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Basel.Land.  | Montag, 13. Juni 2016 | Seite 20
Tigermücke hat das Baselbiet erreicht
Bundesamt für Umwelt bestätigt einen Fund in Arlesheim
Nachrichten
Schäden und Erdrutsch
wegen starken Regens
Liestal. Die zum Teil starken Nieder-
schläge vom Wochenende hatten
erneut Feuerwehreinsätze und Sach-
schäden zur Folge, wie die Baselbieter
Polizei mitteilt. Vor allem im Raum
Frenkendorf, Füllinsdorf, Arisdorf und
Liestal kam es am Samstagvormittag
zu überschwemmten Räumlichkeiten.
Bei der Einsatzzentrale sind 30 Notrufe
aus acht Gemeinden wegen Proble-
men mit den Wassermassen eingegan-
gen. Zudem brachen in diversen
Gemeinden Wasserleitungen, so etwa
in Frenkendorf, Allschwil und Oberwil.
Menschen seien bisher keine zu Scha-
den gekommen. Doch letzte Woche
kam es in Grellingen zu einem grösse-
ren Erdrutsch. Die deswegen gesperrte
Kantonsstrasse ist wieder offen.
Die wilde Bier-und-Schlamm-Party der Turner
Am Kantonalturnfest in Diegten vom Wochenende stand das feuchtfröhliche Beisammensein im Zentrum
Von Daniel Aenishänslin (Text und Fotos)
Diegten.Bis tief in die Nacht wurde am
Samstag gefeiert. Noch am Morgen
zuvor hatte der Himmel seine Schleu-
sen geöffnet, als wolle er das obere
Baselbiet lieber heute als morgen flu-
ten. Im Festzelt des Kantonalturnfestes
in Diegten hüpfte das Herz, das Bier
trieb die Stimmung literweise nach
oben, die Turnerinnen und Turner tanz-
ten, sangen, lagen sich in den Armen.
Irgendwo am Rand des Zelts bahnte
sich Martin Leber, Präsident des Basel-
bieter Tunverbands, seinen Weg in
Richtung reichlich verspätetes Abend-
essen. Im Schlepptau hatte er seinen
Vize, Rolf Cleis. «Trotz dem schlechten
Wetter ist die Stimmung toll», bemerkte
er, «von jung bis alt feiern alle gemein-
sam; man versteht sich über die Ver-
einsgrenzen hinweg einfach gut.»
DJ Don Jogi pumpte seine Beats in
die Festzelthalle. Die Turnerinnen und
Turner tanzten auf den Bänken und
noch wilder auf den Tischen. Einige ver-
suchten sich auf dem Turnfestmobiliar
gar an einer Menschenpyramide. Nicht
gerade in der Höhe eines Castells, eines
Menschenturms, wie er im katalani-
schen Tarragona Teil gelebter Kultur ist,
aber immer noch hinauf in solch
schwindelnde Höhe, dass Versicherun-
gen davon abraten. Und alle hatten sie
ein Lächeln im Gesicht. Ein breites. Die
Turnfeste sind vielleicht die einzigen
wilden Partys, die noch alle Jahrgänge
gemeinsam feiern.
Turne bis zur Urne
Seinen Stellenwert unterstrich das
Kantonalturnfest dadurch, dass es
gleich von mehreren politischen Expo-
nenten besucht wurde. Natürlich tanzte
keiner und keine von ihnen abends bier-
selig auf den Tischen. Der höchste
Baselbieter, Landratspräsident Franz
Meyer, nahm sich ebenso die Zeit wie
Nationalrätin Maya Graf. Am Freitag
machte Regierungspräsident Anton
Lauber den Turnenden seine Aufwar-
tung, am Samstag der Baselbieter Volks-
wirtschafts- und Gesundheitsdirektor
Thomas Weber und am Sonntag die
Baselbieter Sportdirektorin Monica
Gschwind. Nationalrat Thomas de
Courten legte sogar selbst Hand an. Er
war als Helfer eingeteilt, stellte Tische
und Bänke auf, räumte Abfall weg. Tho-
mas Beugger, Leiter des Baselbieter
Sportamts, begleitete einen in seiner
Funktion als Speaker durch den Tag.
