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Nr. 13 / 25.11.2015
Volkswirtschaft special
Meinungen, Analysen, FaktenMeinungen, Analysen, Fakten
Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/ Mittelstandspolitik
Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00
Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.bvr.de · volkswirtschaft@bvr.de
Ab 01.01.2016
nur noch online erhältlich.
Anmeldung zum Newsletter:
www.bvr.de/Publikationen/
Konjunkturberichte
Phase niedriger Inflationsraten läuft aus, keine weitere
geldpolitische Lockerung notwendig
- Der Verfall der Energiepreise hat die deutsche Inflationsrate im bisherigen Verlauf des Jahres
2015 merklich gedämpft. Sie ist zu Jahresbeginn sogar vorübergehend unter die Null-Prozent-
Marke gesunken. Andererseits sind die Dienstleistungspreise weiterhin aufwärtsgerichtet.
- In naher Zukunft dürfte die entlastende Wirkung der Energiepreise auslaufen und zu einem
stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise führen. Schätzungen des BVR zufolge, ist die Wahr-
scheinlichkeit, dass die Inflationsrate erneut unter die Null-Prozent-Marken sinken wird, in den
nächsten Quartalen gering.
- Der BVR geht ebenso wie andere Institutionen davon aus, dass die deutsche Inflationsrate von
etwa 0,2 % in 2015 auf rund 1 % in 2016 steigen wird. Auch im Euroraum als Ganzes ist mit ei-
ner höheren Inflationsrate zu rechnen.
- Vor dem Hintergrund der aufwärtsgerichteten Inflationsaussichten ist die Europäische Zentral-
bank (EZB) gefordert ihren geldpolitischen Kurs zu überdenken. Eine weitere Lockerung der
Geldpolitik, wie sie von mehreren Mitgliedern des EZB-Rats für die nächste Sitzung am 3. De-
zember in Aussicht gestellt wurde, passt nicht zur sich bessernden Wirtschaftslage im Euroraum.
Stattdessen sollte sich die EZB nach dem Auslaufen des Anleihekaufprogramms im September
2016 auf einen schrittweisen Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik vorbereiten.
Meinung
2
Phase niedriger Inflationsraten läuft aus, keine
weitere geldpolitische Lockerung notwendig
Der Auftrieb bei den deutschen Verbraucherprei-
sen wird in naher Zukunft voraussichtlich etwas an
Fahrt aufnehmen. Schätzungen des BVR und ande-
rer Institutionen legen nahe, dass die Inflationsrate
von etwa 0,2 % in 2015 auf rund 1 % in 2016 stei-
gen wird. Treibender Faktor für den Anstieg dürf-
ten die Energiepreise sein, deren entlastende Wir-
kung allmählich auslaufen wird. Auch im Euroraum
als Ganzes ist im Zuge der sich abzeichnenden Sta-
bilisierung der Energiepreise mit einer höheren In-
flationsrate zu rechnen.
Energiepreise treiben die Inflationsrate 2015
nach unten
Die Entwicklung der Inflationsrate Deutschlands
glich im Verlauf des Jahres 2015 zunächst einer
Berg- und dann einer Talfahrt (Abbildung 1). Im
Januar war die Teuerungsrate erstmals seit Sep-
tember 2009 leicht unter die Null-Prozent-Marke
gesunken. Der amtliche Verbraucherpreisindex lag
um 0,3 % unter seinem Vorjahreswert. Maßgeblich
hierfür waren in erster Linie die Energiepreise, die
sich um 9,0 % verbilligten. Sie waren bereits in den
Vormonaten in Folge des Preisverfalls bei Rohöl
deutlich zurückgegangen. So hatte sich der Ölpreis
für die Nordsee-Sorte Brent von rund 100 US-
Dollar je Barrel im Sommer 2014 auf rund 50 US-
Dollar zur Jahreswende 2014/2015 in etwa hal-
biert. Zur negativen Inflationsrate im Januar trugen
aber auch die Nahrungsmittelpreise bei, die um
1,3 % nachgaben. In anderen Bereichen waren al-
lerdings, entgegen dem allgemeinen Trend, leichte
Preisanhebungen zu verzeichnen. Dies gilt insbe-
sondere für die Dienstleistungspreise, die zu Jahres-
beginn um 1,3 % zulegten und damit die Inflations-
rate rechnerisch um rund 0,7 Prozentpunkte er-
höhten. Für den Anstieg der Dienstleistungspreise
waren vor allem die Wohnungsmieten verantwort-
lich, die im Januar um 1,3 % teurer wurden. Dar-
über hinaus wirkte sich die Einführung des allge-
meinen gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro
je Stunde preissteigernd aus. So mussten die Ver-
braucher beispielsweise für Taxifahrten (+7,9 %)
und Haushaltshilfen (+3,6 %) deutlich mehr auf-
wenden als im Vorjahresmonat.
Das Muster rückläufiger Energie- und steigender
Dienstleistungspreise setzte sich in den darauffol-
genden Monaten fort. Allerdings hatte sich der
Preisrückgang bei Haushaltsenergie und Kraftstof-
fen zur Jahresmitte zwischenzeitlich merklich abge-
schwächt und zusammen mit einer leichten Erhö-
hung der Preise für Nahrungsmittel und sonstige
Waren zu einem Anstieg der Inflationsrate geführt.
Die Inflationsrate war im Mai vorübergehend auf
0,7 % gestiegen. In den Folgemonaten gaben die
Energiepreise aber wieder stärker nach, was zur
Konsequenz hatte, dass die Inflationsrate im Sep-
tember auf 0,0 % sank. Zuletzt, im Oktober, lag
der Gesamtindex um 0,3 % über seinem Vorjahres-
stand. Weitgehend parallel zur Entwicklung in
Deutschland wurde die Inflationsrate des Eu-
roraums im bisherigen Verlauf von 2015 ebenfalls
stark durch die Energiepreise nach unten getrie-
Meinung
3
ben. Gemessen am Harmonisierten Verbraucher-
preiseindex ist sie jüngst von -0,1 % im September
auf +0,1 % im Oktober gestiegen.
Nun stellt sich die Frage, wie sich die Inflationsrate
Deutschlands in den nächsten Monaten entwickeln
wird. Ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen
oder könnte es nochmals zu einem Rückgang kom-
men? Wäre auch ein Abgleiten in eine Deflation
denkbar, das heißt das Eintreten in eine Phase
deutlicher breit angelegter und länger andauern-
der Preisrückgänge?
Deflation in naher Zukunft wenig wahrschein-
lich
Hinweise zur Beantwortung dieser Frage können
einem Ansatz entnommen werden, der bereits
seit einigen Jahren vom BVR zur Abschätzung
der kurzfristigen Entwicklung der Inflationsrate
Deutschlands verwendet wird. Der Ansatz beruht
auf der Kombination verschiedener Prognosewerte
von VAR-Modellen. Bei diesen Modellen werden
die einbezogenen Variablen im Allgemeinen durch
verzögerte eigene Werte und verzögerte Werte
einer oder mehrerer anderer Variablen sowie eine
Konstante und einen Störterm fortgeschrieben. Sie
zeichnen sich gegenüber alternativen Ansätzen
dadurch aus, dass sie keine Informationen aus dem
Prognosezeitraum benötigen, da alle Variablen in-
nerhalb des Modells bestimmt werden. Von Nach-
teil ist, dass diese Modelle lediglich die Zusammen-
hänge der Vergangenheit reflektieren und daher
bei möglichen Strukturbrüchen in die Irre führen
können.
Konkret werden neben dem Verbraucherpreisin-
dex auch der Erzeugerpreisindex, ein Lohnstück-
kostenindex, ein Kapitalmarktzins und der Brent-
Ölpreis einbezogen. Verschiedene Tests legen
nahe, dass diese Variablen zur Prognose der Ver-
braucherpreis-Entwicklung nützlich sind. Mit den
-1,5
-1,0
-0,5
0,0
0,5
1,0
1,5
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober
Energie Nahrungsmittel Sonstige Waren Dienstleistungen Gesamtentwicklung
Inflationsrateim bisherigenVerlauf von2015 durch Energiepreise gedämpft
Veränderungdes deutschen Verbraucherpreisindexes zum Vorjahresmonat und
Beiträge verschiedener Teilindizes zur Gesamtentwicklung
Quelle: Destatis
Abbildung 1
Meinung
4
fünf Variablen lassen sich 15 verschiedene VAR-
Modelle erstellen, die jeweils zwei, drei, vier oder
fünf Variablen vereinen. Der hier verwendete
Kombinations-Ansatz besteht darin, die Prognose-
werte der 15 Modelle in Form einer einfachen
Durchschnittsbildung (Arithmetisches Mittel) zu-
sammenzufassen. Diese Form der Durchschnittsbil-
dung hat sich in der einschlägigen Literatur vielfach
als beste Kombinationsstrategie erwiesen.
Die Ergebnisse der VAR-Prognose-Kombination
werden in der Abbildung 2 gezeigt. Demnach
zeichnet sich für die nahe Zukunft keine Deflati-
onstendenz, sondern vielmehr ein moderater Preis-
anstieg ab. Ein Herabsinken der Inflationsrate unter
die Null-Prozent-Marke wird kaum prognostiziert.
Lediglich für das laufende vierte Quartal lassen
2 der 15 VAR-Modelle einen negativen Wert er-
warten. Für 2016 befinden sich alle Prognosewerte
im positiven Bereich. Dies lässt sich so interpretie-
ren, dass die Wahrscheinlichkeit eines Rückgangs
der Verbraucherpreise im laufenden Quartal bei
niedrigen 13,3 % (2/15) und in den darauffolgen-
den Quartalen bei 0 % liegt.
Prognosen lassen für 2016 höheren Preisanstieg
erwarten
Gemäß dem Kombinations-Ansatz dürfte der Auf-
trieb bei den Verbraucherpreisen in 2016 mehr
und mehr an Dynamik gewinnen. Dem Mittelwert
der Modellprognose zufolge wird die Inflationsrate
kontinuierlich von 0,2 % im vierten Quartal 2015
auf 1,0 % im vierten Quartal 2016 steigen. In der
Abbildung 2 ist auch zu erkennen, dass die Streu-
ung und damit die allgemeine Unsicherheit der In-
flations-Prognosewerte im Zeitablauf zunehmen.
So befinden sich die Prognosen für das vierte
Quartal 2015 in einer vergleichsweise engen Band-
weite zwischen -0,1 % und +0,4 %. Die Werte für
das vierte Quartal 2016 weisen hingegen eine
deutlich größere Spanne von 0,4 % bis 1,7 % auf.
