob in Funktechnik und der Gemeinden oder auch der Bevölkerung keinen leitergebundene Technik unterteilen. Eine weitere Breitbandzugang hat, wird vor dem Hintergrund, Unterteilung lässt sich noch zwischen dass die Definition für Breitband bereits bei 384 Verbindungsnetz und Anschlussnetz treffen. Im kBit/s beginnt, doch recht problematisch. Jeder der folgenden werden zuerst die Techniken für die letzte Meile und anschließend die für das Verbindungsnetz dargestellt und bewertet. 2.1 Funktechniken 2.1.1 WiMAX Die WiMAX-Technik wird seit vielen Jahren genormt und erprobt. In Deutschland wurden Ende 2006 die Frequenzen für 56 Mio. € versteigert. „Gewonnen“ haben damals die DBD, Clearwire und Inquam Broadband bundesweite Lizenzen, MGM und Televersa Online kamen regional zum Zuge [6]. Beworben hatten sich anfangs über 100 Bild 1: Entwicklung der Gesellschaftsformen Interessenten. Was ist seither geschehen? Wenig! sich ein bißchen in der Materie auskennt, wird bestätigen, dass man von einer Datenautobahn erst ab 8 oder 16 MBit/s sprechen kann, dann heute im Zeichen von Web 2.0 aber auch gleich in beiden Richtungen. So ausgerüstet sind max. 50 % der Kunden. Alles darunter hat eher was mit Feldweg als mit Autobahn zu tun, also wohl gerade richtig für das Land. Der Unterschied zwischen den Anforderungen von Privatkunden – jung und alt – und Geschäftskunden ist dabei noch garnicht berücksichtigt. Dabei steigt die Bedeutung der Informationstechnik in unserer Zeit stark an (Bild 1). Bild 2: Prinzip WiMAX
  • 2. kommen kann. Auch dies soll im Pilotprojekt Dabei ließe sich WiMAX schnell aufbauen und untersucht werden. Immerhin wurde auf der man könnte weite Landstriche schnell mit ein Weltfunkkonferenz WRC 07 im November 2007 in bisschen Breitband versorgen. WiMAX ist ein Genf beschlossen, dass der obere Teil der UHF- shared media, es müssen sich also alle gerade Frequenzen (790 bis 862 MHz) ab 2015 weltweit aktiven Teilnehmer in eine Summenbandbreite von (in einigen Regionen auch bereits früher) zur 20 bis max. 50 MBit/s teilen (Bild 2). Dies kann zu Nutzung durch Mobilfunk freigegeben wird. Dieser den aktiven Zeiten, also zwischen 17:00 und 20:00 Zeitplan ist nicht gerade dazu angetan, eine h recht eng werden, wenn sich 100 Teilnehmer das schnelle Nutzung für die Versorgung des teilen. Hier ist es in Gewerbegebieten nicht ganz so ländlichen Raumes zu erreichen. eng, wenn sich diese Bandbreite 15 oder 20 Firmen teilen müssen. Hier liegt auch der größere Nutzen, 2.1.3 Mobilfunk da die Anschlusslängen für Kabel durch die Der Mobilfunk bietet immer eine Lösung. Aber Grundstücksgrößen 5 bis 10x länger sind als bei man sollte nie vergessen, dass der Wohngebäuden. Aber auch da ist der Ausbau nur Mobilfunkstandard für sich bewegende Teilnehmer schleppend. entwickelt wurde, während es hier um die Versorgung stationärer Teilnehmer geht, also der 2.1.2 Digitale Dividende Standard viele Parameter enthält, die für die Mit dem Aufbau von DVB-T, dem digitalen Versorgung des ländlichen Raumes irrelevant sind. Rundfunk für TV und Rundfunk, werden große Sicher wäre auch auf dem Land HSDPA möglich, Teile des bislang für die terrestrische Verbreitung aber wenn er noch nicht einmal in den benötigten und benutzten Frequenzspektrums frei. Ballungsgebieten zum Standard geworden ist, wird Der Rundfunk nutzte bislang 56 MHz im VHF- die Versorgung auf dem Land noch lange auf sich Band (174 bis 230 MHz) und 392 MHz im UHF- warten lassen. Die geringe Anschlussdichte Band (470 bis 862 MHz). Die Verbesserung der zusammen mit einer kurzen Reichweite