Zurück ins Zelt, wo den Fotografen
auf dem Siedepunkt der Stimmung die
Linsen anliefen. Anastasia aus Bischofs-
zell legte einen Twist auf den Tisch, dass
sich schon der Zuschauer Schweissper-
len von der Stirn wischen musste.
«Cool, dass alle mitmachen», keuchte
sie begeistert, «es ist einfach geil, wir
haben so einen Spass.» Der Buusner Joe
fasste zusammen: «Im Wettkampf gibt
man alles. Und abends gibt man noch
mal alles.» Er sang ein Hohelied auf den
Zusammenhalt der Turnerfamilie. Er
selbst gebe nicht mehr «Vollgas»,
schliesslich sei er auch schon 30. Aber
es gebe natürlich Grenzen, wenn gefei-
ert wird, sagte Dani vom STV Benken
(Motto: Turne bis zur Urne): «Es
braucht gegenseitigen Respekt, es darf
nichts kaputt gemacht werden und
wenn jemand zu blöd tut oder betrun-
ken ist, greift die soziale Kontrolle».
Heisst: Er wird vom Kollegen freundlich
aus dem Verkehr gezogen.
Durchzechte Partynacht
Eine wilde Partynacht feierten
Guggi und Nicole aus dem solothurni-
schen Etziken. «Wir tanzen zusammen
Rock ’n’ Roll, wenn wir nicht mit der
Turnerfamilieunterwegssind»,erzählte
Nicole. «Wenn wir am Sonntag heimrei-
sen, haben wir wahrscheinlich 24 Stun-
den nonstop Plausch gehabt», prophe-
zeite Guggi und dachte einen Moment
an sein sportliches Abschneiden,
«gleichzeitig hoffe ich, dass wir in die
Ränge kommen.» Das Kantonalturnfest
in Diegten sei noch besser, als sie sich
das vorgestellt haben. Überall laufe
etwas. «Wir haben zwar eine Übernach-
tungsmöglichkeit, werden sie aber nicht
nutzen», sagte Nicole, «dafür sind wir
bekannt.»
Läng d Achs und gib im
Zäichen
und Wunder
Es bassiere no Zäichen und Wunder.
Jetz sy doch do letschti inere Gratis-
Zyt­tig, wo numme zooben uusechunnt,
alli Täggscht statt in Hochdütsch uf
Mundart gschriibe gsii. Natüürlig hets
äim bim äinten oder andere Wort e chly
tschuudered oder es isch äim fascht e
chly gschmuech worde. Aber wills jo
öbbe gege 30 verschiideni Mundarten
in der Schwyz git, chamen es Wort au
30-mool anders schryybe. Numme. Bi
den Inhält vo de Täggscht hed sich nüt
gänderet. Au uf Mundart sy die mäisch-
ten Artikel immer no glyych äinerläi gsi
wie uf Hochdütsch.
tschuudere = frösteln
gschmuech = unbehaglich
äinerläi = belanglos
Von Boris Gygax
Arlesheim.Die asiatische Tigermücke
ist lästig. Im Gegensatz zu heimischen
Mücken ist sie tagaktiv und aggressiver.
Sie kann mehrmals zustechen und
einen Menschen regelrecht verfolgen.
Gefürchtet ist sie, weil sie Krankheiten
wie das Dengue- und Chikungunya­
fieber oder das Zikavirus zwar nicht ein-
schleppen, aber übertragen kann. Erst-
mals 2003 in der Südschweiz entdeckt,
führt das Schweizerische Tropen- und
Public Health-Institut (Swiss TPH)
zusammen mit dem Gruppo Lavoro
Zanzare (GLZ) des kantonalen Labors
für angewandte Mikrobiologie des
­Kantons Tessin seit 2013 ein Über­
wachungsprogramm ausserhalb des
Tessins durch.
Zehn Jahre später überwand die
Tigermücke die Alpen. Seither wurden
deren Eier und Exemplare auf der
Alpennordseite entdeckt, sagt Basil
Gerber, Experte beim Bundesamt für
Umwelt (Bafu). Er bestätigt: Im Sep-
tember letzten Jahres sei ein Exemplar
im Kanton Baselland, genauer: in Arles-
heim, gesichtet worden.