Mittelwert der Modellprognosen
-0,5
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
Q1-2014
Q2-2014
Q3-2014
Q4-2014
Q1-2015
Q2-2015
Q3-2015
Q4-2015
Q1-2016
Q2-2016
Q3-2016
Q4-2016
Quelle: Destatis, abdem 4. Quartal 2015: Prognose des BVR
Prognosemodellelegenleichten Anstiegder Inflationsratenahe
Veränderungdesdeutschen Verbraucherpreisindexes zum Vorjahresquartal in Prozent
Abbildung 2
Meinung
5
Die prognostizierte Entwicklung der Erzeuger-
preise, der Lohnstückkosten, des Kapitalmarktzin-
ses und des Ölpreises kann hier aus Platzgründen
nicht gezeigt werden. Es sei jedoch darauf hinge-
wiesen, dass die VAR-Modelle in Hinblick auf die
Entwicklung des Ölpreises im Mittel einen modera-
ten Anstieg von rund 50 US-Dollar je Barrel im drit-
ten Quartal 2015 auf etwa 60 US-Dollar im Jahres-
endquartal 2016 nahelegen. Diese Prognose steht
im Einklang mit der jüngsten Einschätzung der In-
ternationalen Energieagentur (IEA). Die IEA geht in
ihrem aktuellen Welt-Energie-Ausblick zwar davon
aus, dass es unter anderem wegen sinkender Inves-
titionen in die Förderung zu einer Erholung des Öl-
preises kommen wird. Der Anstieg dürfte jedoch
nur langsam erfolgen. Im zentralen Szenario des
Ausblicks ist für das Jahr 2020 ein Ölpreis von
80 US-Dollar eingestellt.
Die Inflationsrate Deutschlands wird sich den VAR-
Kombinations-Ansatz zufolge von 0,2 % im Jahres-
durchschnitt 2015 auf rund 1 % im Durchschnitt
des Jahres 2016 erhöhen. Nicht nur der BVR auch
anderen Institutionen halten einen Anstieg der In-
flationsraten von derzeit nahe 0 % auf etwa 1 %
im Jahresdurchschnitt 2016 für möglich. Wie aus
der Abbildung 3 hervorgeht, befinden sich die
Prognosen für das kommende Jahr derzeit über-
wiegend in einem Intervall, das sich von 0,8 % bis
1,4 % erstreckt. Dies gilt sowohl für Prognosen der
deutschen Inflationsrate, basierend auf dem Ver-
braucherpreiseindex (VPI) oder dem Harmonisier-
ten Verbraucherpreisindex (HVPI), als auch für
Prognosen der Inflationsrate des Euroraums.
Keine weitere geldpoltischte Lockerung nötig
Vieles spricht somit aktuell dafür, dass die Phase
niedriger Inflationsraten in Deutschland und im Eu-
roraum in naher Zukunft auslaufen wird. Die EZB
sollte daher kritisch prüfen, inwieweit die in Aus-
sicht gestellte Erhöhung des geldpolitischen Expan-
DIW
HWWI
IWH
OECDIfW; IWH
IfW; RWI
KOM; OECD;KOM
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
Sep 15 Okt 15 Nov 15
Prognosewerte für Deutschland Prognosewerte für den Euroraum
DIW - Deutsches Institut für
Wirtschaftsforschung, Berlin
GD - Gemeinschaftsdiagnose
(Herbstprognose)
HWWI - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut
IfW - Institut für Weltwirtschaft, Kiel
IMF - Internationaler Währungsfonds
IMK - Institut für Makroökonomie und
Konjunkturforschung, Düsseldorf
IW - Institut der deutschen Wirtschaft, Köln
IWH - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle
KOM - Europäische Kommission
OECD - Organisation für Wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung
REG - Bundesregierung
RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für
Wirtschaftsforschung, Essen
SVR - Sachverständigenrat
Quelle: BVR
DIW
IMK
GD; IMF
Inflation 2016 - Prognosenfür Deutschland und denEuroraum
Jahreswachstumsrateder Verbraucherpreisindizes in Prozent
IMF; IMK
GD; REG
Abbildung 3
IW
SVR
Meinung
6
sionsgrades sachgerecht und notwendig ist. So
hatte EZB-Präsident Mario Draghi im Anschluss an
die letzte geldpolitische Sitzung des Zentralbankra-
tes vom 24. Oktober die Bereitschaft der Noten-
bank bekräftigt, die Geldpolitik erneut zu lockern,
wenn es das makroökonomische Umfeld erforder-
lich machen sollte. Draghi kündigte an, dass der
EZB-Rat auf seiner nächsten Sitzung am 3. Dezem-
ber darüber entscheiden werde, ob und inwieweit
die Zentralbank die geldpolitischen Zügel noch
etwas weiter lockern werde. Zudem hat EZB-Chef-
volkswirt Peter Praet jüngst auf einer Konferenz
in Frankfurt das Versprechen der Notenbank un-
termauert, alles zu tun, um das Inflationsziel von
knapp 2 % zu erreichen. Diskutiert werden mo-
mentan eine weitere Senkung des Einlagenzinssat-
zes und/oder eine Ausweitung des EZB-
Anleihekaufprogramms.
Angesichts der sich im Euroraum abzeichnenden
allmählichen Normalisierung der Inflationsrate und
der Belebung der Konjunktur ist eine weitere Lo-
ckerung der Geldpolitik derzeit nicht angemessen.
Stattdessen sollte sich die EZB nach dem Auslaufen
des Anleihekaufprogramms im September 2016
auf einen schrittweisen Ausstieg aus der sehr
lockeren Geldpolitik vorbereiten.
Autor:
Dr. Gerit Vogt
Mail: g.vogt@bvr.de
Geldpolitik und Geldmarkt
7
EZB könnte Geldpolitik weiter lockern
Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte auf ihrer
nächsten geldpolitischen Sitzung am 3. Dezember
ihren geldpolitischen Kurs noch einmal lockern.
Möglich wären dabei eine Ausweitung bzw. Ver-
längerung ihres aktuellen Anleihekaufprogramms
und/oder eine Senkung des Einlagezinssatzes. Die
Einlagenfazilität bei der EZB liegt aktuell bereits bei
-0,20 %.
Sowohl EZB-Präsident Mario Draghi als auch EZB-
Chefvolkswirt, Peter Praet, ließen im November
mehrmals durchblicken, dass sie einer weiteren
Lockerung der europäischen Geldpolitik offen ge-
genüber stehen, sollte dies das makroökonomische
Umfeld erforderlich machen. So wies Praet unter
anderem in einer Rede auf den dämpfenden Effekt
des sinkenden Ölpreises auf die Kerninflationsrate
hin. In diesem Zusammenhang sprach er von der
Gefahr klassischer Zweitrundeneffekte. Draghi
sagte bei einer Anhörung vor dem Europaparla-
ment in Brüssel, dass die konjunkturellen Risiken
im Euroraum sichtbar seien. Die Notenbank stünde
bereit ihre Geldpolitik gegebenenfalls zu lockern.
Schließlich ging Ende November aus dem Protokoll
der Oktober-Sitzung des EZB-Rates hervor, dass die
Mehrheit im Rat die Abwärtsrisiken beim Inflati-
onsausblick sehr ernst nehme. Auch das Risiko ei-
nes Abrutschens in die Deflation wurde dabei be-
tont. Gegenwind kam hingegen von deutscher
Seite. So sprach EZB-Direktoriumsmitglied Sabine
Lautenschläger einer Ausweitung der geldpoliti-
schen Maßnahmen der EZB die Notwendigkeit ab.
BVR Zins-Tacho: Inflationsdruck moderat
Der BVR Zins-Tacho signalisiert weiterhin einen
moderaten Inflationsdruck für den Euroraum. Auf
ein höheres Deflationsrisiko weist der Tacho nicht
hin. So liegt das Barometer zur Messung des mit-
telfristigen Inflationsdrucks im Währungsraum mit
Sep 15 Okt 15 Nov 15
BVR Zins-Tacho 48 49 49
Konjunktur (50 %) 57 58 59
Preise/Kosten (40 %) 37 38 37
Liquidität (10 %) 46 47 47
BVR Zins-Tacho
Der BVR Zins-Tacho ist ein Indikator für die Inflationsrisiken im Euroraum. Ein Anstieg des BVR Zins-Tachos zeigt steigende,
eine Abnahme sinkende Inflationsrisiken an. Eine detaillierte Beschreibung des BVR Zinstachos befindet sich im
BVR Volkswirtschaft special Nr. 13/2007
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55
60
65
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75
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BVR Zins-Tacho EZB-Leitzins in % (rechte Skala)
0
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90
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50
Geldpolitik und Geldmarkt
8
aktuell 49 Punkten 3 Punkte höher als vor einem
Jahr. Im Vergleich zu den Monaten September und
Oktober verzeichnet der Tacho einen leichten An-
stieg. Im September hatte das Barometer noch bei
48 Punkten gelegen. Einen Anstieg in den vergan-
genen zwei Monaten verzeichnete vor allem der
Konjunkturindikator des Tachos. Er zeichnete damit
das bessere konjunkturelle Umfeld nach. Von der
Preis- und Kostenseite ging angesichts der niedri-
gen Ölpreise ein geringerer Preisdruck aus. Der Li-
quiditätsindikator blieb im Monatsvergleich wei-
testgehend unverändert.
Geldmarktzinsen gehen zurück
Die Zinsen für Termingeschäfte auf dem europäi-
schen Geldmarkt sind im November sichtbar zu-
rückgegangen. Ausschlaggebend hierfür waren
zunehmende Spekulationen an den Finanzmärkten
auf eine weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik
im kommenden Monat. Mittlerweile erwartet die
Mehrheit der Geldmarktakteure, dass der EZB-Rat
im kommenden Monat die ohnehin bereits ausge-
sprochen expansive Geldpolitik weiter lockern
werde. Der 3-Monats-Euribor notierte zum Ende
des Monats bei rund -0,10 %. Das waren 3 Basis-
punkte weniger als zum Vormonatsultimo. Der
12-Monats-Euribor fiel im gleichen Zeitraum um
5 Basispunkte auf 0,06 %. Der Tagegeldsatz EONIA
lag in den ersten dreieinhalb Novemberwochen
durchschnittlich bei -0,14 % und damit ähnlich
hoch wie im Oktober.
-0,5
0,0
0,5
N D J F M A M J J A S O N
Wichtige Zinsen im Euroraum
Zinssätze in %
Spitzenrefinanzierungssatz
Tagesgeld(EONIA)
Hauptrefinanzierungssatz
Einlagenfazilität
-0,5
0,0
0,5
1,0
N D J F M A M J J A S O N
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Geld- und Kapitalmarkt
Zinssätze in %
Umlaufsrendite
EZB-Hauptrefinanzierungssatz
3-Monatsgeld
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0,25
0,50
N D J F M A M J J A S O N
Notenbankzinseninternational
in %
Japan**
USA*
Eurozone
*Die Federal Reserve hat seit 16.12.2008einen Zielbereich
von 0-0,25 % für die Federal Funds Target Rate festge-
setzt. **Die Bank of Japan hat seit 19.12.2008 ein Tages-
geld-Zielbereich von rund 0,1 % festgesetzt.