führt zu Spektrumseffizienz durch DVB-T ist enorm, in wenigen Teilnehmern in einer Zelle. Gut für den einem analogen 5 MHz-TV-Kanal können 6 bis 8 Teilnehmer, schlecht für den Netzbetreiber. Das digitale TV-Kanäle untergebracht werden. Dieser würde sich sofort auf die Tarifgestaltung auswirken Gewinn an Frequenzspektrum bei unverändert und unattraktiv werden. Flatrates, wie sie der übertragenem Programmvolumen wird gemeinhin Breitbandkunde erwartet, wird es nicht geben. als „Digitale Dividende“ bezeichnet. Die EU- Kommission schätzt diesen Gewinn auf über 300 2.1.4 WLAN MHz [7]. Die Frequenzen im UHF-Band sind für Sicher erscheint WLAN auf den ersten Blick sehr eine Flächenversorgung am besten geeignet. Die attraktiv. Wenn man schon auf jedem Flughafen, in guten Signalausbreitungseigenschaften machen die vielen Hotels, in Firmen und auch zu Hause flächendeckende Infrastruktur kostengünstig und WLAN anwendet, warum dann nicht auch in der sorgen für eine gute Inhouse-Versorgung. Der Fläche. Viele Desktops, alle Laptops haben eine Vorteil der niedrigen Trägerfrequenz im Vergleich WLAN-Schnittstelle, damit wird das zu UMTS und WiMAX lässt größere Radien von Teilnehmerendgerät einfach, bzw. ist schon bis zu einigen 10 km zu. Bei diesen Frequenzen ist vorhanden. Aber die Übertragungstechnik ist nicht außerdem keine Sichtverbindung notwendig und dafür ausgelegt, ein flächenmäßig großes Gebiet die Empfangsantennen auf der Teilnehmerseite von einigen qkm zu versorgen. Dann sind die sind Zimmerantennen und keine Dach- oder Empfangs- und Sendeteile im Rechner nicht mehr Fensterantennen. Das europaweit erste Pilotprojekt ausreichend. Hier wird also eine ganz neue dieser Art wird in Wittstock (am Autobahnkreuz Übertragungstechnik installiert werden müssen. Wittstock/Dosse) auf dem Weg von Berlin nach Welchen Einfluss dies auf die Tarife haben wird Hamburg von der MABB durch T-Mobile kann man sich leicht vorstellen, wenn heute in durchgeführt [8]. 50 Teilnehmer sollen Hotels immer noch Preise von 5 € pro 30 min zu angeschlossen werden. Problematisch ist aber u. U. zahlen sind. die Tatsache, dass auf diesen Frequenzen weiterhin TV- und Rundfunksignale übertragen werden und 2.1.5 Satellit es so zu gegenseitiger Beeinflussung und Störung
  • 3. Breitband per Satellit kann prinzipiell überall waren. Es gab keine Möglichkeit, andere genutzt werden. Voraussetzung ist eine Teilnehmer zu erreichen. Satellitenschüssel, meist noch zusätzlich zur TV- Ab 1881 entstanden Telefonzentralen, in denen Schüssel. Der Rückkanal kann entweder das verschiedene Teilnehmer durch manuelles Telefon- oder Mobilfunknetz sein (Bild 3) oder der Umstecken miteinander verbunden werden Rückkanal kann auch über Satellit realisiert werden konnten. Die Vermittlung lief über Personen („dem [9]. Fräulein vom Amt“), denen der Anrufer den gewünschten Teilnehmer nannte. 1892 wurde eine selbstständige Vermittlungsstelle erfunden, die ab 1908 in den Ortsnetzen und ab 1923 in den Fernvermittlungsstellen eingesetzt wurde [10]. Das bis etwa 1990 vorherrschende Telefonnetz bestand aus einzelnen Leitungen, die analoge Bild 3: Satelliten-„DSL“ mit Rückkanal über ISDN Tonsignale übertragen konnten und deren Bandbreite dabei auf den Frequenzbereich von 300 Der Aufwand für die Installation ist also recht bis 3400 Hz begrenzt war. Seit etwa 1980 wurde hoch, was sich auf die Kosten auswirkt. Auch sollte das analoge Fernsprechnetz zu einem digitalen nicht vergessen werden, dass die Laufzeiten Dienste integrierenden Universalnetz (ISDN) erheblich sind und somit Echtzeitanwendungen