Günstiges Klima für die Mücke
Dies erstaunt: Warum breitet sich
die Tigermücke nicht zuerst im Mittel-
land aus, bevor sie weiter in den ­Norden
verschleppt wird? Dafür gebe es eine
logische Erklärung, sagt Gerber. «Die
Mücke kann nur 100 bis 200 Meter flie-
gen und wird entlang der Transport-
wege, also in Autos, Last­wagen, Flug-
zeugen oder Zügen verschleppt.» Die
wenigen Tiere auf der Alpennordseite
wurden entlang der Nord-Süd-
Verkehrs­achse entdeckt. Daneben seien
nur wenige Fälle in der Nordostschweiz
bekannt. Im Tessin hat sich die Anzahl
seit 2014 fast verdoppelt, nachdem sie
sich zuvor stabilisiert hatte.
Die nun gefundene Mücke ging
nicht in eine der 30 Fallen, die vom
Swiss TPH in der ganzen Schweiz, vor-
nehmlich entlang der Strassenverkehrs­
achsen und Flughäfen, aufgestellt wur-
den. Eine Falle steht etwa in Pratteln an
der A2. In Arlesheim habe ein Kenner
das Tier bestimmen können, erschlagen
unddannandasBaselbieterSicherheits­
inspektorat geschickt, welches es an die
Fachstelle im Tessin weiterleitete, sagt
Dieter Leutwyler, Mediensprecher der
Bau- und Umweltschutzdirektion. Der
Fundort liege bei einem verlassenen
Haus, wo Regentonnen herumstanden.
Es sei das erste Mal, dass ein Hin-
weis aus der Bevölkerung auch
gestimmt hat, so Gerber. Meistens
werde die Tigermücke mit der etwas
grösseren, ebenfalls schwarz-weiss
gestreiften asiatischen Buschmücke
verwechselt  – beide gehören zu den
invasiven Arten. Die Tiere bräuchten
kleinste Mengen an Wasser, um ihre
Eier abzulegen, sagt Gerber.
Darum seien alle Tonnen entleert
und die umliegenden Wasserflächen
trockengelegt worden, sagt Leutwyler.
Er bezeichnet den Fund als «reinen
Zufall. Jede andere Person hätte die
Mücke wahrscheinlich erschlagen und
entsorgt.» Insofern gehe er davon aus,
dass noch weitere, vereinzelte Tiere es
bis in die Region geschafft haben.
Die Tigermücke lebe nicht in Sumpf-
gebieten wie andere Mückenarten,
erklärt Bafu-Experte Gerber. Das milde
Klima im Baselbiet begünstige das Über-
lebenderTiere,dieshabeabernichtsmit
dem Klimawandel zu tun. Die Insekten
flüchten nicht, sondern werden zufällig
verschleppt. Künftig werde das Baselbiet
regelmässiger überprüft, sagt Gerber.
Experte relativiert Gefahr
Bei einer solch niedrigen Dichte auf
der Alpennordseite sei die Möglichkeit,
dass eine Tigermücke ein Virus von
einem kranken Menschen aufnimmt
und dieses an einen anderen weitergibt,
«verschwindend klein». Höchstens im
Sommer im Tessin sei dies denkbar,
«aber auch dann müsste es ganz dumm
gehen», so der Bafu-Experte.
Obwohl das Risiko einer Anste-
ckung klein ist, bekämpfen die Behör-
den die Insekten. Es sei billiger, verein-
zelt die Brut zu zerstören, als erst dann
zu reagieren, wenn die Population
schon dicht ist, sagt Gerber. Die Ein-
dämmungsstrategie funktioniere gut.
Für etwa die Hälfte des Erfolgs im Tes-
sin sei jedoch die Bevölkerung verant-
wortlich. Sie werde dazu angehalten,
stehende Gewässer zu verhindern, bei-
spielsweise das Wasser der Untersätze
der Blumentöpfe regelmässig zu erset-
zen und den Müll gut abzudichten.
Lokal werden auch biologische Insekti-
zide angewendet. «Chemikalien wer-
den so schonend wie möglich einge-
setzt», sagt Gerber.
Doch die Eier der Tigermücken sind
sehr widerstandsfähig: Sie sind tro-
ckenresistent und können mehrere
Monate, wenn nicht sogar Jahre, über-
leben. So werden auch die Eier leicht
verschleppt und können überdauern,
bis sie an einem anderen Ort wieder in
Kontakt mit Wasser kommen und eine
neue Mückengeneration heranwächst.