Rentenmarkt
9
Deutliche Renditerückgänge bei Staatsanleihen
Der Verlauf der Bundesanleiherenditen ähnelte im
November einer Achterbahnfahrt. Nachdem eine
zurückhaltende Nachfrage nach Bundespapieren
zu Monatsbeginn zunächst zu einem deutlichen
Anstieg der Renditen geführt hatte, erhöhte sich
das Interesse an bundesdeutschen Staatspapieren
im weiteren Monatsverlauf deutlich. Die gestie-
gene Nachfrage ließ die Renditen nach Bundes-
wertpapieren deutlich zurückgehen. Ausschlagge-
bend hierfür waren Spekulationen auf eine weitere
Lockerung der EZB-Geldpolitik. Von den Terroran-
schlägen in Paris und der gestiegenen Terrorgefahr
in ganz Europa ging hingegen nur ein moderater
Abwärtsdruck aus. Erst am Ende des Monats kam
es bei längeren Laufzeiten zu einer leichten Gegen-
bewegung im Zuge guter Konjunkturdaten aus
dem Euroraum. Die Rendite zehnjähriger Bundes-
anleihen notierte am 24. November bei 0,51 %. Das
war 1 Basispunkt weniger als zum Vormonatsul-
timo. Die Umlaufsrendite pendelte sich hingegen
zum gleichen Zeitpunkt bei 0,34 % und lag damit
2 Basispunkte unterhalb ihres Vormonatsendwer-
tes. Renditetreiber zu Monatsbeginn waren geld-
politische Erwartungen in den USA. Nachdem aus
Notenbankkreisen die Hinweise auf eine US-
Zinswende im Dezember zugenommen hatten,
passten viele Investoren ihre Erwartungen an. Mitt-
lerweile geht die Mehrheit der Anleger von einem
positiven Zinsschritt im Dezember aus. US-Staats-
anleihen waren daraufhin weniger gefragt. Zehn-
jährige US-Treasuries stiegen im November um
9 Basispunkte auf 2,24 %. 0,0
1,0
2,0
3,0
N D J F M A M J J A S O N
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Ausgewählte Staatsanleihen desEuroraums
Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit
Spanien
Frankreich
Italien
0,0
1,0
2,0
3,0
N D J F M A M J J A S O N
Bedeutende Benchmarkanleihen
Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit
USA
Deutschland
Japan
0,25
0,50
0,75
1,00
1,25
1,50
N D J F M A M J J A S O N
Zinsstruktur am Rentenmarkt
SpreadBundesanleihen mit Restlaufzeiten 10/1 Jahr, in %
Devisenmarkt
10
Euro im Sinkflug
Der geldpolitische Ausblick dies- wie jenseits des
Atlantiks war Taktgeber an den Devisenmärkten
im November. Das zu erwartende Auseinanderdrif-
ten der geldpolitischen Pfade in den USA und dem
Euroraum belastete die europäische Gemein-
schaftswährung. Während sich die Fed nach und
nach von ihrer expansiven Geldpolitik verabschie-
det, könnte die EZB in den kommenden Wochen
wohl einen noch expansiveren Kurs einschlagen.
Die US-Zinswende nimmt in den USA immer deutli-
chere Formen an. Die Mitglieder des Offenmarkt-
ausschusses der Federal Reserve John Williams und
James Bullard sprachen sich Mitte des Monats da-
für aus, dass die US-Notenbank im Dezember ihren
Leitzins erhöhen sollte. Zu Beginn des Monats
hatte US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen Yellen
bei einer Anhörung vor dem Repräsentantenhaus
noch einmal die Möglichkeit einer Zinserhöhung
im Dezember unterstrichen. Gleichwohl betonte
sie später bei einer Konferenz in Washington, dass
zinspolitische Entscheidungen nicht voreilig getrof-
fen werden dürften. Es bleibt damit ein Funken
Unsicherheit, ob es wirklich zur Zinswende in den
USA im Dezember kommen wird. Die Terrorakte in
Paris sowie die über die gesamte Woche anhaltend
hohe Terrorgefahr in europäischen Städten belas-
teten den Euro nur am Rande. Im Monatsverlauf
verlor die europäische Gemeinschaftswährung ge-
genüber dem US-Dollar rund 4 US-Cent. Am
24. November notierte der Euro-Dollar Kurs bei
1,06 US-Dollar.
85
90
95
100
105
O N D J F M A M J J A S O
Effektiver Wechselkurs desEuro*
in EUR, Quartal 1, 1999 = 100
*Nominale Wertentwicklungdes Eurogegenüber den 19
wichtigsten Handelspartnern des Euroraums. Eine Bewe-
gung nach oben entspricht einer Aufwertungdes Euro
Quelle: Thomson Reuters Datastream
120
130
140
150
160
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
N D J F M A M J J A S O N
Euro-Wechselkurs (I)
AusländerwährungproEuro
US-Dollar
Japanischer Yen (rechte Skala)
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
N D J F M A M J J A S O N
Euro-Wechselkurs (II)
Auslandswährungpro Euro
Schweizer Franken
Britisches Pfund
Aktienmarkt
11
Dax leicht im Plus
An den Aktienmärkten hatten im November zu-
nächst Konjunkturdaten den Takt angegeben. Ins-
besondere die vielversprechende Entwicklung der
US-Wirtschaft sorgte für ein Kursplus dies- wie
jenseits des Atlantiks. Die höhere Wahrscheinlich-
keit einer Zinserhöhung in den USA im Dezember
fand dabei weniger Beachtung. Insbesondere nach
einem positiven Arbeitsmarktbericht steht die Tür
für eine erste Zinserhöhung der Fed noch in die-
sem Jahr weiter denn je offen. Für eine positive
Überraschung sorgte auch der ISM Einkaufsmana-
gerindex für den US- Dienstleistungssektor. Im Ok-
tober stieg er deutlich auf 59,1 Punkte und deu-
tete damit auf eine kräftige konjunkturelle Bele-
bung in den USA hin.
Zur Monatsmitte kam es im Zuge von Gewinnmit-
nahmen und der Terroranschläge in Paris zu sicht-
baren Kursrückgängen, die die Aktienmärkte aber
im weiteren Monatsverlauf wieder ausgleichen
konnten. Ausschlaggebend hierfür war zum einen
die Aussicht auf neue geldpolitische Stimuli aus
Frankfurt. Zum anderen ließen gute Wirtschaftsda-
ten aus den USA und Europa die Konjunkturhoff-
nungen steigen. Im Vergleich zum Vormonatsul-
timo legte der DAX um 0,8 % auf 10.934 Punkte
zu. Der US-Leitindex gewann ebenfalls an Wert. Er
stieg im gleichen Zeitraum um 0,8 % und notierte
am 24. November bei 17.812 Punkten.
15.500
16.000
16.500
17.000
17.500
18.000
18.500
N D J F M A M J J A S O N
Aktienmarkt USA
Dow Jones, 40-/200-Tagesschnitt
Quelle: Thomson Reuters Datastream
2.800
3.000
3.200
3.400
3.600
3.800
4.000
N D J F M A M J J A S O N
Aktien im Euroraum
Euro-Stoxx 50, 40-/200-Tagesschnitt
8.000
9.000
10.000
11.000
12.000
13.000
N D J F M A M J J A S O N
Deutscher Aktienmarkt
Dax, 40-/200-Tagesschnitt
Eurokonjunktur
12
Wachstumsabschwächung im dritten Quartal
Das gesamtwirtschaftliche Wachstum hat sich im
Euroraum im Sommerquartal etwas abgeschwächt.
Gemäß ersten amtlichen Schätzungen legte das
preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoin-
landsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um
0,3 % zu, nachdem es im zweiten Quartal noch um
0,4 % gestiegen war. Unter den großen Euro-Staa-
ten wies Spanien mit 0,8 % erneut den stärksten
Zuwachs auf. Das BIP der Euro-Schwergewichte
Deutschland, Frankreich (jeweils +0,3 %) und Italien
(+0,2 %) expandierte demgegenüber im Wesentli-
chen im Gleichschritt mit der Gesamtentwicklung.
In Griechenland ist die Wirtschaftsleistung hinge-
gen erstmals seit dem vierten Quartal 2014 wieder
zurückgegangen (-0,5 %), was offenbar aus der
temporären Zuspitzung der Staatsschuldenkrise
zur Jahresmitte resultierte. Für das gesamte Jahr
2015 lassen Prognosen einen BIP-Zuwachs von
rund 1,5 % erwarten. Im kommenden Jahr ist mit
einem etwas höheren Anstieg zu rechnen. So geht
beispielswiese die EU-Kommission in ihrer neuen
Herbstprognose davon aus, dass die Wirtschaftsleis-
tung nach einem prognostizierten Anstieg um
1,6 % im laufenden Jahr in 2016 um 1,8 % steigen
wird.
Klimaindex stagniert im Wesentlichen
Die wirtschaftliche Stimmung ist im Währungsraum
zuletzt nahezu unverändert geblieben. Der Wirt-
schaftsklimaindex legte im Oktober gegenüber
dem Vormonat geringfügig um 0,3 Punkte auf
105,9 Punkte zu. Dabei stand einer Klimaverbesse-
rung im Einzelhandel und im Baugewerbe eine -
verschlechterung im Dienstleistungssektor (ohne
Handel), in der Industrie und bei den Verbrauchern
gegenüber.
1) Euroraum, in Punkten - Gewichtung: 40 % Industrievertrauen, 30 % Dienstleistungsvertrauen,
20 % Verbrauchervertrauen, 5 % Einzelhandelsvertrauen, 5 % Bauvertrauen
2) Saldo in Prozentpunkten (= Differenz aus positiven und negativen Antworten)
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Wirtschaftsklima im Euroraum
60
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Gesamt1 Dienstleister2 Verbraucher2 Einzelhandel2 Bau2Industrie2
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01/15
07/15
Eurokonjunktur
13
Industrieproduktion erneut gesunken
Im September ist die Produktion der Industriebe-
triebe in saisonbereinigter Rechnung abermals
leicht zurückgegangen. Die Erzeugung fiel im Vor-
monatsvergleich um 0,3 %, nachdem sie zuvor im
August um 0,4 % gesunken war. In naher Zukunft
ist allerdings mit einer Stabilisierung zu rechnen.
Darauf deutet zumindest der Order-Indikator hin,
der im Oktober um 0,7 Punkte auf -10,5 Punkte
stieg.
Inflationsrate weiter nahe bei 0 %
Die Inflationsrate des Euroraums, gemessen am
Harmonisierten Verbraucherpreisindex, ist jüngst
von -0,1 % im September auf +0,1 % im Oktober
gestiegen. Wie bereits in den Vormonaten wurde
die Gesamtentwicklung durch die Energiepreise
gedämpfte. Energie hat sich im Oktober mit einer
Jahresrate von -8,5 % ähnlich stark verbilligt wie im
Vormonat (-8,9 %). Zur Entwicklung der Erzeuger-
preise liegen noch keine Oktober-Werte vor. Im
September war der Erzeugerpreisindex um 3,1 %
gefallen.
Rückgang der Arbeitslosigkeit hält an
Der Abwärtstrend in der saisonbereinigen Arbeits-
losenquote hat sich im September fortgesetzt.