ausgebaut, über das nicht nur der Telefondienst nicht möglich sind. Wenn die Zahl der Nutzer stark abgewickelt wird, sondern auch das Internet. steigt, dann kommt die Kapazität des Astra2, dem Die Kabel aus den Anfängen unterscheiden sich einzigen Satelliten, der auf Westeuropa zeigt, an nur wenig von heutigen neuen Cu-Kabeln, seine Grenzen und es stellt sich wieder das lediglich Isolierung, Leiterdurchmesser und Problem des shared media. Auch führt die Mantelmaterial haben sich geändert. exzessive Nutzung des Satelliten-„DSL“ zu Während für das Telefonieren die Kabelparameter Schüsselsalat (Bild 4). wie Dämpfung, Widerstand und Nebensprechen auch bis 8 km und mehr ausreichen, sind einer breitbandigen Übertragung schnell Längengrenzen gesetzt. Daher kann das Leitungsnetz für DSL nur bis etwas 4 km genutzt werden. Alles, was weiter entfernt liegt kann nicht mit Breitband bzw. DSL versorgt werden. Auch wenn man die aktiven DSLAMs in die vorhandenen KVz setzten würde, wäre das Problem der Versorgung des DSLAM mit Bandbreite nur gewährleistet, wenn von der Vermittlung zum KVz eine breitbandige Verbindung, eben ein Glasfaserkabel verlegt wäre. Bild 4: Schüsselsalat Dies ist nur da mit „vertretbarem“ Aufwand möglich, wo heute schon Leerrohre verlegt sind, 2.2 Leitungsgebundene Technik also leider auch nicht auf dem Land. Hinzu kommt noch, dass die T-Com in der Vergangenheit die Hier muss zwischen der schon vorhandenen Zahl der Vermittlungsstellen drastisch reduziert Infrastruktur wie Telefonnetz, Kabelnetz und hat, also die Anschlusslängen verlängert hat, was OPAL auf der einen Seite und einem neu zu das Längenproblem weiter verschärft. Heute hat installierenden Leitungsnetz unterschieden werden. die T-Com fast alle Vermittlungsstellen mit DSLAMs ausgerüstet. Damit können auch alle 2.2.1 DSL über Cu-Doppelader alternativen Carrier, die sich der Infrastruktur der Die Installation des Netzes aus Cu- T-Com bedienen und nur die HVt’n mit eigenen Doppeladerkabeln begann 1877. Am Beginn Kabeln anschließen, nicht mehr erreichen. standen Leitungen, durch die jeweils zwei Telefonapparate direkt miteinander verbunden 2.2.2 Kabel-TV-Netz
  • 4. Mit dem Kabelfernsehnetz, welches in den 80er Das Glasfasernetz ist das einzige Netz, welches Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet wurde, allen gegenwärtigen und zukünftigen steht zwar ein breitbandiges Netz zur Verfügung, Anwendungen gerecht wird. Leider existiert es aber die Frequenzen werden für TV und Hörfunk (noch) nicht. Eine gemischte Ring-Stern-Struktur genutzt. Durch die Konzeption des Netzes als mit Faserverbindungen zu jedem Teilnehmer, Baumnetz, muss hier die Bandbreite zwischen allen mindestens zu jedem Gebäude, muss das Ziel sein. Teilnehmern geteilt werden. Die errichteten Netze Alles andere springt zu kurz. haben teilweise Clustergrößen von 5.000 Geeignet ist ein Leerrohrnetz für die Verlegung Teilnehmern und mehr. Die verfügbare Bandbreite von Micro- und Nano-Kabeln. Aktive von vielleicht 100 MBit/s müssen sich bei einer Komponenten gibt es nur in festen Gebäuden und Anschlussdichte von nur 20 % also 1.000 nicht in Outdoorgehäusen. Bei der Neuverlegung Teilnehmer teilen, da bleibt für jeden einzelnen der Glasfaserkabel hat der ländliche Bereich nicht viel übrig. Also muss auch dieses Netz endlich auch mal Vorteile. Die Grabekosten, die ca. 80 % der Kosten der passiven Infrastruktur in Ballungsgebieten ausmachen, sinken im ländlichen Bereich auf ein Drittel bis ein Viertel, wodurch die gesamten Kosten für die passive Infrastruktur auf 40 % gegenüber den Ballungsgebieten sinken und damit bei doppelter durchschnittlicher Bild 5: Modernes, rückkanalfahiges BK-Netz Anschlusslänge die Kosten pro Teilnehmer auf umgebaut werden. Es muss in allen Teilen dem Land 20 % günstiger sind als in der Stadt. rückkanalfähig gemacht werden, das Baumnetz muss in eine Sternnetz gewandelt werden, die Neben diesem Anschlussnetz muss natürlich auch Cluster müssen drastisch (Faktor 10 und mehr) die zweite Meile, also die Verbindung vom verkleinert werden und die neuen Nodes müssen Anschlussbereich, also der Gemeinde, zum mit Glasfaserkabel angebunden werden, also Internetknoten, dem Anschluss an die große, weite System- und Infrastrukturkosten (Bild 5). Das lohnt Welt, dem Web 2.0, geschaffen werden. Die alte sich für die NE3-Betreiber nur dort, wo hohe Cu-Doppelader reicht nicht mehr aus. Natürlich ist räumliche Dichte und der eigene Kundenzugang hier Richtfunk möglich, wenn man nicht buddeln besteht. Durch das Privatisierungsmodell des will. Aber der Richtfunk erfordert mehr oder damaligen Postministers Schwarz-Schilling ist dies weniger hohe Masten und die Bandbreite ist auf fast nirgends der Fall. einige STM-1-Verbindungen beschränkt. Wo es für den Anfang ausreicht, ist es ab etwa 5 bis 8 km 2.2.3 Stromnetz billiger als eine neue Glasfasertrasse. Liegen Um die Aufzählung der Netze und Möglichkeiten Leerrohre, dann ist Glas immer billiger und auch komplett zu machen, darf das Stromnetz mit seinen breitbandiger. in jedes Haus und jede Wohnung führenden Kabeln nicht vergessen werden. Leider sind Leiter, 3. Strategie Isolierung, Verseilung und Schirmung nicht für die hochfrequente Übertragung ausgelegt, sondern für Wie kommt man nun schnell zu einem schnellen die Hochspannungsübertragung. Das setzt Anschluss? Reichweite und Frequenzbandbreite enge Grenzen, Die Strategie jeder Kommune muss es sein, den auch wenn auf dem Land die Bevölkerungsdichte Breitbandanschluss in der Stadt oder der Gemeinde geringer als in der Stadt ist. Aber dafür ist die über Glasfaser zu realisieren. Auch der Anschluss Anschlusslänge größer. Dazuhin ist auch dies Netz jeden Gebäudes muss letztendlich über Glasfaser ein Baumnetz und die Bandbreite müssen sich also erfolgen und nicht zuletzt muss auch der Anschluss viele Kunden teilen. Dies gilt für den Bereich der der Wohnung über Glasfaser erfolgen. Erst in der ersten Meile, anders kann und sieht es im Haus Wohnung bietet sich der Übergang auf ein anderes selbst aus. Hier kann PLC eine sinnvolle Medium, z. B. POF (Polymeroptische Faser) an. Alternative zu LAN und WLAN sein. Aber eine schnelle und damit wirtschaftliche Lösung hat in jedem Fall Priorität. 2.2.4 Glasfaserkabelnetz
  • 5. Deshalb sollte jede Gemeinde oder Kreis dafür • enthält eine Übersicht der wie und mit Sorge tragen, dass beim Bau einer Straße bzw. welchen Breitbanddiensten versorgten beim Aufreißen einer Straße oder eines Gebieten, Bürgersteigs Leerrohre mitverlegt werden. Damit • dokumentiert die gegenwärtige und aber keine falschen Rohre verlegt werden, zukünftig erwartete Anschlussdichte. Ist dieser Plan erarbeitet, dann können bei allen Baumaßnahmen auf dem Gemeindegebiet entsprechende Maßnahmen ergriffen werden und Leerrohre verlegt werden. Alle Neubaugebiete, seinen es Wohn- oder Gewerbegebiete werden grundsätzlich mit einem Leerrohrsystem erschlossen. Heute ist es technisch und auch wirtschaftlich vertretbar, Neubaugebiete ausschließlich mit einem Glasfasernetz zu erschließen. Dies gilt insbesondere, wenn neben (IP)-Telefon und Internet auch (IP)TV über das Netz