Lästige Plage.Die Tigermücke kann mehrmals zustechen und ist aggressiver als
die heimischen Mücken. 
Nach dem Wettkampf das Kampftrinken.Der Turnverein Rothenfluh beim berauschenden Teambuilding.
Drei Muskeltiere.Nach dem Regen kam der Schlamm. Disziplin Schlammwaten.Jungs aus Waldstatt.

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Tigermücke

  • 1. Basel.Land.  | Montag, 13. Juni 2016 | Seite 20 Tigermücke hat das Baselbiet erreicht Bundesamt für Umwelt bestätigt einen Fund in Arlesheim Nachrichten Schäden und Erdrutsch wegen starken Regens Liestal. Die zum Teil starken Nieder- schläge vom Wochenende hatten erneut Feuerwehreinsätze und Sach- schäden zur Folge, wie die Baselbieter Polizei mitteilt. Vor allem im Raum Frenkendorf, Füllinsdorf, Arisdorf und Liestal kam es am Samstagvormittag zu überschwemmten Räumlichkeiten. Bei der Einsatzzentrale sind 30 Notrufe aus acht Gemeinden wegen Proble- men mit den Wassermassen eingegan- gen. Zudem brachen in diversen Gemeinden Wasserleitungen, so etwa in Frenkendorf, Allschwil und Oberwil. Menschen seien bisher keine zu Scha- den gekommen. Doch letzte Woche kam es in Grellingen zu einem grösse- ren Erdrutsch. Die deswegen gesperrte Kantonsstrasse ist wieder offen. Die wilde Bier-und-Schlamm-Party der Turner Am Kantonalturnfest in Diegten vom Wochenende stand das feuchtfröhliche Beisammensein im Zentrum Von Daniel Aenishänslin (Text und Fotos) Diegten.Bis tief in die Nacht wurde am Samstag gefeiert. Noch am Morgen zuvor hatte der Himmel seine Schleu- sen geöffnet, als wolle er das obere Baselbiet lieber heute als morgen flu- ten. Im Festzelt des Kantonalturnfestes in Diegten hüpfte das Herz, das Bier trieb die Stimmung literweise nach oben, die Turnerinnen und Turner tanz- ten, sangen, lagen sich in den Armen. Irgendwo am Rand des Zelts bahnte sich Martin Leber, Präsident des Basel- bieter Tunverbands, seinen Weg in Richtung reichlich verspätetes Abend- essen. Im Schlepptau hatte er seinen Vize, Rolf Cleis. «Trotz dem schlechten Wetter ist die Stimmung toll», bemerkte er, «von jung bis alt feiern alle gemein- sam; man versteht sich über die Ver- einsgrenzen hinweg einfach gut.» DJ Don Jogi pumpte seine Beats in die Festzelthalle. Die Turnerinnen und Turner tanzten auf den Bänken und noch wilder auf den Tischen. Einige ver- suchten sich auf dem Turnfestmobiliar gar an einer Menschenpyramide. Nicht gerade in der Höhe eines Castells, eines Menschenturms, wie er im katalani- schen Tarragona Teil gelebter Kultur ist, aber immer noch hinauf in solch schwindelnde Höhe, dass Versicherun- gen davon abraten. Und alle hatten sie ein Lächeln im Gesicht. Ein breites. Die Turnfeste sind vielleicht die einzigen wilden Partys, die noch alle Jahrgänge gemeinsam feiern. Turne bis zur Urne Seinen Stellenwert unterstrich das Kantonalturnfest dadurch, dass es gleich von mehreren politischen Expo- nenten besucht wurde. Natürlich tanzte keiner und keine von ihnen abends bier- selig auf den Tischen. Der höchste Baselbieter, Landratspräsident Franz Meyer, nahm sich ebenso die Zeit wie Nationalrätin Maya Graf. Am Freitag machte Regierungspräsident Anton Lauber den Turnenden seine Aufwar- tung, am Samstag der Baselbieter Volks- wirtschafts- und Gesundheitsdirektor Thomas Weber und am Sonntag die Baselbieter Sportdirektorin Monica Gschwind. Nationalrat Thomas de Courten legte sogar selbst Hand an. Er war als Helfer eingeteilt, stellte Tische und Bänke auf, räumte Abfall weg. Tho- mas Beugger, Leiter des Baselbieter Sportamts, begleitete