Nach Angaben von Eurostat ist die Quote gegen-
über dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf
10,8 % gesunken. Sie befindet sich damit auf dem
niedrigsten Stand seit Januar 2012.
10,0
11,0
12,0
13,0
07/13 01/14 07/14 01/15 07/15
Arbeitslosenquote
Euroraum, saisonbereinigt
Quelle: Thomson Reuters Datastream
-4,0
-2,0
0,0
2,0
4,0
-02
-01
00
01
02
03
07/13 01/14 07/14 01/15 07/15
Verbraucher- undErzeugerpreise
Euroraum, in % gg. Vorjahr
Kerninflation*
Erzeugerpreise (rechte Skala)
Verbraucherpreise
*ohne Energie undunbearbeitete Lebensmittel
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07/13 01/14 07/14 01/15 07/15
Aufträge und Produktion
Euroraum, saisonbereinigt
Produktion
Aufträge (rechte Skala)*
*Order-Indikator der EU-Kommission
Deutsche Konjunktur
14
SVR fordert stärkere Zukunftsorientierung
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) hat
am 11. November sein neues Jahresgutachten ver-
öffentlicht. Die Mitglieder des Rates sprechen sich
in dem Gutachten dafür aus, die Zukunftsfähigkeit
der deutschen Volkswirtschaft stärker in den Fo-
kus der Wirtschaftspolitik zu rücken. In Hinblick auf
die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands geht
der SVR davon aus, dass der Anstieg des preis-
bereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) in 2016
mit 1,6 % ähnlich stark ausfallen wird wie im lau-
fenden Jahr mit prognostizierten 1,7 %. Der BVR
teilt die Wachstumseinschätzung des SVR im We-
sentlichen. Die nächste Konjunkturprognose des
BVR wird voraussichtlich Mitte Dezember veröf-
fentlicht.
Zuletzt, im dritten Quartal, legten das deutsche
BIP mit einer Verlaufsrate von 0,3 % zu. Die Kon-
junkturdynamik hat sich damit gegenüber dem
zweiten Quartal (+0,4 %) etwas verlangsamt.
Die Wachstumsimpulse gingen im Sommerquartal
hauptsächlich von den privaten und staatlichen
Konsumausgaben aus. Diese legten angesichts der
günstigen Arbeitsmarkt- und Einkommensent-
wicklung bzw. der Ausgaben für Flüchtlinge merk-
lich zu (+0,6 % bzw. +1,3 %). Die Ausrüstungs-
und Bauinvestitionen sind hingegen etwas zurück-
gegangen (-0,8 % bzw. -0,3 %) und haben für sich
betrachtet das gesamtwirtschaftliche Wachstum
um 0,1 Prozentpunkte vermindert. Auch der Au-
ßenhandel dämpfte, da der Anstieg der Importe
(+1,1 %) den nur leichten Exportzuwachs (+0,2 %)
deutlich übertraf. Der Außenbeitrag hat den BIP-
Anstieg um 0,4 Prozentpunkte vermindert.
Industriedaten erneut enttäuschend
Die durch den hohen Stand wichtiger Stimmungs-
indikatoren genährte Erwartung auf eine Bele-
BVR
RWI
GD; REGDIW
IMK
SVR
KOM
IMF
1,0
1,5
2,0
2,5
Aug 15 Sep 15 Okt 15 Nov 15
Bbk - Deutsche Bundesbank
DIW - Deutsches Institut für
Wirtschaftsforschung, Berlin
GD - Gemeinschaftsdiagnose
(Frühjahrs- bzw. Herbstprognose)
HWWI - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut
ifo - Institut für Wirtschaftsforschung,
München
IfW - Institut für Weltwirtschaft, Kiel
IMF - Internationaler Währungsfonds
IMK - Institut für Makroökonomie und
Konjunkturforschung, Düsseldorf
IW - Institut der deutschen Wirtschaft, Köln
IWH - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle
KOM - Europäische Kommission
OECD - Organisation für Wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung
REG - Bundesregierung
RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für
Wirtschaftsforschung, Essen
SVR - Sachverständigenrat
Quelle: BVR
OECD
IfW
HWWI; IWH
OECD
IW
Konjunktur 2016 - Prognosen für Deutschland
preisbereinigt, Jahreswachstumsratedes BIP in %
Deutsche Konjunktur
15
bung der Industriekonjunktur hat sich im Septem-
ber abermals nicht erfüllt. Wie das Statistische
Bundesamt mitteilte, gab die Industrieproduktion
gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und
saisonbereinigt um 1,4 % nach. Zuvor, im August,
war der Ausstoß ebenfalls zurückgegangen
(-0,6 %). Auch der industrielle Auftragseingang
sank im September (-1,7 %), nachdem er bereits
im August merklich nachgegeben hatte (-1,8 %).
Für den Rückgang waren in erster Linie die Aus-
landsorders (-2,4 %) verantwortlich. Die inländi-
schen Bestellungen (-0,6 %) blieb hingegen ver-
gleichsweise robust. Im gesamten dritten Quartal
gaben die Aufträge um 2,8 % nach, wobei leich-
ten Bestellzuwächsen aus dem Inland (+0,3 %)
und dem Euroraum (+0,9 %) einem deutlichen
Nachfragerückgang aus dem Nicht-Euroraum
(-8,6 %) gegenüberstanden. Der Auftragsschwund
kann als weiteres Indiz dafür gesehen werden,
dass die schwächere Gangart in den Schwellenlän-
dern allmählich auf die wirtschaftliche Entwick-
lung Deutschlands durchschlägt. Darauf deuten
auch die Außenhandelsdaten hin. Zwar sind die
Exporte der deutschen Wirtschaft im September
gegenüber dem Vormonat kalender- und saison-
bereinigt um 2,6 % gestiegen. Damit konnte aller-
dings der kräftige Rückgang vom August (-5,2 %)
nur bedingt kompensiert werden. Die Einfuhren
legten nach einem Rückgang von 3,2 % im Vor-
monat zuletzt um 3,6 % zu.
Konjunkturerwartungen hellen sich auf
Trotz der Terroranschläge von Paris und der
Wachstumsabschwächung in den Schwellländern
70
80
90
100
110
07/13 01/14 07/14 01/15 07/15
Außenhandel
in Mrd. Euro, saisonbereinigt
Ausfuhren
Einfuhren
Quelle: Thomson Reuters Datastream
90
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07/13 01/14 07/14 01/15 07/15
Aufträge
2010=100, preis-und saisonbereinigt
Aufträge aus dem Inland
Aufträge aus dem Ausland
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07/13 01/14 07/14 01/15 07/15
Produktion
2010=100, preis-und saisonbereinigt
Baugewerbe
Industrie
Deutsche Konjunktur
16
haben sich die ZEW-Konjunkturerwartungen für
Deutschland im November sichtlich verbessert.
Der anhand einer regelmäßigen Umfrage unter
Finanzmarktexperten ermittelte Stimmungsindi-
kator stieg um 8,5 Punkte auf einen Stand von
10,4 Punkten, nachdem er zuvor sieben Monate in
Folge zurückgegangen war. Stimmungsaufhellend
dürften unter anderem guten US-Konjunkturda-
ten und der weitere Rückgang des Euro-Wechsel-
kurses gewirkt haben. Der ifo Geschäftsklimaindex
für die gewerbliche Wirtschaft legte im November
ebenfalls zu. Er ist gegenüber dem Vormonat um
0,8 Punkte auf 109,0 Punkte gestiegen. Für die
Aufhellung des Geschäftsklimas waren sowohl
seine Lage- als auch seine Erwartungskomponente
verantwortlich. So haben die befragten Unterneh-
men ihre aktuelle Situation etwas günstiger und
ihre Erwartungen für die nahe Zukunft insgesamt
optimistischer beurteilt als zuvor. Alles in allem las-
sen die jüngsten Umfrageergebnisse für die nächs-
ten Monate eine Fortsetzung des robusten Kon-
junkturaufschwungs in Deutschland erwarten.
Inflationsrate zieht etwas an
Wie bereits auf den ersten Seiten dieser Ausgabe
von „Volkswirtschaft special“ erwähnt, ist die Infla-
tionsrate Deutschlands zuletzt etwas gestiegen.
Gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) hat sie
sich von 0,0 % im September auf 0,3 % im Okto-
ber erhöht. Zum Anstieg der Gesamtraten trugen
die Energiepreise bei, die zuletzt weniger stark zu-
rückgingen als zuvor (-8,6 % gegenüber -9,3 %).
Zudem hat sich der Preisanstieg bei Dienstleistun-
gen und Nahrungsmittel moderat beschleunigt.
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
07/13 01/14 07/14 01/15 07/15
Verbraucher
Unternehmen
Insolvenzen
Monatliche Fallzahlen
Quelle: Thomson Reuters Datastream
-10
-8
-6
-4
-2
0
2
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-1
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1
2
3
4
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07/13 01/14 07/14 01/15 07/15
Verbraucherpreise
Kerninflation*
Erzeugerpreise (rechte Skala)
Verbraucher- undErzeugerpreise
gg. Vorjahr in %
*ohne Energie undLebensmittel
95
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-20
0
20
40
60
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07/13 01/14 07/14 01/15 07/15
Wirtschaftliche Einschätzung
saisonbereinigt
ZEW-Konjunkturerwartungen
ifo Geschäftsklimaindex*
*rechte Skala, 2010=100
Deutsche Konjunktur
17
Bei den Erzeugerpreisen gewerblicher Produkte
hält der Abwärtstrend an. Der Erzeugerpreisindex
lag im Oktober um 2,3 % unter seinem Vorjahres-
stand.
Weniger Insolvenzen
Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen ist in
Deutschland im August gegenüber dem Vorjah-
resmonat um deutliche 9,7 % auf 1.807 Fälle ge-
sunken. Zuvor, im Juni und Juli, waren die Firmen-
pleiten allerdings – entgegen dem langjährigen
Abwärtstrend – mit Jahresraten von 11,2 % bzw.
3,6 % gestiegen. Die Zahl der Verbraucherinsol-
venzen gab im August ebenfalls nach. Sie hat sich
um 4,4 % auf 6.150 vermindert. In den nächsten
Monaten ist angesichts der nach wie vor günsti-
gen strukturellen und konjunkturellen Rahmenbe-
dingungen mit einer weiteren Entspannung des
Insolvenzgeschehens zu rechnen.
Arbeitslosenzahl auf dem niedrigsten Stand seit
1991
Befördert von der guten Konjunktur und der all-
gemeinen Herbstbelebung ist die Arbeitslosenzahl
in Deutschland im Oktober auf den niedrigsten
Stand seit November 1991 gesunken. Bei der Bun-
desagentur für Arbeit (BA) waren 2,649 Mio. ar-
beitslose Menschen registriert. Die Arbeitslosen-
zahl ist somit gegenüber September um 59.000
Personen zurückgegangen. In saisonbereinigter
Rechnung gab sie leicht um 5.000 nach. Die Ar-
beitslosenquote verharrte im Oktober saisonberei-
nigt bei 6,4 %.