angeboten wird. Die Diskussion über die Satellitenschüssel auf den Balkons entfällt, denn nun ist jedes Programm aus jedem Satelliten in das Netz einspeisbar. Die Realisierung dieses Masterplans ist natürlich in wenigen Monaten oder Jahren zu realisieren. Deshalb muss es ein Übergangsszenario geben. Dieses Szenario kann so aussehen, dass • da wo bereits ein Netzbetreiber (T-Com oder ein anderer) die Versorgung von Bild 6: Typische Landgemeinde mit knapp 9.000 EW mindestens 4 MBit/s anbietet, wird nichts getan empfiehlt es sich für den Kreis und die Kommune, • wo durch Nachfragebündelung und – im Vorfeld einen Masterplan (Bild 6) für das zu stimulierung die Anschlussdichte so hoch versorgenden Gebiet zu erstellen. Dieser wird, dass sich für einen Anbieter in Masterplan bestehender Technik ein Anschluss lohnt, • enthält die Lage der Verbindungen wird dies forciert zwischen den Orten und Ortsteilen, • wo die Nachfrage und geographische • enthält die Lage der vorhandenen Verteilung so ungünstig ist, dass trotz Leerrohre und deren Eigentümer, Nachfragestimulierung ein wirtschaftlicher • enthält die vorbeiführenden Betrieb nicht möglich ist, muss über eine Glasfaserkabel anderer Netzbetreiber und Förderung nachgedacht werden. Carrier’s Carrier, In keinem Fall sollte die Kommune als • enthält die geplante Lage der Netzbetreiber oder als Infrastrukturbetreiber Knotenpunkte für die Zuführung und die auftreten. Dies sollte Privaten überlassen bleiben. der Verteiler im Anschlussgebiet, Natürlich sind Public Private Partnerships möglich. • enthält eine genaue Aufschlüsselung von Dabei ist aber darauf zu achten, dass sich bei den Wohn- und Gewerbegebiete, die Lage der Netzbetreibern und Diensteanbietern ein Banken und Sparkassen, die diskriminierungsfreier Wettbewerb ausbilden kann. Liegenschaften der Kommune und der kommunalen Betriebe einschließlich der 4. Kosten und Finanzierung des Energieversorgers, • weist auch geplante neue Gewerbe- und Im ländlichen Raum ist in weiten Teilen kein Wohngebiete aus, wirtschaftlicher Betrieb von Breitbanddiensten möglich, deshalb ist hier auch die Unterversorgung gegeben. Nur eine gemeinsame Aktion von
  • 6. Öffentlicher Hand, Netzbetreiber und Leerrohrnetz zumindest teilweise auf die Diensteanbieter sowie von den Teilnehmern an Erschließungskosten umlegen. Diese Kosten Breitbanddiensten kann eine Situation würden sich dadurch pro qm um 1 € erhöhen, bei herbeiführen, die es einem nach Mitverlegung nur um 0,50 €. Bei einem betriebswirtschaftlichen Gesichtpunkten tätigen Einfamilienhaus würde dies die Gesamtkosten von Unternehmen gestattet, in die Breitbandversorgung etwa 500 €, also um ca. 2 ‰ erhöhen und bei einzusteigen. Mietshäusern würde die Kosten um weniger als 1 € 120 pro qm steigen. Mit dieser Vorleistung kann ein Netzbetreiber und 100 Teilnehmer Diensteanbieter bei einer Anschlussdichte von 60 Aktive Komp 80 Kabelnetz % TV und 30 % IP/TV einen positiven Business Tiefbau Plan vorlegen. Dabei ist festzustellen, dass nur das 60 Triple Play Angebot zu einem erfolgreichen % Modell führt. 40 Die Kommune kann sich in Form einer Public Private Partnership einbringen und den auf sie 20 entfallenden Ertrag in den weiteren Ausbau des 0 Leerrohrnetzes stecken. Auch die durch die o.Mitverleg. m.Mitverl. Triple Play (100%) o.Mitverleg. m.Mitverl. Triple Play (60%) o.Mitverleg. IP/Tel (30%) m.Mitverl. o.Mitverleg. m.Mitverl. TV (60%) Bundesregierung und die Länder einsetzende Förderung des ländlichen Raumes mit 141 Mio. € Bild 7: Investitionskosten (Capex) für den Aufbau von Breitbandglasfasernetzen für die nächsten 3 Jahre kann hier Initialzündung 120% liefern. 