einen in seiner Funktion als Speaker durch den Tag. Zurück ins Zelt, wo den Fotografen auf dem Siedepunkt der Stimmung die Linsen anliefen. Anastasia aus Bischofs- zell legte einen Twist auf den Tisch, dass sich schon der Zuschauer Schweissper- len von der Stirn wischen musste. «Cool, dass alle mitmachen», keuchte sie begeistert, «es ist einfach geil, wir haben so einen Spass.» Der Buusner Joe fasste zusammen: «Im Wettkampf gibt man alles. Und abends gibt man noch mal alles.» Er sang ein Hohelied auf den Zusammenhalt der Turnerfamilie. Er selbst gebe nicht mehr «Vollgas», schliesslich sei er auch schon 30. Aber es gebe natürlich Grenzen, wenn gefei- ert wird, sagte Dani vom STV Benken (Motto: Turne bis zur Urne): «Es braucht gegenseitigen Respekt, es darf nichts kaputt gemacht werden und wenn jemand zu blöd tut oder betrun- ken ist, greift die soziale Kontrolle». Heisst: Er wird vom Kollegen freundlich aus dem Verkehr gezogen. Durchzechte Partynacht Eine wilde Partynacht feierten Guggi und Nicole aus dem solothurni- schen Etziken. «Wir tanzen zusammen Rock ’n’ Roll, wenn wir nicht mit der Turnerfamilieunterwegssind»,erzählte Nicole. «Wenn wir am Sonntag heimrei- sen, haben wir wahrscheinlich 24 Stun- den nonstop Plausch gehabt», prophe- zeite Guggi und dachte einen Moment an sein sportliches Abschneiden, «gleichzeitig hoffe ich, dass wir in die Ränge kommen.» Das Kantonalturnfest in Diegten sei noch besser, als sie sich das vorgestellt haben. Überall laufe etwas. «Wir haben zwar eine Übernach- tungsmöglichkeit, werden sie aber nicht nutzen», sagte Nicole, «dafür sind wir bekannt.» Läng d Achs und gib im Zäichen und Wunder Es bassiere no Zäichen und Wunder. Jetz sy doch do letschti inere Gratis- Zyt­tig, wo numme zooben uusechunnt, alli Täggscht statt in Hochdütsch uf Mundart gschriibe gsii. Natüürlig hets äim bim äinten oder andere Wort e chly tschuudered oder es isch äim fascht e chly gschmuech worde. Aber wills jo öbbe gege 30 verschiideni Mundarten in der Schwyz git, chamen es Wort au 30-mool anders schryybe. Numme. Bi den Inhält vo de Täggscht hed sich nüt gänderet. Au uf Mundart sy die mäisch- ten Artikel immer no glyych äinerläi gsi wie uf Hochdütsch. tschuudere = frösteln gschmuech = unbehaglich äinerläi = belanglos Von Boris Gygax Arlesheim.Die asiatische Tigermücke ist lästig. Im Gegensatz zu heimischen Mücken ist sie tagaktiv und aggressiver. Sie kann mehrmals zustechen und einen Menschen regelrecht verfolgen. Gefürchtet ist sie, weil sie Krankheiten wie das Dengue- und Chikungunya­ fieber oder das Zikavirus zwar nicht ein- schleppen, aber übertragen kann. Erst- mals 2003 in der Südschweiz entdeckt, führt das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) zusammen mit dem Gruppo Lavoro Zanzare (GLZ) des kantonalen Labors für angewandte Mikrobiologie des ­Kantons Tessin seit 2013 ein Über­ wachungsprogramm ausserhalb des Tessins durch. Zehn Jahre später überwand die Tigermücke die Alpen. Seither wurden deren Eier und Exemplare auf der Alpennordseite entdeckt, sagt Basil Gerber, Experte beim Bundesamt für Umwelt (Bafu). Er bestätigt: Im Sep- tember letzten Jahres sei ein Exemplar im Kanton Baselland, genauer: in Arles- heim, gesichtet worden. Günstiges Klima für die Mücke Dies erstaunt: Warum breitet sich die Tigermücke nicht zuerst im Mittel- land aus, bevor sie weiter in den ­Norden verschleppt wird? Dafür gebe es eine logische Erklärung, sagt Gerber. «Die Mücke kann nur 100 bis 200 Meter flie- gen und wird entlang der