In den Angaben zur Erwerbstätigkeit hielt die
Aufwärtsbewegung an. Die saisonbereinigte Er-
werbstätigenzahl ist im September gegenüber
dem Vormonat um 50.000 Menschen gestiegen.
Im Vorjahresvergleich legte sie um 381.000 auf
43,40 Mio. zu. Auch bei der sozialversicherungs-
pflichtigen Beschäftigung setzte sich der Anstieg
fort. Die Beschäftigtenzahl nahm zuletzt, im Au-
gust, gegenüber dem Vorjahr um kräftige 691.000
auf 31,00 Mio. Menschen zu. Für die nahe Zukunft
lässt die hohe Arbeitskräftenachfrage einen wei-
teren Beschäftigungsaufbau erwarten. So waren
im Oktober bei der BA 612.000 offene Arbeitsstel-
len gemeldet und damit 95.000 mehr als im Vor-
jahresmonat.
42.100
42.300
42.500
42.700
42.900
43.100
43.300
6,0
6,5
7,0
7,5
07/13 01/14 07/14 01/15 07/15
Erwerbstätige u. Arbeitslosenquote
in Tsd., saisonbereinigt
Arbeitslosenquote
Erwerbstätige*
*rechte Skala
Quelle: Thomson Reuters Datastream

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Volkswirtschaft Special: Phase niedriger Inflationsraten läuft aus, keine weitere geldpolitische Lockerung notwendig

  • 1. ggg Nr. 13 / 25.11.2015 Volkswirtschaft special Meinungen, Analysen, FaktenMeinungen, Analysen, Fakten Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/ Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00 Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.bvr.de · volkswirtschaft@bvr.de Ab 01.01.2016 nur noch online erhältlich. Anmeldung zum Newsletter: www.bvr.de/Publikationen/ Konjunkturberichte Phase niedriger Inflationsraten läuft aus, keine weitere geldpolitische Lockerung notwendig - Der Verfall der Energiepreise hat die deutsche Inflationsrate im bisherigen Verlauf des Jahres 2015 merklich gedämpft. Sie ist zu Jahresbeginn sogar vorübergehend unter die Null-Prozent- Marke gesunken. Andererseits sind die Dienstleistungspreise weiterhin aufwärtsgerichtet. - In naher Zukunft dürfte die entlastende Wirkung der Energiepreise auslaufen und zu einem stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise führen. Schätzungen des BVR zufolge, ist die Wahr- scheinlichkeit, dass die Inflationsrate erneut unter die Null-Prozent-Marken sinken wird, in den nächsten Quartalen gering. - Der BVR geht ebenso wie andere Institutionen davon aus, dass die deutsche Inflationsrate von etwa 0,2 % in 2015 auf rund 1 % in 2016 steigen wird. Auch im Euroraum als Ganzes ist mit ei- ner höheren Inflationsrate zu rechnen. - Vor dem Hintergrund der aufwärtsgerichteten Inflationsaussichten ist die Europäische Zentral- bank (EZB) gefordert ihren geldpolitischen Kurs zu überdenken. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik, wie sie von mehreren Mitgliedern des EZB-Rats für die nächste Sitzung am 3. De- zember in Aussicht gestellt wurde, passt nicht zur sich bessernden Wirtschaftslage im Euroraum. Stattdessen sollte sich die EZB nach dem Auslaufen des Anleihekaufprogramms im September 2016 auf einen schrittweisen Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik vorbereiten.
  • 2. Meinung 2 Phase niedriger Inflationsraten läuft aus, keine weitere geldpolitische Lockerung notwendig Der Auftrieb bei den deutschen Verbraucherprei- sen wird in naher Zukunft voraussichtlich etwas an Fahrt aufnehmen. Schätzungen des BVR und ande- rer Institutionen legen nahe, dass die Inflationsrate von etwa 0,2 % in 2015 auf rund 1 % in 2016 stei- gen wird. Treibender Faktor für den Anstieg dürf- ten die Energiepreise sein, deren entlastende Wir- kung allmählich auslaufen wird. Auch im Euroraum als Ganzes ist im Zuge der sich abzeichnenden Sta- bilisierung der Energiepreise mit einer höheren In- flationsrate zu rechnen. Energiepreise treiben die Inflationsrate 2015 nach unten Die Entwicklung der Inflationsrate Deutschlands glich im Verlauf des Jahres 2015 zunächst einer Berg- und dann einer Talfahrt (Abbildung 1). Im Januar war die Teuerungsrate erstmals seit Sep- tember 2009 leicht unter die Null-Prozent-Marke gesunken. Der amtliche Verbraucherpreisindex lag um 0,3 % unter seinem Vorjahreswert. Maßgeblich hierfür waren in erster Linie die Energiepreise, die sich um 9,0 % verbilligten. Sie waren bereits in den Vormonaten in Folge des Preisverfalls bei Rohöl deutlich zurückgegangen. So hatte sich der Ölpreis für die Nordsee-Sorte Brent von rund 100 US- Dollar je Barrel im Sommer 2014 auf rund 50 US- Dollar zur Jahreswende 2014/2015 in etwa hal- biert. Zur negativen Inflationsrate im Januar trugen aber auch die Nahrungsmittelpreise bei, die um 1,3 % nachgaben. In anderen Bereichen waren al- lerdings, entgegen dem allgemeinen Trend, leichte Preisanhebungen zu verzeichnen. Dies gilt insbe- sondere für die Dienstleistungspreise, die zu Jahres- beginn um 1,3 % zulegten und damit die Inflations- rate rechnerisch um rund 0,7 Prozentpunkte er- höhten. Für den Anstieg der Dienstleistungspreise waren vor allem die Wohnungsmieten verantwort- lich, die im Januar um 1,3 % teurer wurden. Dar- über hinaus wirkte sich die Einführung des allge- meinen gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro je Stunde preissteigernd aus. So mussten die Ver- braucher beispielsweise für Taxifahrten (+7,9 %) und Haushaltshilfen (+3,6 %) deutlich mehr auf- wenden als im Vorjahresmonat. Das Muster rückläufiger Energie- und steigender Dienstleistungspreise setzte sich in den darauffol- genden Monaten fort. Allerdings hatte sich der Preisrückgang bei Haushaltsenergie und Kraftstof- fen zur Jahresmitte zwischenzeitlich merklich abge- schwächt und zusammen mit einer leichten Erhö- hung der Preise für Nahrungsmittel und sonstige Waren zu einem Anstieg der Inflationsrate geführt. Die Inflationsrate war im Mai vorübergehend auf 0,7 % gestiegen. In den Folgemonaten gaben die Energiepreise aber wieder stärker nach, was zur Konsequenz hatte, dass die Inflationsrate im Sep- tember auf 0,0 % sank. Zuletzt, im Oktober, lag der Gesamtindex um 0,3 % über seinem Vorjahres- stand. Weitgehend parallel zur Entwicklung in Deutschland wurde die Inflationsrate des Eu- roraums im bisherigen Verlauf von 2015 ebenfalls stark durch die Energiepreise nach unten getrie-
  • 3. Meinung 3 ben. Gemessen am Harmonisierten Verbraucher- preiseindex ist sie jüngst von -0,1 % im September auf +0,1 % im Oktober gestiegen. Nun stellt sich die Frage, wie sich die Inflationsrate Deutschlands in den nächsten Monaten entwickeln wird. Ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen oder könnte es nochmals zu einem Rückgang kom- men? Wäre auch ein Abgleiten in eine Deflation denkbar, das heißt das Eintreten in eine Phase deutlicher breit angelegter und länger andauern- der Preisrückgänge? Deflation in naher Zukunft wenig wahrschein- lich Hinweise zur Beantwortung dieser Frage können einem Ansatz entnommen werden, der bereits seit einigen Jahren vom BVR zur Abschätzung der kurzfristigen Entwicklung der Inflationsrate Deutschlands verwendet wird. Der Ansatz beruht auf der Kombination verschiedener Prognosewerte von VAR-Modellen. Bei diesen Modellen werden die einbezogenen Variablen im Allgemeinen durch verzögerte eigene Werte und verzögerte Werte einer oder mehrerer anderer Variablen sowie eine Konstante und einen Störterm fortgeschrieben. Sie zeichnen sich gegenüber alternativen Ansätzen dadurch aus, dass sie keine Informationen aus dem Prognosezeitraum benötigen, da alle Variablen in- nerhalb des Modells bestimmt werden. Von Nach- teil ist, dass diese Modelle lediglich die Zusammen- hänge der Vergangenheit reflektieren und daher bei möglichen Strukturbrüchen in die Irre führen können. Konkret werden neben dem Verbraucherpreisin- dex auch der Erzeugerpreisindex, ein Lohnstück- kostenindex, ein Kapitalmarktzins und der Brent- Ölpreis einbezogen. Verschiedene Tests legen nahe, dass diese Variablen zur Prognose der Ver- braucherpreis-Entwicklung nützlich sind. Mit den -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober Energie Nahrungsmittel Sonstige Waren Dienstleistungen Gesamtentwicklung Inflationsrateim bisherigenVerlauf von2015 durch Energiepreise gedämpft Veränderungdes deutschen Verbraucherpreisindexes zum Vorjahresmonat und Beiträge verschiedener Teilindizes zur Gesamtentwicklung Quelle: Destatis Abbildung 1
  • 4. Meinung 4 fünf Variablen lassen sich 15 verschiedene VAR- Modelle erstellen, die jeweils zwei, drei, vier oder fünf Variablen vereinen. Der hier verwendete Kombinations-Ansatz besteht darin, die Prognose- werte der 15 Modelle in Form einer einfachen Durchschnittsbildung (Arithmetisches Mittel) zu- sammenzufassen. Diese Form der Durchschnittsbil- dung hat sich in der einschlägigen Literatur vielfach als beste Kombinationsstrategie erwiesen. Die Ergebnisse der VAR-Prognose-Kombination werden in der Abbildung 2 gezeigt. Demnach zeichnet sich für die nahe Zukunft keine Deflati- onstendenz, sondern vielmehr ein moderater Preis- anstieg ab. Ein Herabsinken der Inflationsrate unter die Null-Prozent-Marke wird kaum prognostiziert. Lediglich für das laufende vierte Quartal lassen 2 der 15 VAR-Modelle einen negativen Wert er- warten. Für 2016 befinden sich alle Prognosewerte im positiven Bereich. Dies lässt sich so interpretie- ren, dass die Wahrscheinlichkeit eines Rückgangs der Verbraucherpreise im laufenden Quartal bei niedrigen 13,3 % (2/15) und in den darauffolgen- den Quartalen bei 0 % liegt. Prognosen lassen für 2016 höheren Preisanstieg erwarten Gemäß dem Kombinations-Ansatz dürfte der Auf- trieb bei den Verbraucherpreisen in 2016 mehr und mehr an Dynamik gewinnen. Dem Mittelwert der Modellprognose zufolge wird die Inflationsrate kontinuierlich von 0,2 % im vierten Quartal 2015 auf 1,0 % im vierten Quartal 2016 steigen. In der Abbildung 2 ist auch zu erkennen, dass die Streu- ung und damit die allgemeine Unsicherheit der In- flations-Prognosewerte im Zeitablauf zunehmen. So befinden sich die Prognosen für das vierte Quartal 2015 in einer vergleichsweise engen Band- weite zwischen -0,1 % und +0,4 %. Die Werte für das vierte Quartal 2016 weisen hingegen eine deutlich größere Spanne von 0,4 % bis 1,7 % auf. Mittelwert der Modellprognosen -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Q1-2014 Q2-2014 Q3-2014 Q4-2014 Q1-2015 Q2-2015 Q3-2015 Q4-2015 Q1-2016 Q2-2016 Q3-2016 Q4-2016 Quelle: Destatis, abdem 4. Quartal 2015: Prognose des BVR Prognosemodellelegenleichten Anstiegder Inflationsratenahe Veränderungdesdeutschen Verbraucherpreisindexes zum Vorjahresquartal in Prozent Abbildung 2