120% Subv. SetTop Revenue TV 100% Revenue IP/T IP Dienste 100% Revenues TV Dienste Kosten Profit Opex Kabel 80% OPEX IP/T 80% OPEX TV 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% Triple Play (60%) IP/Tel (30%) TV (60%) 0% Triple Play (60%) IP/Tel (30%) TV (60%) -20% Bild 8: Betriebskosten für Breitbandnetze (Opex) Bild 9: Profitabilität verscheidener Netzmodelle auf dem Land Eine Abschätzung der Kosten für eine Gebiet mit ca. 10.000 Bewohnern zeigt, dass die Investitionskosten bei 750 bis 1.000 € pro 5. Ausblick angeschlossener Wohneinheit (WE) (Bild 7), je Die Politik hat erkannt, dass dem ländlichen Raum nach unterstellter Anschlussrate, liegen. Ähnliche für den Ausbau von Breitbanddiensten und –netzen Zahlen liegen für Amsterdam vor [11]. Die Aufmerksamkeit und Förderung zuteil werden Betriebskosten inkl. Zinsen, Abschreibung und muss. Das Volk begehrt auf. Es werden in naher Únterhalt liegen bei 130 bis 230 € pro Jahr und Zukunft zahlreiche Piloten gestartet werden, denen angeschlossene WE je nach genutzten Diensten, der Regelausbau folgt. Auch die Ballungsgebiete in also nur IP/Telefon oder TV oder komplettes Triple ihren Randzonen haben ein Bandbreitedefizit, auch Play (Bild 8). Bei Monatsentgelten von 10 € für nur hier werden vergleichbare Modelle greifen. Der TV bis 29 € für Triple Play ist damit kein Staat zu Glasfaserausbau wird ganz von selbst zu machen (Bild 9). Bandbreiten von 100 MBit/s, und zwar up- und Für eine Kostenbeteiligung müsste die Öffentliche downlink, führen. Alle Erfahrungen der Hand, also die Kommunen, den Tiefbau und das Vergangenheit haben gezeigt, dass die zur
  • 7. Verfügung gestellte Bandbreite genutzt werden wird. Der nächste Engpass im Übertragungnetz ist also programmiert. Aber hier werden Kurzbiographie des Autors: Marktmechanismen zum Ausbau der Infrastruktur Dipl.-Phys. Helmut Haag führen. (60) hat nach dem Studium an der TU Stuttgart in 6. Literatur verschiedenen Firmen der Kabelindustrie und der [1] Haag, H., Wege zu mehr Breitbandversorgung nachrichtentechnischen In- in Deutschland, ITG-Fachbericht 189/2005, dustrie in Entwicklung, Berlin, S. 25ff. Produktion, Montage und [2] Haag, H., Lösungen und Dienste für BTTH, Vertrieb an verantwort- ITG-Fachbericht 190/2005, Köln, S. 109ff. licher Stelle gearbeitet. Seit [3] Haag, H., FTTH-Aufrüstung in einer Anfang 2005 ist er selbständig und betreibt ein Altbausiedlung, ITG-Fachbericht 204/2007, Ingenieurbüro für Beratung, Vertrieb und Köln, S. 45ff. Gutachten auf dem Gebiet der [4] Langer, T., The broadband market in Telekommunikationsinfrastruktur. Dabei liegt ihm Germany, Snapshot of the status quo and der ländliche Raum besonders am Herzen. Helmut perspectives, FTTH Council Europe Haag hat über Jahrzehnte in nationalen und Conference 2008, Paris internationalen Normungsgremien mitgearbeitet, [5] Netland, B., Defending broadband market hält etliche Patente und zeichnet für zahlreiche shares in a highly competitive market. Veröffentlichungen. Introduction of FTTH in Norway, FTTH Council Europe Conference 2008, Paris [6] Versteigerung von Wimax-Lizenzen bringt 56 Millionen Euro, heise online, 15.12.06. [7] Neumann, K.-H., Die Digitale Dividende – Oder können wir zugunsten des Randfunks auf Wirtschaftswachstum verzichten?, WIK Newsletter Nr. 69/2007, Bad Honnef [8] MABB, Projekt im ländlichen Raum Brandenburgs, 2008 [9] DSL über Satellit, DSLWEB Magazin, 2008 [10] Wikipedia [11] Witzki, A., FTTH in Amsterdam, Funkschau 14/2008, S.31