Transport- wege, also in Autos, Last­wagen, Flug- zeugen oder Zügen verschleppt.» Die wenigen Tiere auf der Alpennordseite wurden entlang der Nord-Süd- Verkehrs­achse entdeckt. Daneben seien nur wenige Fälle in der Nordostschweiz bekannt. Im Tessin hat sich die Anzahl seit 2014 fast verdoppelt, nachdem sie sich zuvor stabilisiert hatte. Die nun gefundene Mücke ging nicht in eine der 30 Fallen, die vom Swiss TPH in der ganzen Schweiz, vor- nehmlich entlang der Strassenverkehrs­ achsen und Flughäfen, aufgestellt wur- den. Eine Falle steht etwa in Pratteln an der A2. In Arlesheim habe ein Kenner das Tier bestimmen können, erschlagen unddannandasBaselbieterSicherheits­ inspektorat geschickt, welches es an die Fachstelle im Tessin weiterleitete, sagt Dieter Leutwyler, Mediensprecher der Bau- und Umweltschutzdirektion. Der Fundort liege bei einem verlassenen Haus, wo Regentonnen herumstanden. Es sei das erste Mal, dass ein Hin- weis aus der Bevölkerung auch gestimmt hat, so Gerber. Meistens werde die Tigermücke mit der etwas grösseren, ebenfalls schwarz-weiss gestreiften asiatischen Buschmücke verwechselt  – beide gehören zu den invasiven Arten. Die Tiere bräuchten kleinste Mengen an Wasser, um ihre Eier abzulegen, sagt Gerber. Darum seien alle Tonnen entleert und die umliegenden Wasserflächen trockengelegt worden, sagt Leutwyler. Er bezeichnet den Fund als «reinen Zufall. Jede andere Person hätte die Mücke wahrscheinlich erschlagen und entsorgt.» Insofern gehe er davon aus, dass noch weitere, vereinzelte Tiere es bis in die Region geschafft haben. Die Tigermücke lebe nicht in Sumpf- gebieten wie andere Mückenarten, erklärt Bafu-Experte Gerber. Das milde Klima im Baselbiet begünstige das Über- lebenderTiere,dieshabeabernichtsmit dem Klimawandel zu tun. Die Insekten flüchten nicht, sondern werden zufällig verschleppt. Künftig werde das Baselbiet regelmässiger überprüft, sagt Gerber. Experte relativiert Gefahr Bei einer solch niedrigen Dichte auf der Alpennordseite sei die Möglichkeit, dass eine Tigermücke ein Virus von einem kranken Menschen aufnimmt und dieses an einen anderen weitergibt, «verschwindend klein». Höchstens im Sommer im Tessin sei dies denkbar, «aber auch dann müsste es ganz dumm gehen», so der Bafu-Experte. Obwohl das Risiko einer Anste- ckung klein ist, bekämpfen die Behör- den die Insekten. Es sei billiger, verein- zelt die Brut zu zerstören, als erst dann zu reagieren, wenn die Population schon dicht ist, sagt Gerber. Die Ein- dämmungsstrategie funktioniere gut. Für etwa die Hälfte des Erfolgs im Tes- sin sei jedoch die Bevölkerung verant- wortlich. Sie werde dazu angehalten, stehende Gewässer zu verhindern, bei- spielsweise das Wasser der Untersätze der Blumentöpfe regelmässig zu erset- zen und den Müll gut abzudichten. Lokal werden auch biologische Insekti- zide angewendet. «Chemikalien wer- den so schonend wie möglich einge- setzt», sagt Gerber. Doch die Eier der Tigermücken sind sehr widerstandsfähig: Sie sind tro- ckenresistent und können mehrere Monate, wenn nicht sogar Jahre, über- leben. So werden auch die Eier leicht verschleppt und können überdauern, bis sie an einem anderen Ort wieder in Kontakt mit Wasser kommen und eine neue Mückengeneration heranwächst. Lästige Plage.Die Tigermücke kann mehrmals zustechen und ist aggressiver als die heimischen Mücken. Nach dem Wettkampf das Kampftrinken.Der Turnverein Rothenfluh beim berauschenden Teambuilding. Drei Muskeltiere.Nach dem Regen kam der Schlamm. Disziplin Schlammwaten.Jungs aus Waldstatt.