  • 5. Meinung 5 Die prognostizierte Entwicklung der Erzeuger- preise, der Lohnstückkosten, des Kapitalmarktzin- ses und des Ölpreises kann hier aus Platzgründen nicht gezeigt werden. Es sei jedoch darauf hinge- wiesen, dass die VAR-Modelle in Hinblick auf die Entwicklung des Ölpreises im Mittel einen modera- ten Anstieg von rund 50 US-Dollar je Barrel im drit- ten Quartal 2015 auf etwa 60 US-Dollar im Jahres- endquartal 2016 nahelegen. Diese Prognose steht im Einklang mit der jüngsten Einschätzung der In- ternationalen Energieagentur (IEA). Die IEA geht in ihrem aktuellen Welt-Energie-Ausblick zwar davon aus, dass es unter anderem wegen sinkender Inves- titionen in die Förderung zu einer Erholung des Öl- preises kommen wird. Der Anstieg dürfte jedoch nur langsam erfolgen. Im zentralen Szenario des Ausblicks ist für das Jahr 2020 ein Ölpreis von 80 US-Dollar eingestellt. Die Inflationsrate Deutschlands wird sich den VAR- Kombinations-Ansatz zufolge von 0,2 % im Jahres- durchschnitt 2015 auf rund 1 % im Durchschnitt des Jahres 2016 erhöhen. Nicht nur der BVR auch anderen Institutionen halten einen Anstieg der In- flationsraten von derzeit nahe 0 % auf etwa 1 % im Jahresdurchschnitt 2016 für möglich. Wie aus der Abbildung 3 hervorgeht, befinden sich die Prognosen für das kommende Jahr derzeit über- wiegend in einem Intervall, das sich von 0,8 % bis 1,4 % erstreckt. Dies gilt sowohl für Prognosen der deutschen Inflationsrate, basierend auf dem Ver- braucherpreiseindex (VPI) oder dem Harmonisier- ten Verbraucherpreisindex (HVPI), als auch für Prognosen der Inflationsrate des Euroraums. Keine weitere geldpoltischte Lockerung nötig Vieles spricht somit aktuell dafür, dass die Phase niedriger Inflationsraten in Deutschland und im Eu- roraum in naher Zukunft auslaufen wird. Die EZB sollte daher kritisch prüfen, inwieweit die in Aus- sicht gestellte Erhöhung des geldpolitischen Expan- DIW HWWI IWH OECDIfW; IWH IfW; RWI KOM; OECD;KOM 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 Sep 15 Okt 15 Nov 15 Prognosewerte für Deutschland Prognosewerte für den Euroraum DIW - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin GD - Gemeinschaftsdiagnose (Herbstprognose) HWWI - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut IfW - Institut für Weltwirtschaft, Kiel IMF - Internationaler Währungsfonds IMK - Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung, Düsseldorf IW - Institut der deutschen Wirtschaft, Köln IWH - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle KOM - Europäische Kommission OECD - Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung REG - Bundesregierung RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen SVR - Sachverständigenrat Quelle: BVR DIW IMK GD; IMF Inflation 2016 - Prognosenfür Deutschland und denEuroraum Jahreswachstumsrateder Verbraucherpreisindizes in Prozent IMF; IMK GD; REG Abbildung 3 IW SVR
  • 6. Meinung 6 sionsgrades sachgerecht und notwendig ist. So hatte EZB-Präsident Mario Draghi im Anschluss an die letzte geldpolitische Sitzung des Zentralbankra- tes vom 24. Oktober die Bereitschaft der Noten- bank bekräftigt, die Geldpolitik erneut zu lockern, wenn es das makroökonomische Umfeld erforder- lich machen sollte. Draghi kündigte an, dass der EZB-Rat auf seiner nächsten Sitzung am 3. Dezem- ber darüber entscheiden werde, ob und inwieweit die Zentralbank die geldpolitischen Zügel noch etwas weiter lockern werde. Zudem hat EZB-Chef- volkswirt Peter Praet jüngst auf einer Konferenz in Frankfurt das Versprechen der Notenbank un- termauert, alles zu tun, um das Inflationsziel von knapp 2 % zu erreichen. Diskutiert werden mo- mentan eine weitere Senkung des Einlagenzinssat- zes und/oder eine Ausweitung des EZB- Anleihekaufprogramms. Angesichts der sich im Euroraum abzeichnenden allmählichen Normalisierung der Inflationsrate und der Belebung der Konjunktur ist eine weitere Lo- ckerung der Geldpolitik derzeit nicht angemessen. Stattdessen sollte sich die EZB nach dem Auslaufen des Anleihekaufprogramms im September 2016 auf einen schrittweisen Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik vorbereiten. Autor: Dr. Gerit Vogt Mail: g.vogt@bvr.de
  • 7. Geldpolitik und Geldmarkt 7 EZB könnte Geldpolitik weiter lockern Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte auf ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung am 3. Dezember ihren geldpolitischen Kurs noch einmal lockern. Möglich wären dabei eine Ausweitung bzw. Ver- längerung ihres aktuellen Anleihekaufprogramms und/oder eine Senkung des Einlagezinssatzes. Die Einlagenfazilität bei der EZB liegt aktuell bereits bei -0,20 %. Sowohl EZB-Präsident Mario Draghi als auch EZB- Chefvolkswirt, Peter Praet, ließen im November mehrmals durchblicken, dass sie einer weiteren Lockerung der europäischen Geldpolitik offen ge- genüber stehen, sollte dies das makroökonomische Umfeld erforderlich machen. So wies Praet unter anderem in einer Rede auf den dämpfenden Effekt des sinkenden Ölpreises auf die Kerninflationsrate hin. In diesem Zusammenhang sprach er von der Gefahr klassischer Zweitrundeneffekte. Draghi sagte bei einer Anhörung vor dem Europaparla- ment in Brüssel, dass die konjunkturellen Risiken im Euroraum sichtbar seien. Die Notenbank stünde bereit ihre Geldpolitik gegebenenfalls zu lockern. Schließlich ging Ende November aus dem Protokoll der Oktober-Sitzung des EZB-Rates hervor, dass die Mehrheit im Rat die Abwärtsrisiken beim Inflati- onsausblick sehr ernst nehme. Auch das Risiko ei- nes Abrutschens in die Deflation wurde dabei be- tont. Gegenwind kam hingegen von deutscher Seite. So sprach EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger einer Ausweitung der geldpoliti- schen Maßnahmen der EZB die Notwendigkeit ab. BVR Zins-Tacho: Inflationsdruck moderat Der BVR Zins-Tacho signalisiert weiterhin einen moderaten Inflationsdruck für den Euroraum. Auf ein höheres Deflationsrisiko weist der Tacho nicht hin. So liegt das Barometer zur Messung des mit- telfristigen Inflationsdrucks im Währungsraum mit Sep 15 Okt 15 Nov 15 BVR Zins-Tacho 48 49 49 Konjunktur (50 %) 57 58 59 Preise/Kosten (40 %) 37 38 37 Liquidität (10 %) 46 47 47 BVR Zins-Tacho Der BVR Zins-Tacho ist ein Indikator für die Inflationsrisiken im Euroraum. Ein Anstieg des BVR Zins-Tachos zeigt steigende, eine Abnahme sinkende Inflationsrisiken an. Eine detaillierte Beschreibung des BVR Zinstachos befindet sich im BVR Volkswirtschaft special Nr. 13/2007 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 99 01 03 05 07 09 11 13 15 BVR Zins-Tacho EZB-Leitzins in % (rechte Skala) 0 10 20 30 40 60 70 80 90 100 50
  • 8. Geldpolitik und Geldmarkt 8 aktuell 49 Punkten 3 Punkte höher als vor einem Jahr. Im Vergleich zu den Monaten September und Oktober verzeichnet der Tacho einen leichten An- stieg. Im September hatte das Barometer noch bei 48 Punkten gelegen. Einen Anstieg in den vergan- genen zwei Monaten verzeichnete vor allem der Konjunkturindikator des Tachos. Er zeichnete damit das bessere konjunkturelle Umfeld nach. Von der Preis- und Kostenseite ging angesichts der niedri- gen Ölpreise ein geringerer Preisdruck aus. Der Li- quiditätsindikator blieb im Monatsvergleich wei- testgehend unverändert. Geldmarktzinsen gehen zurück Die Zinsen für Termingeschäfte auf dem europäi- schen Geldmarkt sind im November sichtbar zu- rückgegangen. Ausschlaggebend hierfür waren zunehmende Spekulationen an den Finanzmärkten auf eine weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik im kommenden Monat. Mittlerweile erwartet die Mehrheit der Geldmarktakteure, dass der EZB-Rat im kommenden Monat die ohnehin bereits ausge- sprochen expansive Geldpolitik weiter lockern werde. Der 3-Monats-Euribor notierte zum Ende des Monats bei rund -0,10 %. Das waren 3 Basis- punkte weniger als zum Vormonatsultimo. Der 12-Monats-Euribor fiel im gleichen Zeitraum um 5 Basispunkte auf 0,06 %. Der Tagegeldsatz EONIA lag in den ersten dreieinhalb Novemberwochen durchschnittlich bei -0,14 % und damit ähnlich hoch wie im Oktober. -0,5 0,0 0,5 N D J F M A M J J A S O N Wichtige Zinsen im Euroraum Zinssätze in % Spitzenrefinanzierungssatz Tagesgeld(EONIA) Hauptrefinanzierungssatz Einlagenfazilität -0,5 0,0 0,5 1,0 N D J F M A M J J A S O N Quelle: Thomson Reuters Datastream Geld- und Kapitalmarkt Zinssätze in % Umlaufsrendite EZB-Hauptrefinanzierungssatz 3-Monatsgeld 0,00 0,25 0,50 N D J F M A M J J A S O N Notenbankzinseninternational in % Japan** USA* Eurozone *Die Federal Reserve hat seit 16.12.2008einen Zielbereich von 0-0,25 % für die Federal Funds Target Rate festge- setzt. **Die Bank of Japan hat seit 19.12.2008 ein Tages- geld-Zielbereich von rund 0,1 % festgesetzt.
  • 9. Rentenmarkt 9 Deutliche Renditerückgänge bei Staatsanleihen Der Verlauf der Bundesanleiherenditen ähnelte im November einer Achterbahnfahrt. Nachdem eine zurückhaltende Nachfrage nach Bundespapieren zu Monatsbeginn zunächst zu einem deutlichen Anstieg der Renditen geführt hatte, erhöhte sich das Interesse an bundesdeutschen Staatspapieren im weiteren Monatsverlauf deutlich. Die gestie- gene Nachfrage ließ die Renditen nach Bundes- wertpapieren deutlich zurückgehen. Ausschlagge- bend hierfür waren Spekulationen auf eine weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik. Von den Terroran- schlägen in Paris und der gestiegenen Terrorgefahr in ganz Europa ging hingegen nur ein moderater Abwärtsdruck aus. Erst am Ende des Monats kam es bei längeren Laufzeiten zu einer leichten Gegen- bewegung im Zuge guter Konjunkturdaten aus dem Euroraum. Die Rendite zehnjähriger Bundes- anleihen notierte am 24. November bei 0,51 %. Das war 1 Basispunkt weniger als zum Vormonatsul- timo. Die Umlaufsrendite pendelte sich hingegen zum gleichen Zeitpunkt bei 0,34 % und lag damit 2 Basispunkte unterhalb ihres Vormonatsendwer- tes. Renditetreiber zu Monatsbeginn waren geld- politische Erwartungen in den USA. Nachdem aus Notenbankkreisen die Hinweise auf eine US- Zinswende im Dezember zugenommen hatten, passten viele Investoren ihre Erwartungen an. Mitt- lerweile geht die Mehrheit der Anleger von einem positiven Zinsschritt im Dezember aus. US-Staats- anleihen waren daraufhin weniger gefragt. Zehn- jährige US-Treasuries stiegen im November um 9 Basispunkte auf 2,24 %. 0,0 1,0 2,0 3,0 N D J F M A M J J A S O N Quelle: Thomson Reuters Datastream Ausgewählte Staatsanleihen desEuroraums Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit Spanien Frankreich Italien 0,0 1,0 2,0 3,0 N D J F M A M J J A S O N Bedeutende Benchmarkanleihen Renditen in %, Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit USA Deutschland Japan 0,25 0,50 0,75 1,00 1,25 1,50 N D J F M A M J J A S O N Zinsstruktur am Rentenmarkt SpreadBundesanleihen mit Restlaufzeiten 10/1 Jahr, in %
  • 10. Devisenmarkt 10 Euro im Sinkflug Der geldpolitische Ausblick dies- wie jenseits des Atlantiks war Taktgeber an den Devisenmärkten im November. Das zu erwartende Auseinanderdrif- ten der geldpolitischen Pfade in den USA und dem Euroraum belastete die europäische Gemein- schaftswährung. Während sich die Fed nach und nach von ihrer expansiven Geldpolitik verabschie- det, könnte die EZB in den kommenden Wochen wohl einen noch expansiveren Kurs einschlagen. Die US-Zinswende nimmt in den USA immer deutli- chere Formen an. Die Mitglieder des Offenmarkt- ausschusses der Federal Reserve John Williams und James Bullard sprachen sich Mitte des Monats da- für aus, dass die US-Notenbank im Dezember ihren Leitzins erhöhen sollte. Zu Beginn des Monats hatte US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen Yellen bei einer Anhörung vor dem Repräsentantenhaus noch einmal die Möglichkeit einer Zinserhöhung im Dezember unterstrichen. Gleichwohl betonte sie später bei einer Konferenz in Washington, dass zinspolitische Entscheidungen nicht voreilig getrof- fen werden dürften. Es bleibt damit ein Funken Unsicherheit, ob es wirklich zur Zinswende in den USA im Dezember kommen wird. Die Terrorakte in Paris sowie die über die gesamte Woche anhaltend hohe Terrorgefahr in europäischen Städten belas- teten den Euro nur am Rande. Im Monatsverlauf verlor die europäische Gemeinschaftswährung ge- genüber dem US-Dollar rund 4 US-Cent. Am 24. November notierte der Euro-Dollar Kurs bei 1,06 US-Dollar. 85 90 95 100 105 O N D J F M A M J J A S O Effektiver Wechselkurs desEuro* in EUR, Quartal 1, 1999 = 100 *Nominale Wertentwicklungdes Eurogegenüber den 19 wichtigsten Handelspartnern des Euroraums. Eine Bewe- gung nach oben entspricht einer Aufwertungdes Euro Quelle: Thomson Reuters Datastream 120 130 140 150 160 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 N D J F M A M J J A S O N Euro-Wechselkurs (I) AusländerwährungproEuro US-Dollar Japanischer Yen (rechte Skala) 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 N D J F M A M J J A S O N Euro-Wechselkurs (II) Auslandswährungpro Euro Schweizer Franken Britisches Pfund
  • 11. Aktienmarkt 11 Dax leicht im Plus An den Aktienmärkten hatten im November zu- nächst Konjunkturdaten den Takt angegeben. Ins- besondere die vielversprechende Entwicklung der US-Wirtschaft sorgte für ein Kursplus dies- wie jenseits des Atlantiks. Die höhere Wahrscheinlich- keit einer Zinserhöhung in den USA im Dezember fand dabei weniger Beachtung. Insbesondere nach einem positiven Arbeitsmarktbericht steht die Tür für eine erste Zinserhöhung der Fed noch in die- sem Jahr weiter denn je offen. Für eine positive Überraschung sorgte auch der ISM Einkaufsmana- gerindex für den US- Dienstleistungssektor. Im Ok- tober stieg er deutlich auf 59,1 Punkte und deu- tete damit auf eine kräftige konjunkturelle Bele- bung in den USA hin. Zur Monatsmitte kam es im Zuge von Gewinnmit- nahmen und der Terroranschläge in Paris zu sicht- baren Kursrückgängen, die die Aktienmärkte aber im weiteren Monatsverlauf wieder ausgleichen konnten. Ausschlaggebend hierfür war zum einen die Aussicht auf neue geldpolitische Stimuli aus Frankfurt. Zum anderen ließen gute Wirtschaftsda- ten aus den USA und Europa die Konjunkturhoff- nungen steigen. Im Vergleich zum Vormonatsul- timo legte der DAX um 0,8 % auf 10.934 Punkte zu. Der US-Leitindex gewann ebenfalls an Wert. Er stieg im gleichen Zeitraum um 0,8 % und notierte am 24. November bei 17.812 Punkten. 15.500 16.000 16.500 17.000 17.500 18.000 18.500 N D J F M A M J J A S O N Aktienmarkt USA Dow Jones, 40-/200-Tagesschnitt Quelle: Thomson Reuters Datastream 2.800 3.000 3.200 3.400 3.600 3.800 4.000 N D J F M A M J J A S O N Aktien im Euroraum Euro-Stoxx 50, 40-/200-Tagesschnitt 8.000 9.000 10.000 11.000 12.000 13.000 N D J F M A M J J A S O N Deutscher Aktienmarkt Dax, 40-/200-Tagesschnitt
  • 12. Eurokonjunktur 12 Wachstumsabschwächung im dritten Quartal Das gesamtwirtschaftliche Wachstum hat sich im Euroraum im Sommerquartal etwas abgeschwächt. Gemäß ersten amtlichen Schätzungen legte das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoin- landsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,3 % zu, nachdem es im zweiten Quartal noch um 0,4 % gestiegen war. Unter den großen Euro-Staa- ten wies Spanien mit 0,8 % erneut den stärksten Zuwachs auf. Das BIP der Euro-Schwergewichte Deutschland, Frankreich (jeweils +0,3 %) und Italien (+0,2 %) expandierte demgegenüber im Wesentli- chen im Gleichschritt mit der Gesamtentwicklung. In Griechenland ist die Wirtschaftsleistung hinge- gen erstmals seit dem vierten Quartal 2014 wieder zurückgegangen (-0,5 %), was offenbar aus der temporären Zuspitzung der Staatsschuldenkrise zur Jahresmitte resultierte. Für das gesamte Jahr 2015 lassen Prognosen einen BIP-Zuwachs von rund 1,5 % erwarten. Im kommenden Jahr ist mit einem etwas höheren Anstieg zu rechnen. So geht beispielswiese die EU-Kommission in ihrer neuen Herbstprognose davon aus, dass die Wirtschaftsleis- tung nach einem prognostizierten Anstieg um 1,6 % im laufenden Jahr in 2016 um 1,8 % steigen wird. Klimaindex stagniert im Wesentlichen Die wirtschaftliche Stimmung ist im Währungsraum zuletzt nahezu unverändert geblieben. Der Wirt- schaftsklimaindex legte im Oktober gegenüber dem Vormonat geringfügig um 0,3 Punkte auf 105,9 Punkte zu. Dabei stand einer Klimaverbesse- rung im Einzelhandel und im Baugewerbe eine - verschlechterung im Dienstleistungssektor (ohne Handel), in der Industrie und bei den Verbrauchern gegenüber. 1) Euroraum, in Punkten - Gewichtung: 40 % Industrievertrauen, 30 % Dienstleistungsvertrauen, 20 % Verbrauchervertrauen, 5 % Einzelhandelsvertrauen, 5 % Bauvertrauen 2) Saldo in Prozentpunkten (= Differenz aus positiven und negativen Antworten) Quelle: Thomson Reuters Datastream Wirtschaftsklima im Euroraum 60 70 80 90 100 110 120 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 -40 -30 -20 -10 0 10 20 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Gesamt1 Dienstleister2 Verbraucher2 Einzelhandel2 Bau2Industrie2 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15
  • 13. Eurokonjunktur 13 Industrieproduktion erneut gesunken Im September ist die Produktion der Industriebe- triebe in saisonbereinigter Rechnung abermals leicht zurückgegangen. Die Erzeugung fiel im Vor- monatsvergleich um 0,3 %, nachdem sie zuvor im August um 0,4 % gesunken war. In naher Zukunft ist allerdings mit einer Stabilisierung zu rechnen. Darauf deutet zumindest der Order-Indikator hin, der im Oktober um 0,7 Punkte auf -10,5 Punkte stieg. Inflationsrate weiter nahe bei 0 % Die Inflationsrate des Euroraums, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex, ist jüngst von -0,1 % im September auf +0,1 % im Oktober gestiegen. Wie bereits in den Vormonaten wurde die Gesamtentwicklung durch die Energiepreise gedämpfte. Energie hat sich im Oktober mit einer Jahresrate von -8,5 % ähnlich stark verbilligt wie im Vormonat (-8,9 %). Zur Entwicklung der Erzeuger- preise liegen noch keine Oktober-Werte vor. Im September war der Erzeugerpreisindex um 3,1 % gefallen. Rückgang der Arbeitslosigkeit hält an Der Abwärtstrend in der saisonbereinigen Arbeits- losenquote hat sich im September fortgesetzt. Nach Angaben von Eurostat ist die Quote gegen- über dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 10,8 % gesunken. Sie befindet sich damit auf dem niedrigsten Stand seit Januar 2012. 10,0 11,0 12,0 13,0 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Arbeitslosenquote Euroraum, saisonbereinigt Quelle: Thomson Reuters Datastream -4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 -02 -01 00 01 02 03 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Verbraucher- undErzeugerpreise Euroraum, in % gg. Vorjahr Kerninflation* Erzeugerpreise (rechte Skala) Verbraucherpreise *ohne Energie undunbearbeitete Lebensmittel -80 -60 -40 -20 0 20 90 100 110 120 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Aufträge und Produktion Euroraum, saisonbereinigt Produktion Aufträge (rechte Skala)* *Order-Indikator der EU-Kommission
  • 14. Deutsche Konjunktur 14 SVR fordert stärkere Zukunftsorientierung Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) hat am 11. November sein neues Jahresgutachten ver- öffentlicht. Die Mitglieder des Rates sprechen sich in dem Gutachten dafür aus, die Zukunftsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft stärker in den Fo- kus der Wirtschaftspolitik zu rücken. In Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands geht der SVR davon aus, dass der Anstieg des preis- bereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) in 2016 mit 1,6 % ähnlich stark ausfallen wird wie im lau- fenden Jahr mit prognostizierten 1,7 %. Der BVR teilt die Wachstumseinschätzung des SVR im We- sentlichen. Die nächste Konjunkturprognose des BVR wird voraussichtlich Mitte Dezember veröf- fentlicht. Zuletzt, im dritten Quartal, legten das deutsche BIP mit einer Verlaufsrate von 0,3 % zu. Die Kon- junkturdynamik hat sich damit gegenüber dem zweiten Quartal (+0,4 %) etwas verlangsamt. Die Wachstumsimpulse gingen im Sommerquartal hauptsächlich von den privaten und staatlichen Konsumausgaben aus. Diese legten angesichts der günstigen Arbeitsmarkt- und Einkommensent- wicklung bzw. der Ausgaben für Flüchtlinge merk- lich zu (+0,6 % bzw. +1,3 %). Die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen sind hingegen etwas zurück- gegangen (-0,8 % bzw. -0,3 %) und haben für sich betrachtet das gesamtwirtschaftliche Wachstum um 0,1 Prozentpunkte vermindert. Auch der Au- ßenhandel dämpfte, da der Anstieg der Importe (+1,1 %) den nur leichten Exportzuwachs (+0,2 %) deutlich übertraf. Der Außenbeitrag hat den BIP- Anstieg um 0,4 Prozentpunkte vermindert. Industriedaten erneut enttäuschend Die durch den hohen Stand wichtiger Stimmungs- indikatoren genährte Erwartung auf eine Bele- BVR RWI GD; REGDIW IMK SVR KOM IMF 1,0 1,5 2,0 2,5 Aug 15 Sep 15 Okt 15 Nov 15 Bbk - Deutsche Bundesbank DIW - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin GD - Gemeinschaftsdiagnose (Frühjahrs- bzw. Herbstprognose) HWWI - Hamburger WeltWirtschaftsInstitut ifo - Institut für Wirtschaftsforschung, München IfW - Institut für Weltwirtschaft, Kiel IMF - Internationaler Währungsfonds IMK - Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung, Düsseldorf IW - Institut der deutschen Wirtschaft, Köln IWH - Institut für Wirtschaftsforschung, Halle KOM - Europäische Kommission OECD - Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung REG - Bundesregierung RWI - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen SVR - Sachverständigenrat Quelle: BVR OECD IfW HWWI; IWH OECD IW Konjunktur 2016 - Prognosen für Deutschland preisbereinigt, Jahreswachstumsratedes BIP in %
  • 15. Deutsche Konjunktur 15 bung der Industriekonjunktur hat sich im Septem- ber abermals nicht erfüllt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, gab die Industrieproduktion gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,4 % nach. Zuvor, im August, war der Ausstoß ebenfalls zurückgegangen (-0,6 %). Auch der industrielle Auftragseingang sank im September (-1,7 %), nachdem er bereits im August merklich nachgegeben hatte (-1,8 %). Für den Rückgang waren in erster Linie die Aus- landsorders (-2,4 %) verantwortlich. Die inländi- schen Bestellungen (-0,6 %) blieb hingegen ver- gleichsweise robust. Im gesamten dritten Quartal gaben die Aufträge um 2,8 % nach, wobei leich- ten Bestellzuwächsen aus dem Inland (+0,3 %) und dem Euroraum (+0,9 %) einem deutlichen Nachfragerückgang aus dem Nicht-Euroraum (-8,6 %) gegenüberstanden. Der Auftragsschwund kann als weiteres Indiz dafür gesehen werden, dass die schwächere Gangart in den Schwellenlän- dern allmählich auf die wirtschaftliche Entwick- lung Deutschlands durchschlägt. Darauf deuten auch die Außenhandelsdaten hin. Zwar sind die Exporte der deutschen Wirtschaft im September gegenüber dem Vormonat kalender- und saison- bereinigt um 2,6 % gestiegen. Damit konnte aller- dings der kräftige Rückgang vom August (-5,2 %) nur bedingt kompensiert werden. Die Einfuhren legten nach einem Rückgang von 3,2 % im Vor- monat zuletzt um 3,6 % zu. Konjunkturerwartungen hellen sich auf Trotz der Terroranschläge von Paris und der Wachstumsabschwächung in den Schwellländern 70 80 90 100 110 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Außenhandel in Mrd. Euro, saisonbereinigt Ausfuhren Einfuhren Quelle: Thomson Reuters Datastream 90 100 110 120 130 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Aufträge 2010=100, preis-und saisonbereinigt Aufträge aus dem Inland Aufträge aus dem Ausland 90 100 110 120 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Produktion 2010=100, preis-und saisonbereinigt Baugewerbe Industrie
  • 16. Deutsche Konjunktur 16 haben sich die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland im November sichtlich verbessert. Der anhand einer regelmäßigen Umfrage unter Finanzmarktexperten ermittelte Stimmungsindi- kator stieg um 8,5 Punkte auf einen Stand von 10,4 Punkten, nachdem er zuvor sieben Monate in Folge zurückgegangen war. Stimmungsaufhellend dürften unter anderem guten US-Konjunkturda- ten und der weitere Rückgang des Euro-Wechsel- kurses gewirkt haben. Der ifo Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft legte im November ebenfalls zu. Er ist gegenüber dem Vormonat um 0,8 Punkte auf 109,0 Punkte gestiegen. Für die Aufhellung des Geschäftsklimas waren sowohl seine Lage- als auch seine Erwartungskomponente verantwortlich. So haben die befragten Unterneh- men ihre aktuelle Situation etwas günstiger und ihre Erwartungen für die nahe Zukunft insgesamt optimistischer beurteilt als zuvor. Alles in allem las- sen die jüngsten Umfrageergebnisse für die nächs- ten Monate eine Fortsetzung des robusten Kon- junkturaufschwungs in Deutschland erwarten. Inflationsrate zieht etwas an Wie bereits auf den ersten Seiten dieser Ausgabe von „Volkswirtschaft special“ erwähnt, ist die Infla- tionsrate Deutschlands zuletzt etwas gestiegen. Gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) hat sie sich von 0,0 % im September auf 0,3 % im Okto- ber erhöht. Zum Anstieg der Gesamtraten trugen die Energiepreise bei, die zuletzt weniger stark zu- rückgingen als zuvor (-8,6 % gegenüber -9,3 %). Zudem hat sich der Preisanstieg bei Dienstleistun- gen und Nahrungsmittel moderat beschleunigt. 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Verbraucher Unternehmen Insolvenzen Monatliche Fallzahlen Quelle: Thomson Reuters Datastream -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 -1 0 1 2 3 4 5 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Verbraucherpreise Kerninflation* Erzeugerpreise (rechte Skala) Verbraucher- undErzeugerpreise gg. Vorjahr in % *ohne Energie undLebensmittel 95 100 105 110 115 120 -20 0 20 40 60 80 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Wirtschaftliche Einschätzung saisonbereinigt ZEW-Konjunkturerwartungen ifo Geschäftsklimaindex* *rechte Skala, 2010=100
  • 17. Deutsche Konjunktur 17 Bei den Erzeugerpreisen gewerblicher Produkte hält der Abwärtstrend an. Der Erzeugerpreisindex lag im Oktober um 2,3 % unter seinem Vorjahres- stand. Weniger Insolvenzen Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen ist in Deutschland im August gegenüber dem Vorjah- resmonat um deutliche 9,7 % auf 1.807 Fälle ge- sunken. Zuvor, im Juni und Juli, waren die Firmen- pleiten allerdings – entgegen dem langjährigen Abwärtstrend – mit Jahresraten von 11,2 % bzw. 3,6 % gestiegen. Die Zahl der Verbraucherinsol- venzen gab im August ebenfalls nach. Sie hat sich um 4,4 % auf 6.150 vermindert. In den nächsten Monaten ist angesichts der nach wie vor günsti- gen strukturellen und konjunkturellen Rahmenbe- dingungen mit einer weiteren Entspannung des Insolvenzgeschehens zu rechnen. Arbeitslosenzahl auf dem niedrigsten Stand seit 1991 Befördert von der guten Konjunktur und der all- gemeinen Herbstbelebung ist die Arbeitslosenzahl in Deutschland im Oktober auf den niedrigsten Stand seit November 1991 gesunken. Bei der Bun- desagentur für Arbeit (BA) waren 2,649 Mio. ar- beitslose Menschen registriert. Die Arbeitslosen- zahl ist somit gegenüber September um 59.000 Personen zurückgegangen. In saisonbereinigter Rechnung gab sie leicht um 5.000 nach. Die Ar- beitslosenquote verharrte im Oktober saisonberei- nigt bei 6,4 %. In den Angaben zur Erwerbstätigkeit hielt die Aufwärtsbewegung an. Die saisonbereinigte Er- werbstätigenzahl ist im September gegenüber dem Vormonat um 50.000 Menschen gestiegen. Im Vorjahresvergleich legte sie um 381.000 auf 43,40 Mio. zu. Auch bei der sozialversicherungs- pflichtigen Beschäftigung setzte sich der Anstieg fort. Die Beschäftigtenzahl nahm zuletzt, im Au- gust, gegenüber dem Vorjahr um kräftige 691.000 auf 31,00 Mio. Menschen zu. Für die nahe Zukunft lässt die hohe Arbeitskräftenachfrage einen wei- teren Beschäftigungsaufbau erwarten. So waren im Oktober bei der BA 612.000 offene Arbeitsstel- len gemeldet und damit 95.000 mehr als im Vor- jahresmonat. 42.100 42.300 42.500 42.700 42.900 43.100 43.300 6,0 6,5 7,0 7,5 07/13 01/14 07/14 01/15 07/15 Erwerbstätige u. Arbeitslosenquote in Tsd., saisonbereinigt Arbeitslosenquote Erwerbstätige* *rechte Skala Quelle: Thomson Reuters Datastream